Dame Kobold
von Calderón de la Barca
(Bearbeitung Ingrid Rencher)
Premiere 28. April 1999 (Bezirke),
8. September 1999 (Haupthaus)
Don Juan: Günther Wiederschwinger
Don Luis: Gerhard Kasal/Stefan Puntigam
Dona Angela: Proschat Madani/Susanne Holl
Dona Beatriz: Piroska Szekely
Don Manuel: Thomas Evertz
Cosme: Wolf Dähne
Isabel: Sabine Herget
Eine Dienerin: Andrea Schramek
Rodrigo: Wolfgang Klivana
Inszenierung: Rosee Riggs
Bühne: Momme Röhrbein
Kostüme: Irmgard Kersting
Musik: John R. Carlson
Fechtszenen: Alois Tanzmeister
Das Leben ist für Frauen im Spanien des frühen 17. Jahrhunderts nicht einfach. Einerseits werden sie zwar verehrt, bewundert und besungen, andererseits aber eingesperrt und streng bewacht. Die junge Dona Angela hat ein besonders schweres Los getroffen – als vermögenslose, verschuldete Witwe ist sie ins Haus ihrer Familie zurückgekehrt und muß dort in völliger Weltabgeschiedenheit leben. Ihre beiden Brüder wachen eifersüchtig über ihre Tugend und ihre Ehre. Als sie dennoch – natürlich tiefverschleiert – einen heimlichen Ausflug in die Stadt wagt, macht sich ausgerechnet ihr jüngerer Bruder an sie heran. Sie bittet einen Fremden um Schutz, und der entpuppt sich als Freund des älteren Bruders und Gast des Hauses. Eine Geheimtür ermöglicht es Angela, in sein Zimmer zu gelangen, und nun beginnt sie gemeinsam mit ihrer Cousine und ihrer Dienerin ein Spiel, das den Frauen immer mehr Spaß bereitet, dem Gast und seinem Diener aber immer mehr Kopfzerbrechen. Da Don Manuel und Cosme keine rationale Erklärung für die verwirrenden Vorgänge finden, muß es wohl ein Kobold sein, der sie neckt.
Pedro Calderón de la Barcas meistgespielte Komödie, 1629 in Madrid uraufgeführt, wirft einen frischen und recht intimen Blick auf das häusliche Leben und die Beziehungen zwischen den Geschlechtern im „goldenen Zeitalter“ Spaniens, schildert plastisch das Leben von Frauen in einer besonders frauenfeindlichen Gesellschaft und feiert ihren Mut, ihren Witz und ihre Lebenslust.
Pressestimme
Calderóns ausgeklügeltes Versteckspiel – am Volksthater lässt es sich zunächst als braver Stadtthater-Abend an. Auch das Bühnenbild, das mit seinen blank polierten Holzstufen an eine Stierkampfarena erinnert, wirkt zuerst behäbig bis plump. Aber dann entwickelt Rosee Riggs’ Inszenierung doch überraschende Leichtfüßigkeit und Spritzigkeit. Die hölzernen Stufen stecken nämlich voller Laden, Öffnungen und Verstecke, sind Straßen und Zimmer in einem.
Eine freche weibliche Version der Calderón-Komödie: Die Helden der Schöpfung sind hier Karikaturen ihrer selbst. Und da die unterdrückten weiblichen Wesen im Macholand Mittel und Wege finden, ihre Dompteuere auszutricksen, endet das Spiel um so unmißverständlicher als Triumph der Frauen.
Sibylle Fritsch, Deutsche Bühne