Autor

Rainer Werner Fassbinder

1945–1982
Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzent
1945 31. Mai: Rainer Werner Fassbinder wird als Sohn eines Arztes und einer Dolmetscherin in Bad Wörishofen geboren. Nach der Scheidung der Eltern 1951 wächst Fassbinder zunächst bei seiner Mutter auf. Als Sie an Tuberklose erkrankt, kommt Fassbinder ins Heim.
1961–1963 Kurz vor dem Abitur verläßt Fassbinder die Schule und arbeitet im Kölner Häuserverwaltungsbüro seines Vaters.
1963–1966 Schauspielunterricht am Fridl Leonhard Studio in München. Hier lernt er unter anderem Hanna Schygulla kennen, die als weiblicher Star zu seinem späteren Team gehört.
1966/67 Fassbinder dreht seine ersten beiden Kurzfilme mit den Titeln „Die Stadtstreicher“ und „Das kleine Chaos“.
1966 Für seinen Film „Nur eine Scheibe Brot. Dialog über einen Auschwitzfilm“ erhält Fassbinder den dritten Preis bei einem Dramenwettbewerb der „Jungen Akademie München“.
1967/68 Mitglied des Münchner „Action Theaters“. Dort arbeitet er erstmals in „Leonce und Lena“ als Regisseur und führt sein eigenes Stück „Katzelmacher“ auf.
1968 Mitbegründer des „antiteaters“, ein Schauspieler-Kollektiv, das durch unkonventionelle Theater-, Film- und Fernsehproduktionen auf sich aufmerksam macht.
1969 Sein erster Spielfilm „Liebe ist kälter als der Tod“ bleibt noch weithin unbeachtet. Dagegen erhält seine zweite Regiearbeit bei der Verfilmung des Gastarbeiter-Melodramas „Katzelmacher“ den Fernsehpreis der Akademie der Darstellenden Künste und die Filmbänder in Gold für Buch, Regie und Produktion des Bundesfilmpreises 1970.
1970 Fassbinder beeindruckt in dieser Zeit besonders durch seine Produktivität. So verfilmt er in einem Jahr „Das Kaffehaus“, „Whity“, „Die Niklashauser Fahrt“, „Der Amerikanische Soldat“, „Warnung vor einer heiligen Nutte“ und „Pioniere in Ingolstadt“. Außerdem arbeitet er an der Bearbeitung von Theaterstücken, an eigenen Theaterstücken und an Theaterinszenierungen. Des weiteren schreibt er die Hörspiele „Preparadise sorry now“ und „Ganz in weiß“.
1971 In der Verfilmung von „Händler der vier Jahreszeiten“ wird der Leidensweg eines Mannes, der von allen betrogen und gemieden, sich schließlich zu Tode trinkt, beschrieben.
1972 Verfilmung der gesellschaftskritischen Familienserie „Acht Stunden sind kein Tag“ mit Hanna Schygulla, Luise Ullrich und Werner Finck. Die umstrittene Serie wird nach fünf Folgen nicht weiter verlängert.
1974 Fassbinders Spielfilm „Angst essen Seele auf“ erregt großes Aufsehen. Der Film thematisiert mit bemerkenswerter Subtilität die Liebe zwischen einer alternden deutschen Putzfrau und einem jungen marokkanischen Gastarbeiter. Des weiteren beendet Fassbinder in diesem Jahr die Verfilmung von Theodor Fontanes Roman „Effi Briest“ und erzielt damit einen großen Berlinale Erfolg.
1974/75 Leiter des Frankfurter „Theater am Turm“ (TAT) für eine Spielzeit.
1976–1978 Mit den Filmen „Chinesisches Roulette“ und „Despair – eine Reise ins Licht“ versucht Fassbinder durch eine internationale Besetzung und Produktion ein Publikum außerhalb Deutschlands zu erreichen.
1977 In den USA findet das New Yorker Fassbinder-Festival mit 12 seiner Filme statt. Fassbinder wird von der New York Times als der „faszinierendste, begabteste, fruchtbarste, originellste junge Filmemacher in Westeuropa“ gefeiert.
1978 Beteiligung an der Gemeinschaftsproduktion „Deutschland im Herbst“ von neun Regisseuren. Der Film behandelt die kritische Zeit um die Entführung und Ermordung Hanns-Martin Schleyers (1915–1977) im Jahre 1977. Außerdem läuft Fassbinders Film „Ein Jahr mit 13 Monden“ an, der die Tragödie eines Mannes schildert, der sich aus Liebe in eine Frau umwandeln läßt und trotz seines Einsatzes scheitert. Ein internationaler Erfolg wird die Verfilmung einer melodramatischen Erzählung aus dem Deutschland der Nachkriegszeit unter dem Titel „Die Ehe der Maria Braun“. Der Film wird mit dem deutschen Filmband in Gold für die Regie und dem Großen Preis der Filmtage von Orleans ausgezeichnet.
1980 Mit der Verfilmung von Alfred Döblins Roman „Berlin Alexanderplatz“ erfüllt Fassbinder sich einen Wunschtraum. Die Ausstrahlung erfolgt in dreizehn Folgen und einem Epilog. Von den Kritikern wird der Film kontrovers diskutiert und vom Fernsehpublikum nicht in dem erwarteten Maß angenommen.
1981 Der Kino-Film „Lili Marleen“, der auf den Lebenserinnerungen der Sängerin Lale Andersen basiert, wird zu einem breiten Publikumserfolg. Im selben Jahr filmt Fassbinder seinen ersten Dokumentarfilm „Theater in Trance“.
1982 Mit der Ausstrahlung des Films „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ erlebt Fassbinder seinen letzten großen Erfolg. Der Film vom Niedergang eines ehemaligen UFA-Stars erringt bei den 32. Berliner Filmfestspielen den Goldenen Bären. Die Verfilmung von Jean Genets Roman „Querelle“ wird Fassbinders letztes Projekt. 10. Juni: Rainer Werner Fassbinder stirbt, vermutlich aufgrund der gleichzeitigen Einnahme von Kokain und Schlaftabletten, in seiner Münchner Wohnung.

Vom Volkstheater produziert
„Nur eine Scheibe Brot“, Uraufführung, 1995

  

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