1995/96
Haupthaus |
Der Florentinerhut Premiere 27. Jänner 1996 Fadinard: Georg Schuchter Inszenierung Hilde Sochor Wenn einem am Hochzeitstag ein wildfremdes Paar ins Haus schneit, das nicht bereit ist, es wieder zu verlassen, bevor man nicht einen ganz bestimmten Strohhut herbeigeschafft hat, dann hat man ein Problem. Wenn der fremde Herr ein hohes Maß an Aggressionsbereitschaft zeigt und die Moralvorstellungen der Zeit die Anwesenheit einer Dame im Haus eines Junggesellen grundsätzlich suspekt erscheinen lassen, muß man das Problem wohl oder übel durch möglichst rasche Herbeischaffung des Hutes lösen. Wenn einem bei der Suche nach dem Hut ständig die ganze Hochzeitsgesellschaft auf den Fersen ist, dann nimmt das zu lösende Problem groteske Ausmaße an. Diese absurde Ausgangssituation, die zwangsweise eine Flut von Verwechslungen, Verwicklungen und Mißverständnissen nach sich ziehen muß, kann nur einer klassischen, französischen Farce entstammen. In den meisterhaften Konstruktionen dieses Genres geht es schließlich nicht um Glaubhaftigkeit, sondern um das Witzige und das Wahnwitzige, das Groteske, das Absurde und eine Prise Satire natürlich auch. Die grellen Turbulenzen verdichten sich kurz zu kalt-ironischen Tableaux – und gleich wieder weiter galoppierende Hatz und Hetz bis zum Schlußfeuerwerk. Viel Applaus. Statt einer rasanten Farce nur biedere Posse. Die Inszenierung schafft es bei weitem nicht, Labiche aus einer operettenseligen Schwank-Tapsigkeit zu erlösen. Der Witz wird grob dargeboten, die Komik beschränkt sich oft nur auf das Äußere der Figuren. |