Grigorij Gorin
Geboren 1940, lebt als Arzt und Schriftsteller in Moskau.
Bereits in den sechziger Jahren wurde er in seiner Heimat als Satiriker bekannt: Für das russische Fernsehen schrieb er Drehbücher, für den Rundfunk Hörspiele und andere Beiträge, sein eigentliches Terrain ist in dieser Zeit jedoch die Prosa: In mehr als 200 Erzählungen und Satiren (bisher sind keine in deutscher Übersetzung erschienen) nimmt Gorin mit spitzer Feder die Schwächen des sowjetischen Menschen seiner Zeit aufs Korn – moralische Gleichgültigkeit, Parasitentum, Infantilismus – und geißelt die Auswüchse des sowjetischen Gesellschaftssystems (Bürokratismus, mitmenschliche Kälte etc.). Seit den siebziger Jahren schreibt Grigorij Gorin darüber hinaus für das Theater.
Ein erster Sammelband mit seinen Stücken erschien im Moskauer Verlag „Sowetski Pissatel“. In diesem greift Gorin historisch-literarische Motive auf, die die Macht der Phantasie und die Kraft der Subjektivität ins Zentrum rücken; zugleich erweist er sich in diesen als kenntnisreicher Flaneur durch die europäische Literatur und als Grenzgänger zwischen den Bereichen Satire und Phantasie.
Auch in seinen jüngsten Werken weiß Grigorij Gorin seiner Zeit anhand historischer Stoffe mit Witz und Biß zuzusetzen:
Sein Theaterstück „Kaddisch“ nimmt die Geschichte des russisch-jüdischen Dorfes „Anatovka“ aus dem gleichnamigen Roman des jiddischen Schriftstellers Scholem Aleijchem auf – zu einer Zeit, da die Nachrichten über den lauter werdenden Antisemitismus in Rußland unüberhörbar werden. (Kirsten E. Lehmann)
Am Volkstheater
„Kaddisch“ (nach Scholem Alejchem), 1991/92