1989/90
Bezirke

Ein Sommernachtstraum
von William Shakespeare (nach der Fassung von Pavel Kohout)

Premiere 2. Februar 1990

Oberon/Theseus: Georges Kern
Lysander/Squenz: Roland Jäger
Demetrius/Flaut: Günter Franzmeier
Zettel/Egeus: Adolf Lukan
Puck/Philostrat: Roger Murbach
Titania/Hippolyta: Adeline Schebesch
Hermia/Schnock: Claudia Widmann
Helena/Schnauz/Elfe: Daniela Graf

Inszenierung: Bruno Max
Bühne: Wolfgang Zinggl
Kostüme: Ingrid Leibezeder
Musik: Timon Hoffmann

 
In keinem seiner Dramen hat Shakespeare so faunisch-sinnentrunken Lust und Last der Liebesleidenschaften durchgespielt und damit ein Loblied auf die Verwandlungskraft der Illusion angestimmt wie in diesem Vexierstück der Fruchtbarkeitsmagie.
Natur wie Kunst stürzen darin den Menschen in den Taumel einer Illusion, die ihn so weit von sich selbst entfremdet, bis er sich wieder neu entdecken kann. Dabei werden Standesebenen wie Verstandesebenen gleichermaßen vertauscht, gilt die Passion der Lust allen Geschlechtern gleich und sind, für die Spanne eines Nachtspuks, menschliche und tierische Erfahrung bis zur Kenntlichkeit miteinander deckungsgleich.
Auf mehr als zwölf wesentliche Rollenträger teilt man gemeinhin die vier Handlungsebenen des Sommernachtstraums auf – Hof, Stadt, Wald und Handwerker-Zwischenspiel. In einer Bearbeitung von Pavel Kohout, die für ein kleineres Schauspielerensemble und eingeschränkte Spielmöglichkeiten hergestellt wurde, reduziert sich das Darstellerpersonal auf acht – das Hauptthema Verwandlung und Illusion wird, indem dieselben Schauspieler auf allen Ebenen, jeweils in anderer Gestalt, agieren, um mindestens eine Wonne der Täuschung vermehrt.

 
Pressestimmen

Kohouts Fassung stellt die Heiterkeit der Vorgänge aus, sie verweilt bei den wirkungsvollen Handwerkerszenen, schwindelt sich über Ernsthafteres hinweg. Die Mehrfachbesetzungen reduzieren, was bei Shakespeare auch ein Pandämonium von Liebe und Sex ist, auf einen gefälligen Spieltext. Die Inszenierung von Bruno Max will das Spiel rasch hinter sich bringen. Hurtig werden die Szenen abgespult. Wolfgang Zinggl gibt der Bühne mit Vorhängen und Schiebetüren eine Vielzahl von Auftritts- und Abgangsmöglichkeiten. Georges Kern ist ein nachdenklicher Oberon, würzt seinen Theseus mit einer Prise Selbstironie. Das Quartett der jungen Athener wird von Claudia Widmann, Daniela Graf, Roland Jäger und Günter Franzmeier mit wechselnder Lautstärke gestaltet. Adolf Lukan schlägt aus dem Zettel Funken kräftigen Humors. Roger Murbachs Puck hat die Grazie des Dicken, er macht, einmal in Gang gesetzt, dem Publikum gute Laune.
Kurt Kahl, Kurier

Bruno Max hat in seiner Inszenierung Kohouts Straffungsprozeß noch weiter vorangetrieben, indem er das Tempo steigerte. Die verliebten Athener taumeln nichts durch die Sommernacht sondern hetzen in einem zerhackten Disco-Licht Traum und Schein hinterher. Sehenswert wird die Vorstellung durch eine Reihe guter Schauspielerleistungen: Georges Kern gibt einen ruhigen, trotzdem schattierungsreichen Oberon; Adeline Schebesch ist eine höchst sinnlich wirkende Titania; Roger Murbach setzt seine Leibesfülle als Kontrastmittel zu seiner luftigen Rolle ein. Der Gunst des Publikums sind die Handwerker sicher. Adolf Lukan führt die Riege als Zettel mit viel komödiantischem Gespür an.
Helmut Schneider, Salzburger Nachrichten

Produktionen E