1995/96
Bezirke, Haupthaus

Der Biberpelz
von Gerhart Hauptmann

Premiere 24. April 1996
(Haupthaus 29. Mai 1996)

von Wehrhahn: Erwin Ebenbauer
Krüger: Albert Rolant
Doktor Fleischer: Nicolaus Hagg
Motes: Roger Murbach
Frau Motes: Hertha Schell
Frau Wolff: Cornelia Lippert
Julius Wolff: Stephan Paryla-Raky
Leontine: Magdalena Felixa/Julia Cencig
Adelheid: Elisabeth Sutterlüty
Wulkow: Wolf Dähne
Glasenapp: Uwe Falkenbach
Mitteldorf: Werner Prinz

Inszenierung: Klaus Rohrmoser
Bühne: Elisabeth Blanke
Kostüme: Suzie Heger
Musik: Judith Keller

Die Waschfrau Wolff hat, zur Linderung der häuslichen Not, etwas Brennholz mitgehen lassen – und auch einen Biberpelz, mit dessen Verkaufserlös sie die letzte Grundstücksrate ihrer kleinen Kate im Spreewald unweit Berlins zu begleichen sucht. Der bestohlene Hausherr Krüger versucht vergeblich, den Amtsvorsteher Wehrhahn zur Aufklärung der Diebstähle zu veranlassen. Der meint in Krüger einen politisch aufsässigen Querulanten und in dessen Freund Dr. Fleischer ein „reichs- und königsfeindliches Element“ vor sich zu haben. Kurz, vor lauter vermeintlichen Verrätern sieht er die kleine Gaunerin Mutter Wolffen nicht, glaubt in ihr sogar ein Vorbild an Tugend zu erkennen. Wo soviel Einfältigkeit sich an der Macht behauptet, kann die Welt nicht gerecht eingerichtet sein – und so verschafft sich die für das Wohl der Ihren kämpfende Frau Wolff auch auf illegalen Schleichwegen die kleinen Vorteile, die ihr das Weiterkommen ein wenig erleichtern. – Augenzwinkernd hat Gerhart Hauptmann in seiner Diebskomödie „Der Biberpelz“ der Waschfrau, die in politisch hoffnungslos bornierten Zeiten wie eine Wölfin für ihre Jungen sorgt, die Sympathien des lachenden Publikums gesichert: Ein Lachen, das der trickreichen Überlebenskunst in Zeiten finsterer, lebensfeindlicher Willkürherrschaft gilt.

 
Pressestimmen

Cornelia Lipperts Wolffen hat natugegebene Überlegenheit; mit entwaffnendem Charme wickelt sie alle um den Finger. Als reaktionärer Beamter macht Erwin Ebenbauer maßvoll lächerliche Figur. Alle übrigen tragen dazu bei, die Angelegenheit vergnüglich zu gestalten.
Kurt Kahl, Kurier

Das Stück ist eine "gemähte Wiese" und Klaus Rohrmoser hat die Balance gewahrt, an den Dialekten gearbeitet, so daß das Berlinerisch oder Sächsisch oder Platt gut verständlich ist, und im übrigen dafür gesorgt, daß Hauptmanns geschicktes Stück nicht allzu vordergründig über die Rampe kommt …
Renate Wagner, Neues Volksblatt

Volkstheater-Mimen ziehen Berliner Schnauzen. Icke weß nich’: Was soll dat bedeuten? Regisseur Klaus Rohrmoser weiß es auch nicht. Die Waschfrau Wolff der Cornelia Lippert ist eine Übermutter Courage, ein menschlicher Wärmestrahler zwischen Ofenrohr und Kaffeemühle. Warum sächselt Albert Rolant bloß?
poh, Der Standard

Klaus Rohrmosers Inszenierung gelingen da und dort Stimmungsbilder einer menschenfeindlichen, machtherrlichen Epoche. Den Staub und die Motten kann selbst der Wiener Lavendelschmäh der Schauspieler nicht aus Hauptmanns „Biberpelz“ vertreiben.
TG, Kronenzeitung

Produktionen B