Ein treuer Diener seines Herrn
von Franz Grillparzer
Premiere 23. April 1995
König Andreas: Thomas Evertz
Gertrude: Franziska Sztavjanik
Otto von Meran: Fritz Hammel
Bancbanus: Michael Rastl
Erny: Magdalena Felixa
Graf Simon: Harald Krassnitzer
Graf Peter: Klaus Rohrmoser
Hauptmann: Ronald Seboth
Edelleute: Robert Castellitz, Robert Seethaler
Arzt: Uwe Falkenbach
Diener: Franz Hiller
Befehlshaber: Werner Prinz
Soldat: Matthias Rehrl
Inszenierung: Antje Lenkeit
Ausstattung: Beatrice von Bomhard
Choreographie: Kuku Sangaré
Ein König zieht in den Krieg. Und die Entscheidungen, die er trifft, um Ordnung und Ruhe zu bewahren, lösen Bürgerkrieg aus, Mord und Chaos. Banebanus, der treue Diener, ein Held der Pflichttreue, wankt und fällt doch nicht unter der Last der Verantwortung, die ihm auf-gebürdet wird, und zerbricht am selbst auferlegten Anspruch. Ungarn im Mittelalter. Ein von Einzelinteressen zerrissenes, nicht nur von außen bedrohtes Land – Grillparzer schreibt, auch wenn er einen historischen Stoff wählt und gerade dann, über seine eigene Welt, sein Österreich, das sich manisch auf den eigenen Untergang zubewegt. Und greift weit voraus in die Zukunft, in der Fortschreiten und Bewahren einander aufheben in globaler Barbarei.
Ein Stück zum Thema Macht und Sexualität: verbotenes inzestuöses Verlangen kippt in Wahnsinn und Selbstzerstörung, Machtgier, an politischer Entfaltung gehindert, versucht, sich im Schlafzimmer zu verwirklichen. Ein Stück über die Treue, die nicht Unterwürfigkeit meint, sondern gerechte Ordnung einfordert gegen die Anmaßung von Einzelinteressen – ein politisches Stück: am 28. Februar 1828 uraufgeführt, unter Bedingungen biedermeierlicher Zensur und eines selbstherrlichen Machtanspruchs der Habsburger, ist es auf alle Politik zu beziehen zu jeder Zeit. Und ein Stück gegen den Krieg, dessen Aufführung 1995 dem Gedenken an 50 Jahre Kriegsende verpflichtet ist und der Mahnung, sich weder in falscher Sicherheit zu wiegen, noch einer dumpfen Ordnung selbst ernannter ,Retter’ ängstlich zu fügen.
Die vierte Auseinandersetzung mit einem Werk dieses großen österreichischen Dramatikers (nach der ,,Jüdin von Toledo“, ,,Libussa und „Weh dem, der lügt!‘) im Volkstheater zwischen 1989 und 1995.
Pressestimmen
Das Volkstheater beweist mit einer gar nicht altmodischen Aufführung, daß das Stück zu Recht auch heute noch auf dem Spielplan stehen kann.
Täglich alles
Wirklich rettbar ist das Stück nicht. Man kann es notdürftig am Leben erhalten. Ein intensivmedizinisches Kunststück, dessen Notwendigkeit nicht einsichtig wird.
Kronenzeitung
Drei Stunden plagt sich die Regie, in dem äußerst umständlich erzählten Werk den roten Faden zu finden, aber es will und will nicht gelingen.
Salzburger Nachrichten