1992/93
Haupthaus

Baumeister Solness
von Henrik Ibsen
(Deutsch von Gottfried Greiffenhagen und Peter Zadek)

Premiere 2. Mai 1993

Solness: Michael Rastl
Aline: Anke Schubert
Doktor: Herdal Rainer Frieb
Knut Brovik: Fritz Holzer
Ragnar: Fritz Hammel
Kaja Fosli: Judith Keller
Hilde Wangel: Magdalena Felixa

Inszenierung: Anna Badora
Bühnenbild: Klaus Baumeister
Kostüme: Ursula Renzenbrink

 
Ein Mann will ganz nach oben. Himmelstürmerisch wie er baut, möchte Baumeister Halvard Solness auch leben: energiegeladen, unbeirrbar, ganz auf die Kraftreserven seines Lebenstriebs vertrauend. Ein selfmademan voll Eigennutz und unbändigem Selbstvertrauen ist er, ein prototypischer Vertreter jenes Karrieristentums, das hinter dem wehenden Banner unbedingten Fortschrittsglaubens aus dem späten 19. Jahrhundert – „Baumeister Solness“ von Ibsen ist 1892 uraufgeführt worden – mitten in unsere Gegenwart her-eindrängt. Und so sportiv-ungebrochen, wie die heutigen Fortschritts-Baumeister der Ichsucht und dem Jugendlichkeitskult huldigen, so selbstbesessen sucht auch schon Solness, zu seiner Zeit „Modernist“ in Bau- und Lebensstil, sich seinen Weg zu bahnen. Doch der ist bislang nicht so pfeilsgerade verlaufen, wie er gern glauben (machen) möchte. Die Erfolgslaufbahn als Inhaber eines viel frequentierten Architekturbüros – spezialisiert zunächst auf Kirchen-, dann auf Wohnsiedlungsbau – hat er erst mit dem Vermögen seiner Frau im Rücken beschritten. Die Gründung einer Familie, mit einem Zwillingskinderpaar, ist jäh beim Brand des Elternhauses seiner Frau durch den tragischen Tod der Kleinkinder vereitelt worden. Seither plagen den Einzelgänger noch weniger Skrupel beim Verdrängungswettbewerb mit dem alten wie dem jungen Brovik, den Assistenten in seinem Büro. Bis ihm, an der Wende der Lebenszeit, mit einemmal die größte Herausforderung seiner Existenzziele gegenübertritt: die Verkörperung seines ureigenen Willens zum bedingungslosen Lebens- und Liebesraub in Gestalt eines vor Selbstbewußtsein sprühenden jungen Mädchens. Da gerät, mit einenmal und doch in bedrohlicher Folgerichtigkeit, das ganze auf Selbstsucht, Macht und Trieb gegründete Lebensmodell des Baumeisters Solness ins Wanken und mit ihm die für uns so bestimmend gewordene Fortschrittskonzeption eines vom Lustprinzip beherrschten Individualismus.

 
Pressestimmen

Die etwas kraftmeiernde Poesie des Textes ist in ein klares, spannendes Heute übersetzt.
Kronenzeitung

Ein abscheulich aufregendes Stück. Und abscheulich aufregend inszeniert auch Anna Badora. Wobei das Aufregende in der ganz unspektakulären Natürlichkeit liegt, mit der die Darsteller diese peinigend peinliche Geschichte vom Aufstieg und Fall des Karrieristen Solness erzählen.
Wienerin

Aus dem Volkstheater ist ein Absturz zu melden. Die Zwangsverbindung von poetischem Kitsch und Allerweltsrealismus trägt nicht.
Die Presse

Produktionen B