1991/92
Haupthaus |
Amiwiesen Österreichische Erstaufführung Premiere 20. Oktober 1991 Mit Inszenierung Hans Escher Die Geschichte, der Fall, wäre Schlagzeile für die Boulevardpresse: Dienstmädchen ersticht Arbeitgeberin und entführt Kind. Doch die Autorin interessiert sich nicht für den Kriminalfall, sondern für die Frau, die zu spät im Leben ihren Glücksanspruch anmeldet. Unter den jüngeren deutschsprachigen Autoren gelingt es nur relativ selten einem, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Kerstin Specht hat es geschafft, nicht nur Preise zu erhalten und von Kritikern gelobt zu werden, sondern tatsächlich und gleich mit drei Stücken in den Spielplänen vertreten zu sein. Realistisches Theater, wie es in den letzten Jahren bedauerlicherweise außer Mode gekommen ist. Starke Bildkraft, Sprachmächtigkeit, surrealer Witz und Ironie. Als Vehikel für eine elementare Schauspielerin ist der Text immerhin verwendbar und dieses Vehikel hat Hilde Sochor, am Ende stürmisch bejubelt, ohne Schleudergefahr über die Ziellinie gebracht. Hilde Sochor spielt das nicht als Parade-Solopart der alternden Mimin: Ziemlich zurückhaltend, fast kühl legt sie das Dienstmädchen als durchschnittliche, durch nichts außer ihrem Mord hervorstechende Frau an. Auch die Regie besticht durch ihre Umsicht. Das robuste Hausmöbel glaubt man ihr ohne weiteres, doch die abstruse Tat traut man einer lebenstüchtigen Person solcher Faktur wirklich nicht zu. |