Autor

Klaus Mann

1906 18. November: Klaus Mann wird als Sohn des Schriftstellers Thomas Mann und dessen Frau Katia (geb. Pringsheim) in München geboren.
1922 Nach dem Besuch des Münchner Wilhelmsgymnasiums wechselt er auf das Internat Odenwaldschule. Die Odenwaldschule wird nach den Prinzipien der Reformpädagogik geführt.
1923 Nach eigenen Angaben verläßt er die Odenwaldschule, als er sich in einen Mitschüler verliebt.
1924 Juni: Mann verlobt sich mit Pamela Wedekind, der Tochter des Schriftstellers Frank Wedekind. Er hatte sie im Jahr zuvor bei seinem Onkel Heinrich Mann kennengelernt. September: Das Paar zieht nach Berlin, wo Klaus Mann als Theaterkritiker arbeitet. Er beginnt mit der Publikation von Kurzgeschichten in Zeitungen und Zeitschriften.
1925 Sein Buch „Der fromme Tanz“ ist einer der ersten Homosexuellen-Romane in der deutschen Literatur. Mann bekennt sich zu seiner Homosexualität, obgleich sie in der Weimarer Republik laut §175 des Reichsstrafgesetzbuchs unter Strafe steht. Sein Vater veröffentlicht nach Erscheinen von „Der fromme Tanz“ einen Essay „Über die Ehe“, in dem er die Homoerotik als „Widersinn“ und „Fluch“ bezeichnet. Klaus Manns Drama „Anja und Esther“ erscheint. Zusammen mit seiner Verlobten, seiner Schwester Erika Mann und deren Verlobtem Gustaf Gründgens tritt er in der Hamburger Uraufführung von „Anja und Esther“ auf. Das Stück erhält vor allem durch den Auftritt der „Dichterkinder“ Bekanntheit. Mann unternimmt seine erste größere Auslandsreise. Sie führt ihn nach England, Paris, Marseille, Tunesien, Palermo, Neapel und Rom.
1927 Veröffentlichung seiner Reiseerfahrungen in dem Essay „Heute und Morgen. Zur Situation des jungen geistigen Europas“. 21. April: Seine Komödie „Revue zu Vieren“ wird für das bestehende Theaterensemble geschrieben und in Leipzig uraufgeführt.
1927/28 Mit seiner Schwester unternimmt er eine achtmonatige Weltreise. Unter dem Titel „Rundherum. Das Abenteuer einer Weltreise“ veröffentlichen sie einen humoristischen Bericht.
1927 Bei Emil Jannings verbringt das Geschwisterpaar Weihnachten. Sie lernen dort u.a. Friedrich Wilhelm Murnau kennen.
ab 1928 Mann reist viel. Er hält sich des öfteren in Paris auf, wo er mit Jean Cocteau (1889-1963) und André Gide (1869-1951) Bekanntschaft macht.
1932 Mit „Kind dieser Zeit“ legt er seine erste Autobiographie vor. In seinem Roman „Treffpunkt im Unendlichen“ verfolgt er drei Hauptstränge, die seinen Erfahrungsdimensionen entstammen: Drogen, Suizid und Liebe.
1933 Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigriert er über Amsterdam, Zürich und Prag nach Paris. Er gerät in das Zentrum der bedeutendsten Autoren des Exils und wird einer ihrer Repräsentanten.
Ab 1933 Fast die gesamte Familie Mann lebt im Exil. Für Klaus Mann wie für seine Geschwister ist der elterliche Wohnsitz in Sanary-sur-Mer (Südfrankreich) Bezugspunkt.
1933–1935 Im Querido-Verlag in Amsterdam gibt er die Exilzeitschrift „Die Sammlung“ heraus. Die Monatsschrift erscheint unter dem Patronat von Gide, Heinrich Mann und Aldous Huxley (1894–1963). Klaus Mann versucht eine einheitliche „antifaschistische Front“ herbeizuführen, um das NS-Regime wirkungsvoll zu bekämpfen. Er kann Autoren der unterschiedlichsten politischen Richtungen gewinnen: Johannes R. Becher, Ernst Bloch, Bertolt Brecht, Albert Einstein, Leo Trotzki, Ernest Hemingway, Boris Pasternak (1890–1960), Joseph Roth, Walter Mehring (1896–1985). Die Herausgabe der Zeitschrift muß schließlich wegen zu geringer Abnahme eingestellt werden.
1934 Klaus Mann wird die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. August: Als geladener Gast nimmt er am „1. Allunionskongreß der Sowjetschriftsteller“ teil. Er entwickelt einen „sozialistischen Humanismus“, der in einer übernationalen Ordnung die Entfaltung des Individuums sichere.
1935 In seinem Roman über Peter Iljitsch Tschaikowsky (1840–1893) „Symphonie Pathétique“ setzt er sich mit der Einsamkeit des Künstlers auseinander. Auch in diesen Roman fließen eigene Erfahrungen wie Homosexualität und Todessehnsucht ein.
1936 Er unternimmt eine viermonatige USA-Reise, auf der er Vorträge hält. Mann unterstützt die Bildung der „Deutschen Volksfront“, die zur Einigung der Exilopposition führen soll. Sein Roman „Mephisto“ erscheint im Querido-Verlag in Amsterdam. Anhand einer Künstlerkarriere zeigt Mann die Verstrickung der Intellektuellen und Künstler mit dem NS-Regime auf. Die Hauptfigur ähnelt stark dem in Deutschland erfolgreichen Gründgens.
1937 Mann nimmt die tschechische Staatsbürgerschaft an. Mai/Juni: Heroin-Entziehungskur in Budapest. Ab September: Erneute Vortragsreise durch die USA.
1938 April: Er macht eine zweite Entziehungskur in Zürich. Juni/Juli: Zusammen mit seiner Schwester ist er Presseberichterstatter im Spanischen Bürgerkrieg. Trotz seiner grundsätzlich pazifistischen Haltung befürwortet er den bewaffneten Kampf der Republikaner. Nach dem Münchner Abkommen wandert er in die USA aus. Er hält sich dort häufig bei seinen ebenfalls emigrierten Eltern in Princeton auf.
1939 Sein Roman „Der Vulkan. Roman unter Emigranten“ zeichnet ein facettenreiches Bild der Exil-Schicksale. Mann entwirft hier episch seine Utopie des sozialistischen Humanismus als einer Ordnung, in der alle Platz hätten, auch „Drogensüchtige, Homosexuelle, Anarchisten“. Gemeinsam mit seiner Schwester verfaßt er „Escape to Life“. Neben der eigenen Famile beschreiben sie Einstein, Brecht, Carl Zuckmayer, Ernst Toller, Max Reinhardt und George Grosz. Das Buch wird ein großer publizistischer Erfolg.
1941/42 Er redigiert die avantgardistische Zeitschrift „Decision. A Review of Free Culture“. Es ist eine internationale Revue, in der politische und kulturelle Aufsätze und literarische Arbeiten erscheinen. Die Zeitschrift soll Beziehungen zwischen der europäischen und amerikanischen Geisteswelt intensivieren.
1942 Unter dem Titel „The Turning Point“ erscheint die Fortsetzung seiner Autobiographie in englischer Sprache. April: Seine Meldung zur US-Army ist ein politischer Entschluß. Mann will nun als Soldat gegen das NS-Regime kämpfen. Dezember: Seine Einberufung erfolgt erst nach mehrmaligem Drängen, da er noch nicht die amerikanische Staatsbürgerschaft hat.
1943 4. Januar: Dienstbeginn in der Armee. Er erhält seine Grundausbildung und macht Dienst in verschiedenen Lagern in den USA. Seine Homosexualität muß er verbergen, da Homosexuelle grundsätzlich nicht in die US-Army aufgenommen werden. Auch befremden ihn die Trennung der weißen und schwarzen Soldaten und die Unkenntnis der GIs über das NS-Regime. Seine Einbürgerung und sein militärischer Einsatz im Zweiten Weltkrieg verzögern sich, da „besondere Erkenntnisse“ gegen ihn vorliegen. Er war im Frühjahr 1940 beim Federal Bureau of Investigation (FBI) als Homosexueller und Kommunist denuziert und seither bespitzelt worden. 25. September: Er erhält die amerikanische Staatsbürgerschaft. Er verläßt mit einem Truppentransport die USA.
1944/45 Mann wird in Casablanca und in Italien in der psychologischen Kriegführung eingesetzt: Er schreibt Flugblätter und verfaßt Texte für Radiosender und Grabenlautsprecher, mit denen die gegnerischen Soldaten zur Aufgabe und zum Überlaufen aufgefordert werden.
1945 Mai/Juni: Als Korrespondent der Armeezeitung „The Stars and Stripes“ kehrt er nach Deutschland zurück. Er besucht die ehemalige elterliche Villa, die zwischenzeitlich für den Verein „Lebensborn“ genutzt wurde. Als US-Korrespondent wird Mann das Konzentrationslager (KZ) Dachau gezeigt. Er ist als Reporter bei der Befragung Hermann Görings anwesend. September: Entlassung aus dem Armeedienst.
Ab 1946 Mann wechselt häufig seinen Wohnsitz. Er lebt in Rom, Amsterdam, New York und Kalifornien.
1948 Nicht zuletzt wegen seiner schriftstellerischen Mißerfolge und finanziellen Schwierigkeiten begeht Mann einen Selbstmordversuch. August: Er ist Lektor im Bermann-Fischer/Querido-Verlag in Amsterdam.
1949 22. Mai: Klaus Mann stirbt in Cannes an einer Überdosis Schlaftabletten.
1956 Sein Roman „Mephisto“ wird in der DDR veröffentlicht.
1964 In der Bundesrepublik soll „Mephisto“ im Rahmen einer Werkausgabe erscheinen. Die Gründgens-Erben reichen dagegen Klage beim Oberlandesgericht Hamburg ein, da sie die Persönlichkeitsrechte Gründgens’ angegriffen sehen.
1965–1968 In mehreren Verhandlungen, die bis vor das Bundesverfassungsgericht gehen, wird die Veröffentlichung des Romans verboten. Eine Herausgabe dürfe erst erfolgen, wenn die Erinnerung an den Verstorbenen verblaßt sei.
1981 Der Rowohlt Taschenbuch Verlag bringt den Roman „Mephisto“ heraus.

  

Zurück zu Personen M