1991/92
Haupthaus

Amiwiesen
von Kerstin Specht

Österreichische Erstaufführung

Premiere 20. Oktober 1991

Mit
Hilde Sochor
und Annamaria Plichta/Ina Matt

Inszenierung Hans Escher
Bühne und Kostüme Werner Schönolt
Musik Alexander Kukelka

Die Geschichte, der Fall, wäre Schlagzeile für die Boulevardpresse: Dienstmädchen ersticht Arbeitgeberin und entführt Kind. Doch die Autorin interessiert sich nicht für den Kriminalfall, sondern für die Frau, die zu spät im Leben ihren Glücksanspruch anmeldet. Unter den jüngeren deutschsprachigen Autoren gelingt es nur relativ selten einem, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kerstin Specht hat es geschafft, nicht nur Preise zu erhalten und von Kritikern gelobt zu werden, sondern tatsächlich und gleich mit drei Stücken in den Spielplänen vertreten zu sein.
Wenn Kerstin Specht für das Theater schreibt, erzählt sie Geschichten, die eng mit ihrer oberfränkischen Heimat verbunden sind. Sie erfindet Figuren, die vom Dorf kommen und deren Mentalität in einer Sprache Ausdruck findet, die den Dialekt wirkungsvoll verknappt und verdichtet. Sie erzählt aus einer Gegend – dem früheren Zonenrandgebiet –, in der wie in anderen „unterentwickelten“, „zurückgebliebenen“ Landschaften das schlechte Alte mit dem zweifelhaften Neuen eine bösartige Symbiose eingegangen ist. Ihre Stücke stehen in der Tradition eines kritischen Volkstheaters, das sie mit Autoren wie Horvath, Marieluise Fleißer und Martin Sperr verbindet.
Kerstin Spechts zweites Stück „Amiwiesen“ ist ein Monodrama für eine Schauspielerin: die Geschichte der bäurischen Dienstmagd Anna, erzählt am Höhepunkt ihres verpfuschten Lebens, zum Zeitpunkt ihres größten Glücks und Unglücks.
Es ist die Geschichte von einer, die nie jemand wollte – außer 1945 die Amis auf der Wiese draußen vorm Ort – von einer, an der das gute wie das schlechte Leben vorbeigegangen ist, die immer aus zweiter Hand leben mußte. Wenn sie ihren Anspruch auf ein eigenes Leben durch einen Mord anmeldet, vom Opfer zur Täterin wird, scheint sie fast ein Recht darauf zu haben, und doch wird ihr keine Gerechtigkeit widerfahren.

 
Pressestimmen

Realistisches Theater, wie es in den letzten Jahren bedauerlicherweise außer Mode gekommen ist. Starke Bildkraft, Sprachmächtigkeit, surrealer Witz und Ironie.
Kronenzeitung

Als Vehikel für eine elementare Schauspielerin ist der Text immerhin verwendbar und dieses Vehikel hat Hilde Sochor, am Ende stürmisch bejubelt, ohne Schleudergefahr über die Ziellinie gebracht.
Die Presse

Hilde Sochor spielt das nicht als Parade-Solopart der alternden Mimin: Ziemlich zurückhaltend, fast kühl legt sie das Dienstmädchen als durchschnittliche, durch nichts außer ihrem Mord hervorstechende Frau an. Auch die Regie besticht durch ihre Umsicht.
Der Falter

Das robuste Hausmöbel glaubt man ihr ohne weiteres, doch die abstruse Tat traut man einer lebenstüchtigen Person solcher Faktur wirklich nicht zu.
Wiener Zeitung

Produktionen A