Brückenköpfe
von Heinz Rudolf Unger
Uraufführung
Premiere 16. September 1998
Mit
Wendling: Günter Franzmeier
Blum: Tim Kramer
Karl Carl: Peter Uray
Hamerling: Günther Wiederschwinger
Messenhauser: Peter Vilnai
Der schwarze Lorenz: Manfred Jaksch
Ferdl: Alfred Rupprecht
Franzl: Wolfgang Klivana
Gerngroß: Roger Murbach
Sophie: Judith Keller
Josephine: Sabine Herget
Dr. Jellinek: Nicolaus Hagg
Gardist: Gerhard Kasal
Musikant: Erich Meixner
Windischgrätz: Peter Uray
Inszenierung: Peter Gruber
Bühne: Martina Tscherni
Kostüme: Brigitte Berchtold
Musik: Erich Meixner
In Form einer Komödie verarbeitet Unger die weitgehend vergessene und verdrängte Revolution von 1848.
Wien, Herbst 1848: Wendling, der Hausdiener des Fabrikanten Gerngroß, soll im Auftrag seines Herrn, der die Kapitulation der Revolutionäre betreibt, einen kaiserlichen Spion in die Stadt schleusen, verwechselt ihn aber mit Robert Blum, einem deutschen Revolutionär auf der Flucht, der in Wien Zuflucht sucht, und quartiert ihn bei Gerngroß ein. Satirisch erzählt Unger von einer Revolution, die mehr theatralisch als politisch scheint, aber dennoch in Verrat und Tod mündet, frag – mit heutigem Blick – nach Wesen und Wert des Ideals, das pathetisch an die Fahnen der 1848 geheftet war: Freiheit.
Pressestimmen
Wie die einen bei ihren Idealen verharren, die anderen hingegen unerschütterlich bei ihren Interessen, wird – von Witzen und Couplets garniert – klar herausgebracht. Der einzige Fehler ist, wie bei Unger meist, die Überdeutlichkeit.
Peter Grubers Inszenierung umschifft alle Schwächen des Stücks und bringt das Beste am Volkstheater-Ensemble heraus. Daß man hier immer noch Nestroy spielen kann, kommt Unger sehr zugute.
R. Wagner, Neues Volksblatt
Ansonsten wandelt die herrlich Witz und Galle versprühende „wienerische“ Revolutionsposse, trotz vieler Figuren mit historischen Vorbildern und Originaltexten weniger auf den Spuren tasächlicher Geschehnisse als jenen von Nestroy. Was Unger allerdings vom Meister des Alt-Wiener-Volkstheters unterscheidet: Er pappt kein gutes Ende an sein Stück. Es endet wie die Revolution. Mit deren Niederschlagung und Hinrichtungen.
Unter Peter Grubers Nestroy-erprobter Regie läßt die Fülle der Pointen und das turbulente Bühnengeschehen im ersten Teil die Lachmuskeln kaum zur Ruhe kommen. Wenn gegen Ende die Revolutionäre im Gefängnis sitzen, zögert sich allerdings das Ende allzulang hinaus. Herausragend agiert vor allem Günter Franzmeier, aber auch alle anderen überzeugen durch stimmiges Ensemblespiel.
Annemarie Klinger, Neue Zeit
Über allem, was Autor Unger da geschrieben hat, über den Couplets, dem bemühten Wortwitz und auch dem Personal der Handlung, liegt schwer der Totalschlagschatten Nestroys. Manches ist gspaßig, die Texte eines trinkfreudigen Anarchisten sind böse, aber viel mehr als ein historisierender Bilderbogen, viel mehr als Holzhammer-Sozialkritik ist bei diesem Nestroy-Imitat nicht herausgekommen. Regisseur Peter Gruber setzt, so weit es geht, auf die Wirksamkeit der Theatertypen, die jeder kennt. Und auf den Hausdiener Wendling, einen armen Hund, der nichts haben will als sein kleines Glück – Günter Franzmeier stellt tatsächlich einen menschlichen Menschen in ein Panoptikum aus Nestroy-Versatzstücken.
Duglore Pizzini, Die Presse
Ex- „Schmetterling“ Erich Meixner kommentiert mit der umgeschnallten Ziehharmonika musikalisch und gesanglich als Stimme des Volkes die Dinge.
Reinhold Reiterer, O. Ö. Nachrichten