Autor

Howard Barker

Englischer Dramatiker und Lyriker, geb. 1946
Studierte Geschichte. 1970 wurden seine ersten Stücke, „Cheek“ und „No One Was Saved“, im Theatre Upstairs des Royal Court uraufgeführt. Es folgten Aufführungen in anderen renommierten nicht-kommerziellen Bühnen wie dem Open Space, dem Warehouse der Royal Shakespeare Company und der Joint Stock Company. Gemeinsam mit Howard Brenton, David Hare und Caryl Churchill. wurde Barker in den Siebzigerjahren zu den wilden jungen Linken, die frischen Wind in die Theater brachten, gezählt. Barker war der schärfste Satiriker unter ihnen. In den Achtzigerjahren hat er sich, von der Politik Thatchers ebenso bestürzt wie von der der Linken enttäuscht, dezidiert von der Satire ab- und der Tragödie zugewandt.
„Anna Galactia“ (im englischen Original „Scenes of an Execution“), 1983 geschrieben, liegt an der Schnittstelle zwischen Politsatire und Tragödie. Vielleicht deshalb ist dies sein international erfolgreichstes, meistgespieltes Stück.
Barker kennt die Situation seiner Anna Galactia aus eigener Erfahrung: auch er hat seine Auftraggeber immer wieder verärgert. Fernsehspiele wurden produziert, aber nie gesendet, Auftragsstücke wurden von den Auftraggebern nicht zur Aufführung gebracht. Seit 1970 hat er weit über vierzig Theaterstücke, Fernsehspiele und Hörspiele (ausgezeichnet mit den rennommiertesten Hörspielpreisen, dem Sony-Award und dem Prix Italia) geschrieben. Viele seiner Stücke haben heftige Diskussionen, begeisterte Zustimmung und wütende Ablehnung ausgelöst, einige wurden von der renommierten Royal Shakespeare Company gespielt, einige konnten sich auch im kommerziellen Londoner Theater behaupten, aber Barker blieb ein umstrittener Autor.
Seine Anhänger lieben die Vehemenz, mit der Barker darauf besteht, daß Theater wichtig ist und etwas zu sagen hat, seine großen Themen, seine extremen Figuren und seine antinaturalistische, dichterische Sprache. Barker wird in Finnland und Australien, Polen und Amerika, Ungarn und Spanien aufgeführt. In England hat sich 1987 eine Gruppe, die „Wrestling School“, formiert, die ausschließlich seine Stücke spielt und in ganz Europa gastiert, zuletzt in Berlin, demnächst in Paris.
„Anna Galactia“ wurde 1986 am Zürcher Theater am Neumarkt uraufgeführt, 1990 spielte Glenda Jackson die Titelrolle in der Londoner Erstaufführung.

Stücke u.a.
Claw
Victory
The Love of a Good Man
The Power of the Dog
Scenes from an Execution (dt.: Anna Galactia, Österreichische Erstaufführung am Volkstheater Wien)
The Castle (dt.: Das Kastell, deutschsprachige Erstaufführung: Theater mbH., Wien)
The Europeans (dt.: Die Europäer, deutschsprachige Erstaufführung: Theater m. b. H., Wien)
A Hard Heart (dt.: Hartes Herz, deutschsprachige Erstaufführung: k.l.a.s.)
Seven Lears (dt.: Sieben Lears, deutschsprachige Erstaufführung: Theater in der Drachengasse, Wien)
He stumbled (dt.: Königshäuter, Uraufführung: Theater m. b. H., Wien)
The Bite of the Night
The Possibilities (dt.: Möglichkeiten, deutschsprachige Erstaufführung: Stadttheater Lübeck)
Rome
Hated Nightfall (dt.: Verhasste Dämmerung, deutschsprachige Erstaufführung: Theater mbH., Wien)
Judith
Minna (dt.: Minna, Uraufführung: Theater mbH., Wien)
The Goalers Ache for the Nearly Dead
[Uncle] Vanja (dt.: [Onkel] Wanja, deutschsprachige Erstaufführung: Theater m. b. H., Wien)
Gertrude. The Cry (dt.: Gertrud. Der Schrei, deutschsprachige Erstaufführung: Theater mbH., Wien)
A House of Correction (dt.:  Der Architekt des Wassers, Deutschsprachige Erstaufführung: k.l.a.s.) 

Am Volkstheater
„Anna Galactia“, 1994/95

  

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