Bohrende Fragen
Dramolette von Antonio Fian
Uraufführung
Premiere 15. Februar 2004
Mit
Vera Borek
Brigitte Neumeister
Erwin Ebenbauer
Christoph von Friedl
Regie und Raum: Frédéric Lion
Kostüme: Assunta Leutzendorff
Musik: Thomas Kaufmann
Antonio Fians Dramolette unter dem Titel „Das Phantom von Europa“ in der Inszenierung von Frédéric Lion gehörten zu den größten Erfolgen des Volkstheaters auf den kleinen Spielstätten. Nun gibt es eine Fortsetzung.
„Bohrende Fragen“ stellt Fian hier nicht nur Politikern und Literatur-Kollegen, sondern auch Journalisten, Utopisten, Cinephile und Philharmonikern.
„Aktualität, Kürze, Witz, Einseitigkeit und Gemeinheit, Schadenfreude und Bosheit“, attestiert Kollege Gustav Ernst Antonio Fian. Qualitäten, die in der besten Wiener Tradition von Nestroy bis Qualtinger stehen.
Pressestimmen
Antonio Fian hat sich geradezu sein eigenes Genre geschaffen – zwischen Satire, Polemik, Nonsens und konkreter Poesie. All das in Kürzestform. Zwei Dutzend Texte in 70 Minuten, das wirkt rekordverdächtig. Minimalismus herrscht auch in Frédéric Lions Inszenierung, und das mit gutem Grund. Fians Arbeiten sind einzig und allein aufs Wort gestellt. Kopftheater eines sprachverliebten Intellektuellen.
Was unterscheidet derlei vom politischen Kabarett? Der Anspielungsreichtum, das stilistische Raffinement, die Tonfall-Leichtigkeit eines passionierten Tonfallenstellers. Man lacht hier garantiert nicht unter seinem Niveau.
Ulrich Weinzierl, Die Welt
Kurze, hinterfotzige Texte, die Wortspenden mehr oder minder berühmter Menschen aufgreifen oder kleine Alltagsbegebenheiten auf die Spitze treiben. Dort oben in der lichten Höhe des parodistischen Kleinods, der satirischen Übertreibung oder der ironischen Demaskierung tun sich dann die Abgründe auf, vor denen wir oftmals entsetzt stehen. Und beglückt feststellen, Gott sei Dank, dass wir noch keinen Schritt weiter sind. Da irrlichtert es nestroyisch, höhnisch dröhnt ein bernhardscher Lacher durch den Saal und immer wieder sticht die spitze Feder Fians zu, bisweilen auch in Vertretung der Herren Qualtinger und Bronner. Immer wieder weicht der Witz der billigen Pointe aus und sucht sein Heil in sprachphilosophischer Ziselierung.
Reinhold Reiterer, Oberösterreichische Nachrichten
Was passiert, wenn man Fians Texte beim Wort nimmt und sie als kleine Dramen auf die Bühne bringt? Das Volkstheater hat nun zum bereits zweiten Mal die Probe aufs Exempel gemacht: Unter dem Titel „Bohrende Fragen“ werden in der spielbar zwanzig Fian-Szenen uraufgeführt. Dass das Ergebnis noch überzeugender als vor drei Jahren ausgefallen ist, hängt vermutlich damit zusammen, dass der Anteil „tagespolitischer“ Stücke diesmal wesentlich geringer ist. Abermals wird deutlich, dass sich die strenge Form von Fians Miniaturen auf der Bühne bezahlt macht.
Die siebzig Minuten lange Aufführung – Regie führt wie beim ersten Abend Frédéric Lion – ist gut zusammengestellt und einfach inszeniert; das vierköpfige Ensemble „verblödelt“ die Texte nicht, sondern geht ernsthaft an die Sache heran – was meistens ohnedies viel komischer ist.
Wolfgang Kralicek, Falter
In wenigen kurzen Dialogen und Regieanweisungen macht Fian das Große im Kleinen, vor allem aber das Kleine im Großen sichtbar.
Hinreißend Vera Borek, vor allem als Wolfgang Schüssel. Brigitte Neumeister merkt man die Freude am Spielen an, ihre Outrage kommt immer zur richtigen Zeit. Stark auch Erwin Ebenbauer und Christoph von Friedl.
Guitar, Kurier
Die Dramolette des Antonio Fian sind paradox: Leicht und heiter reagiert er auf Profanes: Zugleich aber öffnet seine Sprachkritik Abgründe. Der Mann ist ernster, als er scheint.
Die Aufführung einer weiteren Serie von Mikrodramen zeigt, dass sich Fian für feinstes Kabarett eignet.
Vera Borek, Erwin Ebenbauer, Brigitte Neumeister und Christoph von Friedl brauchten zwar eine kurze Aufwärmphase, doch dann legten diese Charakterköpfe unter der Regie von Frédéric Lion los. Neumeister als Chris Lohner mit züchtigem Amtsdeutsch, Borek als sexbesessener Turrini im Elektrogeschäft, von Friedl als Rilke und Erwin Ebenbauer als Cinephiler – das hat Klasse.
norb, Die Presse
Er jongliert mit Buchstaben, mit Stilen, mit Situationen.
Fian, Jahrgang 1956, ist ein guter Beobachter, und er besticht durch ausgefallene Konstellationen: so erlebt man etwa Rilke und seine dominante Mutter, die seine schriftstellerische Tätigkeit lenkt und bewacht. Man begleitet Turrini in ein Elektrogeschäft (wo er alles obszön findet), oder Nitsch, der bei den Festspielen einen literarischen Text vorträgt (was die Schickeria als ungemein brutal empört). Ein Liebespaar hat Schwierigkeiten durch Literaturkenntnis, beziehungsweise
-nichtkenntnis, cineastische „Besessenheit“ stört eine Vater-Sohn-Beziehung. Fian bezieht die Wirkung seiner Texte aus Kleinigkeiten, aus Umkehrungen, aus irrwitzig gemixten Begegnungen. Und er hatte mit Frédéric Lion einen glänzenden Regisseur, der die Miniaturen optimal zu präsentieren versteht. Nicht zuletzt allerdings durch sein erstklassiges Darstellerquartett: Vera Borek, Brigitte Neumeister, Erwin Ebenbauer, Christoph von Friedl. Und unterstützt durch den einfühlsamen Saxophonisten Thomas Kaufmann und durch Kostümbildnerin Assunta Leutzendorff.
Lona Chernel, Wiener Zeitung
Im Volkstheater schauen Vera Borek, Brigitte Neumeister, Erwin Ebenbauer und Christoph von Friedl mit Antonio Fian erneut auf das Glück und Unglück der Alpenrepublik. „Bohrende Fragen“ lautet das Motto dieser Heimatbetrachtung des „Moralisten“ Fian, der alle vier mit leichtem Hang zum Skurrilen (Regie Frédéric Lion) eine theatralische Lebensfähigkeit verpassen.
TG, Kronenzeitung