1993/94
Haupthaus

Faust
von Johann Wolfgang von Goethe

Eine szenische Collage aus Faust I und Teilen von Faust II

Premiere 24. April 1994

Mit
Johannes Terne (Faust)
Rainer Frieb (Zweiter)
Albert Rolant (Dritter)
Michael Hiller (Vierter)
Uwe Falkenbach (Stimme des Erdgeists, Bürger, Satan)
Christine Hohenester (Helena)
Brigitte Neumeister (Mephistopheles)
Hannes Gastinger (Wagner)
Matthias Rehrl (Bürger, Ein Schüler)
Roger Murbach (Bürger, Valentin)
Alfred Rupprecht (Bürger)
Hertha Schell (Bürgerin)
Erika Mottl (Bürgerin)
Inge Altenburger (Bürgerin)
Franziska Sztavjanik (Margarete)
Elisabeth Epp (Stimme des Herrn)

Inszenierung: Michael Wallner
Bühne: Laszlo Varvasovszky
Kostüme: Birgit Hutter

Fausts Gedanken haben sich als äußerst lebensfähig erwiesen. Sie sind zu einem Bazillus der westlichen Kultur geworden. Wer von ihm infiziert ist, hat gute Chancen, sich die Welt zu unterwerfen. Das faustische Ego verspricht Durchblick, Rausch, Macht, Sex und Freiheit von Schuld. Faust ist „man“. Die Gesellschaft hat in seinem Namen längst den Teufelspakt geschlossen, das Risiko der Höllenfahrt mit inbegriffen. Die Spielfassung des Volkstheaters konzentriert sich vor allem auf die Figur des Faust, auf die Gedanken- und Traumfabrik, die Geschichte gemacht hat und weiter und weiter arbeitet, um Lust und Schrecken zu verbreiten. Der Universalmensch, wie Goethe es war und wie er ihn in der Figur des Faust darstellt, ist dem 20. Jahrhundert mit seinem Merkmal der Spezialisierung, des Splitting, verlorengegangen. Wollte heute jemand Philosoph und Mediziner und Jurist und Theologe sein, sich mit Magie und Metaphysik beschäftigen – und auf diesen Gebieten etwas erreichen –, müßte er mehrere Menschenalter durchleben. Deshalb kann Faust aus mehreren Ichs zusammengesetzt gesehen werden: eine Denkmaschine, eine „factory“. Um dem Lebenskonkurs zu entgehen, wird der Vertrag mit dem Chaos eingegangen. Einige werden einiges aus dem Titanenwerk vermissen. Einige werden durch Szenenmontagen irritiert werden. Aber um 1994 Prioritäten zu setzen, kann Vertrautes weggelassen, können Abfolgen verändert, Schlüsse neu gesetzt werden. So ist die Schlußszene der heutigen Aufführung nicht Goethes tatsächliches Ende der Tragödie, sondern bedeutet Innehalten an einem bestimmten Punkt der Dichtung, der es provoziert, Goethes Visionen sensibel zu folgen. Und es Neu-Gierigen möglich macht, seinen Gedanken und Sehnsüchten – aus dem Glaskasten der Faust-Kenntnis genommen – nachzuspüren.

 
Pressestimmen

Ein Faust-Projekt, über das zu diskutieren sich lohnt.
Kurier

Ein Scherbengericht voller Brüche und gereimter Ungereimtheiten, das nur eines dokumentiert: den Mut des Volkstheaters zum Experiment. Selbst ein Absturz ist noch allemal interessanter als die glattgestrickten, topsicheren Langweiler-Produktionen an manchen etablierten Theatern rundherum.
profil

Dieser Zugang mag irritieren, verstören, doch er ist lohnend.
Tiroler Tageszeitung

Trostloses Textaufsagen! Das Protokoll einer Selbstüberschätzung. Wallner will einem Deutschlehrer-Idol zu Leibe rücken, doch als Folge der rabiaten Kürzung verkommt der ‚Faust‘ zum Bauchladen für geflügelte Worte.
Kronenzeitung

Produktionen F