1994/95
Haupthaus

Bunbury
von Oscar Wilde
(Deutsch von Rainer Kohlmayer)

Premiere 16. Oktober 1994

John Worthin: Harald Krassnitzer
Algernon Moncrieff: Thomas Evertz
Pastor Chasuble: Rudolf Strobl
Merriman: Peter Vilnai
Lane: Alfred Rupprecht
Lady Bracknell: Hilde Sochor
Gwendolyn Fairfax: Franziska Sztavjanik
Cecily Cardew: Viktoria Schubert
Miss Prism: Brigitte Swoboda

Inszenierung: Robin Telfer
Bühne: Georg Schmid
Kostüme: Epi Schlüsselberger

 
Es ist wichtig, ernst zu sein – insbesondere wenn Ernst ein erfundener Bruder ist, der dem jungen Richter John Worthing als taugliche Ausrede dient, sich den rigiden Moralgesetzen der viktorianischen Londoner Gesellschaft ab und zu durch Flucht zu entziehen. Doch auch John Worthings Freund Algernon hat dem gesammelten Ernst der sittenstrengen gesellschaftlichen Lage die Erfindung einer leibhaftigen menschlichen Ausrede entgegengesetzt: den auf dem Land lebenden Freund Bunbury, dessen angebliche Krankheiten Algernon erlauben, sich immer wieder aus der gestrengen Aufsicht seiner Tante Augusta zu entfernen. „Bunburisieren“ nennen die beiden Junggesellen ihr munteres Täuschungstreiben, das solange stichhaltig bleibt, bis es wirklich ernst für sie wird – bis sie beide, jeweils in der Verwandtschaft des anderen, die Frau finden, die sie heiraten wollen. Dann kann man nicht mehr vorgeblich Ernst sein, sondern muß wirklich ernst werden. Und mit einemmal zeigt sich, daß auch in den erlauchten Kreisen der so moralbewußten, ernsthaften Lady Bracknell Schein und Täuschung die Fassade der Schicklichkeit aufrechtgehalten haben: Allzuviel Ernst, allzuviel Sittenstrenge – so bedeutet uns Oscar Wilde – können eine Gesellschaft, wie beispielhaft seine viktorianische, in Hochmut, Heuchelei und Selbstbetrug führen. – Einen tragischen Nachtrag zu dieser Gesellschaftsanalyse lieferte, bald nach der Uraufführung von „The Importance of Being Earnest“, Oscar Wildes Lebensgeschichte, indem die durch Wildes Lebensstil provozierte englische Gesellschaft sich an ihrem witzigsten, unterhaltsamsten Kritiker durch Strafverfolgung, Haft und Ächtung vernichtend rächte.

Am 16. Oktober 1994, dem Tag der Premiere, jährte sich Oscar Wildes Geburtstag zum 140. Mal.
„Bunbury“ wurde am Volkstheater 1930/31 und 1975/76 (Außenbezirke) gespielt.

 
Pressestimmen

Ein junges Ensemble ist so heftig um die Pointen bemüht, daß die Krampfadern sichtbar werden.“
Kurier

Eine Art monströser Germanismus, eine verquälte Lustigkeit, die Wildes elegante Zynismen zerdehnt, zerquetscht und erbarmungslos abwürgt.“
Die Furche

Produktionen B