1994/95
Bezirke 1995/96 Haupthaus |
Charleys Tante Premiere 22. März 1995 (Bezirke), Sir Francis Chesney: Albert Rolant Inszenierung: Erwin Ebenbauer Als die falsche Tante ist Günter Franzmeier von widerstrebender Tolpatschigkeit. Als echte Tante entfaltet Johanna Mertinz überlegene Fraulichkeit.
Unterhaltungstheater der guten Art. Viel herzliches Lachen während und großer Jubel nach der von Erwin Ebenbauer flott inszenierten, nicht klamaukhaften Darbeitung. Herrlich komisch Günter Franzmeier. Locker-köstliche Unterhaltung mit einem typengerechten, mitreißenden Ensemble. Erwin Ebenbauers Inszenierung hat jene Edelpatina, die dem Stück wohl ansteht. Günter Franzmeier ist die naturgemäß recht burschikose Tante, Nicolaus Hagg der schüchterne und Günther Wiederschwinger der sanguinische Student. Anklänge aus den Salons der Wilde-Welt bringen Johanna Mertinz und Albert Rolant. Es fällt schwer, sich von einem der ältesten und abgegriffensten Schwänke noch viel zu erwarten. Aber glücklicherweise ist man im Theater nie vor Überraschungen gefeit. Da springt ein extrem schlacksiger junger Mann mit skurrilen Gesichtszügen auf die Bühne, stülpt sich Frauenkleider über – und man lacht sich schief. Wenn die Theaterfans den Niedergang des Genres beklagen, pflegen sie düster zu murmeln „Man kann doch nicht nur mehr Charleys Tante spielen“. Schon allein deswegen ist es vonnöten, wenigstens einmal Brandon Thomas’ herzig-blöde Klamauk-Klamotte gesehen zu haben. Am besten mit Heinz Rühmann, am zweitbesten mit Peter Alexander und am drittbesten mit einem gewissen Günter Franzmeier, der in dieser Rolle neue Akzente setzt: Jung, schiefmündig, grobknochig, ein hünenhaftes Mannsbild von Kopf bis Fuß, ist Franzmeier zwar nicht aufs Transvestitentum eingestellt. Dafür läßt er sich um so lustvoller zum Komödienspielen bei einem Studentenulk verlocken. Auf diese Weise fehlt der schale Nachgeschmack, der sich einstellt, wenn aufgedonnerte Männer mit pseudofrivolem Huch und Ach Frauen mimen. Erwin Ebenbauers Regie vergattert die Akteuere zu einheitlicher Sommertheaterkomik, statt die Charakteristika der Figuren herauszuarbeiten. Feinen Humor verbreiten Johanna Mertinz und Wolfgang Klivana. |