1994/95
Bezirke
1995/96
Haupthaus

Charleys Tante
von Brandon Thomas
(Deutsch von Ingrid Rencher)

Premiere 22. März 1995 (Bezirke),
11. September 1995 (Haupthaus)

Sir Francis Chesney: Albert Rolant
Stephen Spettigue: Roger Murbach
Jack Chesney: Günther Wiederschwinger
Charles Wykeham: Nicolaus Hagg
Lord F. Babberly: Günter Franzmeier
Brasset: Wolfgang Klivana
Donna Lucia D’Alvadorez: Johanna Mertinz
Kitty: Birgit Linauer
Amy: Roswitha Meyer
Ela: Julia Cencig

Inszenierung: Erwin Ebenbauer
Bühne/Kostüme: Suzie Heger

 
Am letzten Tag ihres letzten Semesters in Oxford wollen die Studenten Jack und Charlie ihren jeweiligen Angebeteten ihre Liebe erklären. Das ist im ausgehenden 19. Jahrhundert nicht so einfach, junge Männer und junge Mädchen können sich kaum unbeaufsichtigt treffen, doch der Besuch von Charlies Tante gibt ihnen die Möglichkeit, die Mädchen einzuladen. Doch dann telegraphiert die Tante ab. In ihrer Verzweiflung überreden Jack und Charlie einen Mitstudenten, der gerade für eine Theateraufführung eine Frauenrolle probiert, als Tante einzuspringen udn die Rolle der ältren Dame mimen. Aber das Ablegen der Verkleidung scheint im Laufe des Geschehens nicht mehr so leicht möglich zu sein.
Seit über hundert Jahren also ist „Charleys Tante“ ein Renner. Bearbeitet, aktualisiert, oder in seiner ursprünglichen Gestalt – nie mehr verschwand es von den Bühnen. Die „Tante“ wurde zu einer Lieblingsrolle populärer Komiker. Das hat nicht unbedingt zum guten Ruf des Stückes beigetragen; viele denken bei seiner Erwähnung an primitive Klamotte. Dabei ist das Original ein gut gebautes, gekonnt geschriebenes, eher feines Lustspielchen. Zu entdecken ist bei „Charleys Tante“ nichts, weder ein verkanntes Stück Literatur, noch gar versteckte Gesellschaftskritik. Es unterscheidet sich nur durch den brillanten Grundeinfall von anderen gut gemachten Produkten dieser Zeit. Es ist Schauspielertheater, Unterhaltungstheater, Lachtheater.

 
Pressestimmen

Als die falsche Tante ist Günter Franzmeier von widerstrebender Tolpatschigkeit. Als echte Tante entfaltet Johanna Mertinz überlegene Fraulichkeit.
Kurt Kahl, Kurier

Unterhaltungstheater der guten Art. Viel herzliches Lachen während und großer Jubel nach der von Erwin Ebenbauer flott inszenierten, nicht klamaukhaften Darbeitung. Herrlich komisch Günter Franzmeier. Locker-köstliche Unterhaltung mit einem typengerechten, mitreißenden Ensemble.
-lewonig, Täglich Alles

Erwin Ebenbauers Inszenierung hat jene Edelpatina, die dem Stück wohl ansteht. Günter Franzmeier ist die naturgemäß recht burschikose Tante, Nicolaus Hagg der schüchterne und Günther Wiederschwinger der sanguinische Student. Anklänge aus den Salons der Wilde-Welt bringen Johanna Mertinz und Albert Rolant.
Gunther Martin, Wiener Zeitung

Es fällt schwer, sich von einem der ältesten und abgegriffensten Schwänke noch viel zu erwarten. Aber glücklicherweise ist man im Theater nie vor Überraschungen gefeit. Da springt ein extrem schlacksiger junger Mann mit skurrilen Gesichtszügen auf die Bühne, stülpt sich Frauenkleider über – und man lacht sich schief.
Renate Wagner, Neues Volksblatt

Wenn die Theaterfans den Niedergang des Genres beklagen, pflegen sie düster zu murmeln „Man kann doch nicht nur mehr Charleys Tante spielen“. Schon allein deswegen ist es vonnöten, wenigstens einmal Brandon Thomas’ herzig-blöde Klamauk-Klamotte gesehen zu haben. Am besten mit Heinz Rühmann, am zweitbesten mit Peter Alexander und am drittbesten mit einem gewissen Günter Franzmeier, der in dieser Rolle neue Akzente setzt: Jung, schiefmündig, grobknochig, ein hünenhaftes Mannsbild von Kopf bis Fuß, ist Franzmeier zwar nicht aufs Transvestitentum eingestellt. Dafür läßt er sich um so lustvoller zum Komödienspielen bei einem Studentenulk verlocken. Auf diese Weise fehlt der schale Nachgeschmack, der sich einstellt, wenn aufgedonnerte Männer mit pseudofrivolem Huch und Ach Frauen mimen. Erwin Ebenbauers Regie vergattert die Akteuere zu einheitlicher Sommertheaterkomik, statt die Charakteristika der Figuren herauszuarbeiten. Feinen Humor verbreiten Johanna Mertinz und Wolfgang Klivana.
bp, Die Presse

Produktionen C