Schauspielerin

Hilde Sochor

Geboren wurde Hilde Sochor 1924 in Wien-Breitensee. Sie studierte nach Matura und Kriegshilfsdienst Germanistik und Theaterwissenschaft und nahm bei Leopold Rudolf und Wolfgang Heinz Schauspielunterricht. 1948 legte sie ihre Schauspielprüfung ab, promovierte zum Dr. phil., debütierte in den Kammerspielen und beeindruckte Volkstheaterdirektor Barnay.
1949 wurde sie Ensemblemitglied des Volkstheaters und blieb es unter fünf Direktionen bis 1996, nimmt aber auch nach ihrem Pensionsantritt immer wieder Rollenangebote an. Sie begann ihre Karriere in Stücken von Anzengruber, Raimund und Nestroy – in rund 30 Nestroy-Produktionen hat Hilde Sochor brilliert. In den 60er Jahren kamen neue, spannende Rollen in Stücken von Brecht, Wedekind, Bruckner, Schnitzler, Horváth, Ibsen und Hauptmann dazu, etwa die Grusche im „Kaukasischen Kreidekreis“, die Klara Hühnerwadl in „Musik“ oder die Frau John in den „Ratten“, und auch in Klassikern wie im „Zerbrochnen Krug“ (Marthe Rull), in „Romeo und Julia“ (Amme) oder im „Faust“ (Marthe) spielte die Sochor. Die Aufzählung ihrer wichtigen Rollen (über 130 waren es insgesamt) würde Seiten füllen. Erinnert sei immerhin noch an ihre Frau Suitner in Schönherrs gleichnamigem Drama (1976/77), ihre Frau Bockerer im „Bockerer“ von Becher/Preses (1979/80), ihre Frau Pollinger in Hermann Bahrs „Konzert“ (1983/84), ihre Maria in Turrinis „Josef und Maria“ (1986/87), ihre Mutter in Sobols „Weiningers Nacht“ (1988/89), die alte Frau in Kerstin Spechts Einpersonenstück „Amiwiesen“ (1991/92), ihre Maria in Shakespeares „Was ihr wollt“ (1992/93) und ihr Fräulein Tesman in Ibsens „Hedda Gabler“ (1994/95).Mit der Großmutter in Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“ fügte sie wieder eine beeindruckende Figur in die lange Reihe ihrer großen Rollen. 2000/01 spielte sie in der deutschsprachigen Erstaufführung von „Grace & Glorie“ die Grace , seit 2002/03 spielt sie in „Späte Gegend“ von Lida Winiewicz. Zuletzt wirkte sie in der Qualtingerlesung „Wiener Mädeln“ mit.
Gastiert hat Hilde Sochor als Frau des Regisseurs und Direktors Gustav Manker und Mutter von drei Kindern relativ selten: unter anderem spielte sie 1952 unter der Regie von Gründgens mit Fritz Kortner als Partner in Raimunds „Alpenkönig“ in Düsseldorf und 1996 die Frau Bockerer in Berlin. Beim Fernsehen war sie dagegen buchstäblich vom ersten Tag an dabei – in der legendären „Familie Leitner“ und hat in vielen Hörspielen und Filmen mitgewirkt.
Eigene Inszenierungen am Volkstheater und die Mitbegründung und Leitung der Schauspielschule des Volkstheaters ergänzen ihr eindrucksvolles Arbeitsprogramm. Ausgezeichnet wurden ihre Leistungen mit dem Goldenen Verdienstkreuz des Landes Wien, der Ernennung zum Professor, dem Nestroyring der Stadt Wien, dem Karl- Skraup-Preis und dem Titel „Kammerschauspielerin.“

Am Volkstheater seit 1988/89
Weiningers Nacht (Adele/Adelaide), 1988/89
Rücken zur Wand (Direktorin), 1988/89
Der Verschwender (Altes Weib), 1989/90
Die Moral der Frau Dulska (Titelrolle), 1990/91
Amiwiesen (Die Frau), 1991/92
Sturm im Wassergals (Frau Volgl), 1991/92
Einen Jux will er sich machen (Fräulein Blumenblatt), 1992/93
Was ihr wollt (Marie), 1992/93
Der Maulkorb (Cill1), 1993/94
Bunbury (Lady Bracknell), 1994/95
Justament blau, 1994/95
Hedda Gabler (Fräulein Tesman), 1994/95
Ohne Geld ka Musi, 1995/96
Geschichten aus dem Wiener Wald (Großmutter), 1997/98
Die Physiker (Mathilde von Zahnd), 1998/99
Grace & Glorie (Grace), 2000/01, 2001/02
Späte Gegend (Bäurin), 2002/03

Inszenierungen am Volkstheater
Das Haus der Temperamente, 1990
Sturm im Wasserglas, 1992
Lila, 1993
Der Florentinerhut, 1996

  

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