1991/92
Bezirke

Biedermann und die Brandstifter
von Max Frisch

Premiere 10. Oktober 1991

Biedermann: Adolf Lukan
Babette, seine Frau: Gunda König
Anna, ein Dienstmädchen: Judith Keller
Schmitz, ein Ringer: Stephan Paryla-Raky
Eisenring, ein Kellner: Erwin Ebenbauer
Polizist: Bernhard Hall
Dr. Phil.: Wolf Dähne
Witwe Knechtling: Renate Olarova
Chor: Werner Prinz, Gerhard Steffen, Hans Steunzer

Inszenierung Peter M. Preissler
Bühne Georg Schmid
Kostüme Epi Schlüsselberger

Das „Lehrstück ohne Lehre“, wie der Autor sein Stück selbst nannte, wurde 1958 uraufgeführt und hat inzwischen den Rang eines modernen Klassikers erreicht. Eine Parabel über das Elend des Konformismus ist das, ihr Humor ist schwarzgerändert. Herr Biedermann holt sich mit dem reinsten Gewissen die Brandstifter selbst ins Haus. In Gemütlichkeit, falschem Biedersinn und Herzensfeigheit, reicht er dem sich offen deklarierenden Brandstifter sogar die Streichhölzer noch selbst. Von seiner Mitschuld am Brand ahnt er bis zuletzt nichts.

 
Pressestimmen

Zeitlos bleibt die Frage, die Frisch der bürgerlichen Moral stellt: Dient sie der Menschheit oder bloß dem guten Gewissen? Mehr als diese Frage stellt Peter M. Preisslers unaufdringliche Regie nicht. Ein gekonnter Grobschnitt mit einem makaber komischen Adolf Lukan in der Hauptrolle, Stephan Paryla-Raky und Erwin Ebenbauer als markante Verbrechertypen. Ohne belehrende Hinweise steht Max Frischs 30 Jahre alte Frage beklemmend im Raum.
Konrad Kramar, Kronen Zeitung

„Biedermann und die Brandstifter“ wird seine Gültigkeit nie verlieren. Die Parabel ist das Abbild unserer Zeit. In einer Zündholzschachtel verpackt (Bühnenbild: Georg Schmid), gelingt Peter M. Preissler eine solide Inszeneirung.
Martina Spitzbart, Kurier

Die ahnungslosen, uneinsichtigen Beschwichtiger sind natürlich auch heute noch unter uns, den Brandstiftern auch noch selbst die Zündhölzer zu reichen, bleibt allerdings Biedermann vorbehalten. Zugegeben: nichts, was Frisch zu sagen hat, ist unaktuell. Doch die Form ist es, diese Mixtur aus epischem Theater, ins spaßige getunkten Chorszenen, derber Flegelhaftigkeit… Flammen sind aus dieser Gedankenspielerei nie emporgeschlagen, jetzt liegt vor allem Asche über dem Werk. Anfangs darf man noch hoffen, dass es dem Regisseur gelingen werde, diese Aschenschicht wegzufegen. Seine Inszenierung ist solide gearbeitet und ist immer um die Balance zwischen Gefährlichkeit und die Groteske bemüht. Dennoch bleibt ein Lehrstück von gestern. Mit Bonhomie, Kälte, Feigheit und falscher Sentimentalität stattet Adolf Lukan seinen Biedermann aus, von den beiden Brandstiftern ist Erwin Ebenbauer aalglatt, ein lächelnder Schurke. Erstaunlich, wie Renate Olarova, ohne Text, wortlos auf einem Stuhl platziert, die Aufmerksamkeit zu fixieren weiß.
Duglore Pizzini, Die Presse

Produktionen B