Nikolaj Gogol
Nikolaj Vasilijevic Gogol-Janovskij wird 1809 als Sohn eines ukrainischen Gutsbesitzers geboren. Theaterleidenschaft liegt in der Familie: der Großvater hatte volkstümliche Farcen geschrieben, der Vater leitete ein Haustheater für einen reichen Verwandten, und Nikolaj gründet im wissenschaftlichen Gymnasium von Nézhin, das er besucht, ein Schultheater. Nach Abschluß der Schule – der Vater ist inzwischen gestorben, die Mutter bewirtschaftet alleine das Gut – geht Gogol auf Stellensuche nach Petersburg. Er würde gerne Schauspieler, findet aber kein Engagement, wird Beamter, studiert Malerei, schreibt, verbrennt die Exemplare seines ersten im Selbstverlag erschienenen Buchs nach einer schlechten Kritik, erhält eine Stelle als Geschichtslehrer in einem Mädchenpensionat.
1831/32 erscheinen die Abende auf dem Weiler bei Dikanka, und Gogol ist plötzlich die große Hoffnung der russischen Literatur. Doch mit dem Erfolg kommen Zweifel und Unzufriedenheit und schöpferische Krisen.
1835 schreibt Gogol in nur zwei Monaten die Komödie Der Revisor nach einem Sujet, das ihm Puschkin vorgeschlagen hat. Hohe und höchste Gönner sorgen dafür, daß das Stück durch die Zensur kommt. Der Revisor wird ein großer Erfolg, doch der entstehende Meinungsstreit treibt den Dichter ins Ausland. Von 1836 bis 1848 reist Gogol durch Europa und kehrt nur besuchsweise in seine Heimat zurück, sorgt für die Herausgabe seiner Werke, streitet sich mit der Zensur herum. Die „Heimat seiner Seele“ wird Rom, doch auch von dort treibt es den Ruhelosen immer wieder fort.
1842 erscheint der erste Teil der Toten Seelen, 1845 verbrennt er zum ersten Mal das Manuskript des zweiten Teils. Schwere Krankheiten und Schaffenskrisen, Zerwürfnisse mit seinen Freunden, Depressionen und zunehmend religiöser Mystizismus prägen das Leben Gogols.
1848 treiben ihn die politischen Unruhen in ganz Europa nach Rußland zurück. Auch in seiner Heimat reist er ruhelos von Ort zu Ort, arbeitet am zweiten Teil der Toten Seelen und sucht Erlösung in der Religion.
Im Januar 1852 hat Gogol die Toten Seelen fertig gestellt, im Februar verbrennt er erneut das Manuskript. Von diesem Tag an verweigert er hartnäckig die Annahme von Nahrung. Er will nicht mehr leben. Die Gewaltkuren der Ärzte machen die letzten Tage seines Lebens zu einem Martyrium. Zehn Tage nach der Vernichtung seines Werkes stirbt der Dichter am 21. Februar. Auf seinem Grabstein stehen die Worte: „Durch mein bitteres Wort werde ich lachen.“
Am Volkstheater
„Der Revisor“, 1988/89