1989/90
Bezirke

Figaro lässt sich scheiden
von Ödön von Horváth

Premiere 3. Jänner 1990

Mit Georg Trenkwitz, Isabel Weicken, Hagnot Elischka, Judith Keller, Thomas Kamper, Roland Selva, Frank Michael Weber, Stephan Paryla-Raky, Peter Wolsdorff, Gerhard Steffen, Elisabeth Gassner, Gabriele Hift

Inszenierung: Brigitte Swoboda
Bühne: Friedrich Despalmes
Kostüme: Evelyn Luef

 
Graf und Gräfin Almaviva fliehen in Begleitung Figaros und Susannes vor der Revolution und werden von Grenzern fest-genommen. Wieder frei, verspielt der Graf sein Vermögen in einem noblen Winterkurort. Figaro trennt sich mit Susanne von den Almavivas und übernimmt einen Friseursalon in Großhadersdorf. Dort wandelt sich Figaro zum Bürger und Geschäftsmann, seine Ehe zerbricht an seiner neuen Spießigkeit und an Susannes Kinderwunsch. Susanne arbeitet nach ihrer Trennung von Figaro in Cherubins Bar und kümmert sich um den inzwischen verwitweten und straffällig gewordenen Grafen. Als ihre Arbeitsgenehmigung abläuft, kehrt sie mir dem Grafen auf sein Schloß zurück. Auch Figaro hat inzwischen Großhadersdorf verlassen und ist in sein Ursprungsland zurückgekehrt. Dort hat er den korrupten Schlossverwalter Pedrillo entmachtet und ist selbst Schloßverwalter geworden. In dieser Position kann er den Grafen schützen. Sein Bekenntnis zur Menschlichkeit und zu einer Revolution, die es nicht nötig hat, ihre Feinde zu verfolgen, ermöglicht schließlich eine Versöhnung mit Susanne.
„Figaro läßt sich scheiden“ beginnt einige Jahre nach der „Hochzeit des Figaro“‚ spielt aber auch in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts.

 
Pressestimmen

Brigitte Swoboda übernahm die Regie. Sensibel ging sie auf den Poetischen Realismus ein, der die Handlung trägt. Sie hat das Auge für die Aussagekraft des Genrehaften und das Ohr für die Skala der Zwischentöne, gibt den Abläufen auf den rasch wechselnden Schauplätzen jene spezifische Atmosphäre der Welt von gestern. Den Figaro spielt Hagnot Elischka: kein merkurischer Kerl, auch kein Revolutionär, sondern ein Mann, der genau weiß, dass jeder auf seine Fasson zwar nicht selig werden kann aber weiterkommen soll, und dies als anständiger Mensch. Judith Kellers Susanne gerät zu einer typischen Horváthschen Frauengestalt. Die subtile Studie eines ganzen Schicksals zeichnet Georg Trenkwitz, dessen Graf Almaviva den Abstieg vom würdevollen Aristokraten zu einer dahintreibenden Emigrantenfigur im Stil Joseph Roths erlebt. Sehr dezent und auch in der Tristesse voller Noblesse: Isabel Weicken als Gräfin. Gewandt Stephan Paryla-Raky, scharf und schmierig zugleich Thomas Kamper als Verwalter des enteigneten Schlosses, skeptischer Gerhard Steffen, kleiner Mann in der sogenannten schweigenden Mehrheit. Mit einer gelungenen Satire provinzieller Betulichkeit wartet Elisabeth Gassner auf.
Gunther Martin, Wiener Zeitung

Der Figaro, wie Horvath ihn zeigt, hat das Zeug zum Spießbürger. Als Friseur in Großhadersdorf redet er der Kundschaft nach dem Mund; kein Wunder dass ihn Susanne verlassen will. Hagnot Elischka kann der Figur Kontur nicht geben. Zu steif, zu hölzern geht er durch die Szenen. Susanne, von Judith Keller in herbe Resolutheit getaucht, agiert stellenweise als harsche Frauenrechtlerin. Auch Gabi Hift verfällt unversehens in den Tonfall einer Megäre. Brigitte Swoboda hat sich fast zu viel einfallen lassen, sie arbeitet mit gestischem Aufwand, mit dröhnender Geräuschkulisse. Wenn die Szenen leiser, intimer werden, bewährt sich ihr Hang zur Menschenführung. Friedrich Despalmes blendet die Schauplätze in den weißen Bühnerahmen ein, läßt Kurtinen über die Szene fallen: eine hübsche, praktische Bühnenlösung. Georg Trenkwitz wandelt als abgetakelter Graf gedemütigt durch die Handlung, Isabel Weicken absolviert die Szenen der Gräfin mit fraulichem Charme, von den übrigen treten Stephan Paryla-Raky, Elisabeth Gassner und Gerhard Steffen vorteilhaft hervor.
Kurt Kahl, Kurier

Brigitte Swobodas Regie harmoniert mit Friedrich Despalmes effektvollem Bühnenbild in allen Schattierungen der Melancholie. Mit Georg Trenkwitz und Isabel Weicken dämmert der Niedergang eindrucksvoll über dem Adelshaus Almaviva.
Konrad Kramar, Kronen Zeitung

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