1995/96
Haupthaus

Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk
von Max Brod und Hans Reimann
nach dem Roman von Jarsolav Hasek
(Bearbeitung Max Brod und Hans Reimann)

Premiere 13. Dezember 1995

Mit
Heinz Petters als Schwejk
Franziska Sztavjanik als Etelka
Fritz Hammel als Oberleutnant Lukasch
Rainer Frieb als Baranyi
Viktoria Schubert als Dolly
und Inge Altenburger (Gesellschaftsdame), Wolf Dähne (Papierhändler), Erwin Ebenbauer (Gerichtsrat Braun), Uwe Falkenbach (Oberst von Schröder),Franz Hiller (Feldkurat), Erika Mottl (Schröders Köchin), Nicolaus Hagg (Kadett Biegler), Bernhard Hall (Krimineller), Rudolf Jusits (Dr. Bautze), Wolfgang Klivana (Soldat), Roger Murbach (Bretschneider), Renate Olarova (Frau Palivec), Stephan Paryla-Raky (Woditschka), Matthias Rehrl (Soldat), Albert Rolant (Marek), Alfred Rupprecht (Sekretär), Hertha Schell (Frau Oberst), Ronald Seboth (Hauptmann Sagner), Robert Seethaler (Soldat), Peter Vilnai (Palivec), Günther Wiederschwinger (Geschichtsprofessor)

Inszenierung: Wolfgang Hübsch
Ausstattung: Walter Schmögner
Musik: Peter Kaizar

 
Zwar fängt er fremde Hunde zu Verkaufszwecken. doch ihn selber zu fangen und an den Krieg zu verkaufen gelingt nicht: Der brave Soldat Schwejk hält‘s mit der Übererfüllung seiner Dienstbarkeit, und das erweist sich als zersetzender für die Militärmaschinerie denn Rebellion. Zumal Schwejk, der tschechische Unterläufer und Kriegsknecht der Herren Offiziere der k.u.k. Armee, weder Feind noch Krieg als seine eigenen zu erkennen vermag – Sieg oder Niederlage der österreichisch-ungarischen Monarchie sind ihm im Wortsinn böhmische Dörfer.
Schwejk. dieser Prager Lazarus eines ihm aufgezwungenen Kriegs, sucht in wahrhaft überlebenskräftiger Geistesschlichtheit nur sein Durchkommen durch die lebensgefährlichen Zeiten. Dabei werden von fremder Obrigkeit verordnetes Pflichtbewußtsein und die Propagandalüge von der Sinnhaftigkeit des (Ersten) Weltkriegs ebenso anarchistisch ad absurdum geführt wie manche noch heute gern verbreitete Idylle von der so wohlgeratenen. von jeglicher Unterdrückung nationaler Eigenarten freien Friedensordnung der Donaumonarchie.
Der Tscheche Schwejk, vorbestimmtes Kanonenfutter in einem ihn zu verschlingen drohenden Kriegsinferno, erweist sich durch Überanpassung als unersetzlich. Indem er die Absurdität der Soldatenexistenz todernst nimmt, überlebt er. Es ist dies die letzte Zuflucht eines Einfältigen, dessen Lebenswille ihn instinktiv an den todbringenden Gefahrenstellen einer wahnwitzigen Kriegslogik vorbeiführt.
Und es ist auch, in unnachahmlicher ironischer Brechung, ein Hohelied auf die persönliche Freiheit, mit unbeirrbarer Dickköpfigkeit und sturem Eigensinn auch in Zeiten bedrohlichster Vernunftverfinsterung die eigene Gangart zu wählen — was bei Schwejks gehorsamslüsternem, pllichtschuldigstem Vorpreschen jeweils ein Überrunden der Lebensgefahr mit sich bringt.

 
Pressestimmen

Wolfgang Hübsch gelang als Regisseur die richtige Balance zwischen voller Lebendigkeit und dicker Karikatur. Der Riesenapplaus bewies: die Botschaften sind angekommen.
Die Presse

Die Regie zeichnet sich durch Klarheit und Kraft aus, den Versuchungen von Übertreibung und Karikatur meist widerstehend.
NÖN

Leider hat das Volkstheater-Team Haseks Schwejk zur Pawlatschenfigur mit ‚Hunderln’ aus Pappmaché degradiert. Schwejk, der kleine Mann mit der großen Seele, wird zum Hanswurst, zum k. u. k. Truppenkasperl.
Kronenzeitung

Produktionen A