1995/96
Haupthaus

Bloody Nathan
von Joshua Sobol
(Deutsch von Ingrid Rencher)

Uraufführung
Auftragsstück des Volkstheaters

Premiere 14. Mai 1996

Mit
Michael Rastl
Maria Bill
Rainer Frieb
Peter Strauß
Martin Popp

Inszenierung: Jens Schmiedl
Ausstattung: Annette Murschetz

 
Die Figur des Nathan ist für Generationen deutschsprachiger Leser und Theaterbesucher zum Inbegriff, zur Verkörperung von Toleranz geworden. Keiner kraftlosen, lauen „Es is eh alles eins“-Haltung, sondern einer aktiven Absage an Vorurteile, an blinden Haß und religiösen Fanatismus. Zur Erinnerung: Der Jude Nathan hat in einem Pogrom seine gesamte Familie verloren, doch er überwindet Haß und Verzweiflung, zieht ein „Christenmädchen“ groß, verkehrt offen und freundschaftlich mit Angehörigen aller in Jerusalem vertretenen Religionen und entzieht sich schließlich einer Falle, die ihm Sultan Saladin stellt, mit der berühmten Ringparabel (schon bei Boccaccio zu finden), die Respekt für und Toleranz von allen Religionen fordert. Der israelische Erfolgsautor Joshua Sobol hat im Auftrag des Volkstheaters eine Paraphrase über „Nathan“ aus heutiger Sicht geschrieben. Entstanden ist ein „blutiger“ oder „verdammter“ Nathan. Einer, der, in die endlose Spirale sinnloser Gewalt hineingezogen, seine lebenslange Absage an den Haß verwirft und selbst zum Gewalttäter wird. Ein Stück voller Wut, Trauer und Verzweiflung, ein böses, grelles Spiel über die Wirkungslosigkeit von Aufklärung und Toleranz im Angesicht terroristischer Gewalt und zugleich eine zynische Reflexion über das Medium Theater.

 
Pressestimmen

Der junge Regisseur inszenierte in der eindrucksvoll simplen Ausstattung intensiv und mit Sinn für dynamischen Wechsel.
Die Welt

Regisseur Jens Schmidl setzt auf Drastik und Reality-TV. Bilder, die uns auf dem Bildschirm kalt lassen, werden im Theater zum Schockmittel.
Kronenzeitung

Auf ihre Art die gewagteste Theaterproduktion, die Wien seit langem erlebt hat.
Der Standard

Die krassen Effekte wirken aufgesetzt, die Gewalttätigkeit mag schockieren, sie erlöst nicht vom Glassturz der Künstlichkeit, unter den das Stück gestellt ist.
Salzburger Nachrichten

Produktionen B