1999/2000
Haupthaus |
Das Blut Deutschsprachige Erstaufführung Premiere 4. Juni 2000 Elisabeth Rath (Frau) Inszenierung: Anselm Weber Der katalanische Autor Sergi Belbel schreibt aberwitzige und poetische Stücke über die Grausamkeit und Absurdität unserer Welt. Sein hochartifizielles Spiel mit dem Entsetzen macht die unreflektierte Sentimentalität des Umgangs mit Gewalt und Grauen kenntlich. Elisabeth Rath (Frau) Inszenierung: Anselm Weber Anselm Weber treibt die Schauspieler in einen hohen, hehren Ernst. Die Frau, rauhkehlig gespielt von der wunderbaren Elisabeth Rath. Ihr Bewacher (Ingo Hülsmann), der netteste, zärtlichste, sachlichste Peiniger. Der Junge als Schlaks (Christoph Zadra), der das Girlie (Chris Pichler) im Park aufreißen möchte, dabei aber eine glänzende Suada entwickelt, die schwangere Polizistin (Vera Borek), der der Anblick eines abgeschnittenen Ohrs zu einem erhabenen Sodbrennen verhilft, der schlotternde Gemahl (Michael Rastl), der mit seiner Geliebten (Anna Franziska Srna) streitet. Ein hoch aufgeschossenes Waisenmädchen (Simone Henn) nimmt die Sünden dieser Welt der Schlachtungsmathematiker ganz allein auf sich. Selten hat man im Volkstheater einen derartigen Kunsternst gesehen. Ein Sensationserfolg. Anselm Weber ist mutig und radikal ans Werk gegangen. Elisabeth Rath spielt die Rolle gnadenlos gegen sich selbst und das Publikum. In dem brillanten Bühnenbild von Barbara Ehnes erreicht das Volkstheater-Ensemble, mit drei sensationellen Gästen verstärkt, Höchstform. Vera Borek und Erwin Ebenbauer in Polizeiuniform, im Eispanzer mit kleinen Rissen souverän Babett Arens, explosiv Anna Franziska Srna als Geliebte des Politikers, dem Michael Rastl gehörige Jämmerlichkeit gibt. Verquer jung Chris Pichler und Christoph Zadra. Ingo Hülsmann, grandios als einer der Bewacher, als Abgeber des Ohrs, gelingt ihm komödiantisch Bravouröses. Als Kind bringt Simone Henn erschreckend und mysteriös eine andere Dimension ins Spiel. Das ist beklemmend, lachhaft komisch und berührend zugleich. Ein sensationell guter Abend im Volkstheater. Makaber, witzig, gewalttätig, politisch. Anselm Weber inszeniert mit einem hervorragenden Ensemble Theater von heute zwischen Farce und Tragödie. Eine Aufführung, die zu den besten dieser Saison zählt. |