1999/2000
Haupthaus |
er nicht als er (zu, mit Robert Walser) Premiere 14. 11. 1999 Mit Inszenierung und Ausstattung: Bernd R. Bienert Bienert hat das Publikum auf die Bühne gesetzt. Der Blick fällt durch einen Schleier auf den Tänzer Nicolas Musin, der an der Rampe seine Glieder so anmutig wie schmerzlich verbiegt. Zwei Damen in wallenden Kleidern stimmen den süßen Jelinek-Chorgesang an. „Moment, bleiben Sie stehen! Ihnen schaut ja die Seele zum Körper heraus “ Das ganze riesige Gebäude wird sinnfällig genutzt zur Walser-Beschwörung, wobei die Lichter wundersam aufleuchten, das umgedrehte Volkstheater einen achten Schöpfungstag erlebt. Bienert nutzt das Stück zur Bezauberung des Publikums. Babett Arens, Anna Franziska Srna, Wolf Dähne, Erwin Ebenbauer und Roger Murbach sprechen knapp und glasklar. Bienert hat eine große Inszenierung mit vielen Effekten und Stimmungen geschaffen. Bienert übersetzt das Stück in eine sehr bildliche, körperliche Sprache. Durch diese Vorstellung bekommt man noch mehr Appetit auf Jelinek. Bienert gelingt ein magischer, zauberhafter Theaterabend voll verstörender Poesie. Ein fabelhaftes Schauspieler-Sextett geht ihm dabei zur Hand. Text und Sprache gehen eine vielschichtige Symbiose mit dem Raumerlebnis, mit Licht und Bewegung ein. Der Text erschließt sich zunehmend in seiner sprachlichen Schönheit und seiner vielschichtigen Bedeutung. Man darf als Zuschauer endlich wieder einmal Schönheit ohne Kitsch erleben. Das Theater als Heil- und Zufluchtsort für Elfriede Jelineks und Robert Walsers gequälte Dichterseelen. Jubel! Den Schauspielern ist es zugedacht, den kunstvollen Text mit hoher Virtuosität und Musikalität zu erschließen. Anna Franziska Srna leistet hier wieder Sensationelles an Präsenz und Präzision. Babett Arens und Erwin Ebenbauer sind ihr imponierende Partner. Der Rest ist Masochismus: Schauspieler, die selten den Eindruck vermitteln, dass sie wissen, was sie da gerade tun, bewegen sich durch eine Szenenfolge, von der man lieber nicht so genau wissen will, was sie uns sagen will. Das ganze Stück, das keines ist, wird elegisches Bewegungstheater. Die Figuren profilieren sich kaum. Dramaturgie ist nicht erkennbar. |