1988/89
Haupthaus

Familiengeschäfte
von Alan Ayckbourn
(Deutsch von Inge und Gottfried Greiffenhagen)

Österreichische Erstaufführung

Premiere 24. Jänner 1989

Jack McCracken: Hermann Schmid
Poppy: Gertrud Roll
Ken Ayres: Fritz Holzer
Tina: Gabriele Hift
Roy Ruston: Fritz Hammel
Samantha: Martina Schroll
Cliff McCracken: Albert Rolant
Anita: Isabel Weicken
Desmond: Peter Vilnai
Harriet: Johanna Mertinz
Yvonne Doggett: Julia Gschnitzer
Benedict Hough: Roger Murbach
Rivetti: Klaus Rohrmoser

Inszenierung: Torsten Fischer
Bühne: Herbert Schäfer
Kostüme: Gaby Frey

Familiengeschäfte sind das zeitgenössische Gegenstück zu Gogols Revisor. Hier wie dort eine durch und durch korrupte Gesellschaft, in der Bestechlichkeit und Bestechung das Normale, Selbstverständliche, Überlebensnotwendige sind. Hier wie dort Doppelmoral: große, schöne Worte wie Ehrlichkeit, Fleiß, Anstand, Vertrauen, Opferbereitschaft für die Sonn- und Feiertage, Betrug und jede andere Gaunerei für den Alltag. Freilich, die Welt Gogols war überschaubarer – Bestechlichkeit war das Privileg einer kleinen Beamtenkaste, Bestechen die Überlebensstrategie aller anderen. Eine Revision hätte ganz theoretisch diese Welt noch in Ordnung bringen können. In unserer, der Ayckbournschen Welt ist auch die Korruption privatisiert: eine Welt, in der jeder Versuch einer „Revision“ zum traurigen Witz verkommen muß. Und wenn da ein „Revisor“, einer wie Jack McCracken, die Hauptfigur im Stück Familiengeschäfte, auftaucht und die Sonntagsworte zum Leitfaden für den Alltag macht, mit Moral und weißer Weste auch noch Geschäfte machen will, dann muß logischerweise alles noch viel schlimmer werden als es schon ist. Denn Gutgläubigkeit und Blauäugigkeit sind keine brauchbaren Waffen gegen den abgefeimten Zynismus dieser Verbrauchergesellschaft. Was aber ist eine brauchbare Waffe? Gibt es überhaupt eine?

 
Pressestimmen

Regisseur Torsten Fischer stellt eine ausgezeichnet gearbeitete Inszenierung vor, mit viel Tempo und einer ausgeklügelten Choreographie der leicht hysterischen Gruppenszenen. In der adäquat gestylten Puppenstubenbühne tummelt sich ein sehr einheitliches und ausgeglichenes Ensemble mit geradezu ansteckender Freude am Spiel – manchmal hart an die Grenze zum Klamauk, aber eben nicht darüber hinaus.
Der Standard

Die Pointen gehen verloren, der Witz verblasst, die Bosheit wird anstrengend, und die Schauspieler sind bemitleidenswert, vor allem die Frauen. Regisseur Torsten Fischer hat mit seiner Inszenierung gezeigt, daß er weder über den entsprechenden Humor verfügt, noch sonst eine Hand für die Komödie hat. Höchstens für Klamauk und Hysterie.
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