1994/95
Haupthaus

Ein Versteck im 20. Jahrhundert
von Heinz R. Unger

Gastspiel

Österreichische Erstaufführung

Erste Vorstellung 13. Mai 1995

Mit
Veronika Faber
Kurt Weinzierl

Inszenierung: Rolf P. Parchwitz

 
Als die Rote Armee am 9. April 1945 in Wien einmarschierte, waren die Kuppel und ein Teil der Fassade des Volkstheaters eingestürzt, aber die Nazidiktatur war zu Ende, Wien und auch das Volkstheater waren befreit.
Sofort nach Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Österreich hatten 1938 die Säuberungen im Kultur- und Theaterlebens eingesetzt. Der damalige Direktor des Volkstheaters, Rudolf Jahn, setzte noch am selben Tag alle jüdischen Schauspieler vom Spielplan ab. Betroffen waren davon u.a. Rudolf und Else Bassermann oder Heinrich Schnitzler, die vor der Verfolgung der Nazis nach Österreich geflüchtet waren. Sie konnten, wie viele andere Ensemble-Mitglieder oder Gäste emigrieren, u.a. Lily Darvas, Margarete Fries, Adrienne Gessner, Wolfgang Heinz, Hans Jaray, Oskar Karlweis, Leopoldine Konstantin, Fritz Kortner, Karl Paryla, Luise Rainer, Ida Roland, Josef Schildkraut, um nur die bekantesten zu nennen. Franz Theodor Csokor, Dramaturg und Autor, und die berühmte Schauspielerin Tilla Durieus, die oft am Volkstheater gastiert hatte, schlossen sich in Jugoslawien der Widerstandsbewegung an. Marianne Schönauer und Theodor Grieg konnten – mit Arbeitsverbot belegt – in Wien überleben. Der Schauspieler Franz Feldmann verschwand spurlos, der Regisseur und Dramaturg Friedrich Rosenthal wurde nach Auschwitz deportiert, der Schauspieler und Regisseur Carl Forest im Rahmen des sogenannten Euthanasieverfahrens ermordert. Der frühere Direktor Rudolf Beer beging Selbstmord, nachdem er von Nazi-Schlägern mißhandelt worden war.
Im "rein arischen" Volkstheater bildete sich aber auch Widerstand, getragen von den späteren Volkstheterdirektoren Günther Haenel und Gustav Manker und von Dorothea Neff, Judith Holzmeister, Inge Konradi, Karl Kalwoda und Karl Skraup. Dorothea Neff ging durch die Rettung von jüdischen Freunden, die sie jahrelang bei sich versteckt hatte, in die Geschichte ein.
An diese unmenschliche Zeit soll Ungers Stück über zwei Schauspieler, die die Nazizeit in einem Versteck überlebten, erinnern.

Produktionen E