1998/99
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Ein Winter unterm Tisch Österreichische Erstaufführung Premiere 25. November 1998 Mit Inszenierung: Wolfgang Palka Paris: Eine Frau an ihrem Schreibtisch an der Schreibmaschine; unter dem Tisch ein Mann, der Schuhe macht. Die Frau – Florence – ist Übersetzerin, verdient nicht viel; der Mann – Dragomir –, ein illegaler Einwanderer aus dem Osten, arbeitet schlecht bezahlt für andere Schuster, verkauft hin und wieder ein Paar an einen eigenen Kunden unter Wert. Er ist ihr Untermieter. Sie gehen rücksichtsvoll und freundlich miteinander um; und sie lieben sich ineinander, sind aber zu schüchtern, um sich zu erklären, und allzu sehr darauf bedacht, die Gefühle des anderen nicht zu verletzen; ihr Verleger Marc Thyl, der sie heiraten will, und ihre Freundin Raymonde finden die Situation abwegig, aber Florence läßt sich nicht davon abbringen, sie für selbstverständlich zu halten, auch noch, als Dragomirs Cousin Gritzka, ein virtuoser Straßen-Geiger, eintrifft und – mittellos auch er – ebenfalls unter ihrem Tisch gastfreundlich einquartiert wird. Da entwirft Raymonde den Plan, die schüchternen Liebenden auseinander zu bringen und für Florence eine reiche Ehe zu stiften Ein behutsames Märchen, eine tragikomische Liebesgeschichte voller Melancholie und Heiterkeit. Damit hat Regisseur Palka den zugigen Hohlraum unterm Tisch sinnbildlich zum Universum menschlicher Wärme erhoben, wohin sich der Theaterbesucher im Winter gern verkröche. Eine Meisterleistung mit mikrokosmischer Bodenhaftung. Auf die Hauptdarstellerin Proschat Madani ist Verlaß: Witzig und leicht fegt sie durch die Szene und kann den Großteil des Beifalls auf ihr Konto buchen. Peter Strauß ( Dragomir), Gerhard Karzel ( Cousin Gritzka), Michaela Pilss ( Raymonde) und Reinhard Hauser ( Marc) beteiligen sich mit Freude am Spiel. |