1997/98
plafond

Ein Stück von mir
von Katharina Riese

Uraufführung

Premiere 22. April 1998

Mit
Johanna Mertinz

Inszenierung: Ingrid Rencher
Bühne und Kostüme: Vesna Tusek
Musik: Peter Kaizar

Witz, der sich nicht wichtig macht und daher umso mehr Gewicht hat, attestierte die Kritik Katharina Riese Prosa und einen „hohen Grad an Selbstironie“. Diese Qualitäten zeichnen auch das erste abendfüllende Theaterstück der Autorin aus. Spielerisch-mehrdeutig wie der Titel des Stück-Stücks sind auch Text, Figur und Situation; und so fragmentarisch, wie es der Stück-Titel zu versprechen scheint. Vom alltäglichen, banalen Chaosbewältigungsversuch einer Mutter in Haushalt und Wohnung, vom ganz persönlichen, schmerzlichen Vergangenheitsbewältigungsversuch einer einstigen Tochter und von den endlosen Sprachbewältigungsversuchen einer Schriftstellerin erzählt/spielt die Figur Anna Horvath, die eigentlich Anna und Anna ist …

 
Pressestimmen

Ein witziges Küchen-Kinder-Drama.
Ö1

Johanna Mertinz erzählt als Anna von den Schlichtungsversuchen am heimischen Schlachtfeld, von zugepflasterten und nie verheilten Wunden als ehemalige Tochter und dem endlosen Liebes- und Leidenskampf mit der Sprache.
city, bühnentips

Assoziativ nach allen möglichen Richtungen schweifend wuchern die Gedanken, philosophische Höhenflüge wechseln mit Banalitäten, griffige Sprüche mit vagen Andeutungen und am Ende fügt sich alles zusammen. Zwischen Bügelbergen, Staubsauger, Topfpflanze, Reisetasche und einer langen Reihe von Schuhen putzt, ordnet und schlichtet eine Frau namens Anna Horvath. Philosophin und Autorin, wie die Verfasserin des Stückes selbst, will ihr beim großen Aufräumen vor allem eines nicht gelingen: auch mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Deutlich durchschaut die von Johanna Mertinz mit feiern Selbstironie gespielte Anna die schizophrenen Züge ihres Dilemmas, ohne sich daraus befreien zu können. Vieles im Stück bleibt allerdings unnötig geheimnisvoll. Derart vieldeutiges Umkreisen eines Themas verlockt zum „Aussteigen“, auch wenn sich Ingrid Renchers Inszenierung sehr feinfühlig um Klarheit bemüht.
Die neue Furche

Der Text schwankt zwischen Satire, Feinschliff und Banalität. Das macht eine Aufführung zu einem Balanceakt. In der Uraufführung legt Ingrid Rencher kleine, rätselhafte Spuren aus: Eine Statuette im Fenster, eine insistierende Männerstimme auf dem Anrufbeantworter, ein Staubsaugerschlauch, der direkt in den Himmel führt (Ausstattung: Vesna Tusek). Diese Anna hat mehr Geheimnisse, als sie preisgeben möchte – vielleicht mehr, als dem Stück gut tut.
Johanna Mertinz gestaltet eine selbstironische Gefangene in ihrer Dichterklause. Dort hat sie sich nicht nur in ihr Stück-Werk sondern auch in ihre Vergangenheit verstrickt. Die imaginäre Reise zu ihrem Geburtsort im Riesengebirge führt sie auf einen kleinen Hügel aus Zwiebeln. Dort könnte sie nun endlos neue Schichten freilegen, Tränen wären da freilich unvermeidlich. Doch Anna reißt sich los und bricht auf – die Kinder abholen.
Der Standard

Geschickt verdreht Riese das Hausfrauenvokabular: Da wird Geschichte geputzt und der Staub unter den Teppich gekehrt. … Ingrid Rencher hat inszeniert. Soll man sagen: leider? Denn während sie das Leid nur zu gut zu verstehen scheint – mit der Freud am Leid, mit der Selbstironie, mit dem fein-verdrehten Witz von Katharina Riese kommt sie nicht so ganz zurecht.
Bettina Steiner, Die Presse

Produktionen E