1991/92
Bezirke

Der Flüchtling
von Fritz Hochwälder

Der Profi
von Dusan Kovacevic
(Deutsch von Milo Dor)
Deutschsprachige Erstaufführung

Premiere 11. September 1991

Der Flüchtling
Der Flüchtling: Klaus Haberl
Die Frau: Johanna Mertinz
Der Grenzwächter: Bernhard Hall

Der Profi
Ich, Theodor: Hannes Gastinger
Lukas Laban: Gerhard Steffen
Martha: Renate Olarova
Ein ganz normaler Irrer: Frank Michael Weber
Stimme der Mutter: Hertha Schell
Gesang: Mirobus Dimitreijevic, Niolic Blagoje

Inszenierung: Erich Margo
Ausstattung: Maxi Tschunko

Der Flüchtling: In einem einsamen Haus an der Grenze versteckt eine Frau einen Flüchtling und flieht dann mit ihm in die Berge zu den Widerstandskämpfern. Der Mann, der redliche Grenzwächter, muß erkennen, daß eigentlich er selber der Flüchtling ist, weil er einer entscheidenden Bekenntnistat ausgewichen ist.
Der österreichische Dramatiker schrieb das Stuck „Der Flüchtling“ während des Zweiten Weltkriegs unter dem Eindruck seiner eigenen Flucht aus dem besetzten Österreich über die grüne Grenze in die Schweiz. Er schuf ein psychologisch spannungsreiches Dreiecksdrama in dem der Konflikt zwischen Pflicht und Menschlichkeit als Thema wieder auftaucht. Aktualität gewinnt das Stück durch die Flüchtlings- und Asyl-Problematik. Macht und Ohnmacht der Schutzsuchenden und -gewährenden und die Not des ungesicherten, der Hochmut des gesicherten Lebens werden thematisiert.

Der Profi: Ein ganz normaler Vormittag im Büro des Cheflektors Theo Kraj, bis er den Besuch des entlassenen Geheimpolizisten Lukas Laban erhält, der in seiner Aktentasche vier gebundene Bücher und die Idee zu einem Theaterstück „Die traurige Komödie“ bringt.
„Der Profi“ ist eine subtil-ironische, ans absurde streifende Geschichte. Sie erzählt von der Beziehung zwischen einem Schriftsteller und einem Geheimpolizisten, der ihn jahrzehntelang zu beschatten hatte. Der Umgang mit dem Schriftsteller hat das Leben und Denken des Polizisten verändert, nun verändert dieser mit einem Schlag das Leben des Schriftstellers. Eine heitere Paraphrase des Themas Pflicht und Menschlichkeit.

 
Pressestimmen

Der Flüchtling:

Johanna Mertinz und Bernhard Hall als kleinbürgerliches Ehepaar mit Heldenambitionen und Klaus Haberl als gehetzter Flüchtling führen in dieser entsetzlich biederen Inszenierung eines ebenso biederen – aber zweifellos untadeligen – Stückes Flüchtlingsgespräche am Küchentisch. Das Paar entdeckt den Gegensatz zwischen Bürger- und Menschenpflichten, was zum Märtyrertod des einen und zur Rettung des anderen führt.
Christopher Wurmdobler, AZ/Tagblatt

„Der Flüchtling“ hat durch die Zeitläufte wieder an Aktualität gewonnen. Das ziemlich derb geschnitzte Dreipersonenstück stellt die Frage des Unrechtsbewusstseins: Darf man sich auf den Standpunkt des Befehlsnotstands zurückziehen, ist man nicht doch verantwortlich für das, was man tut oder lässt? Erich Margo hat das knapp und schlüssig inszeniert. Johanna Mertinz macht Mitgefühl glaubhaft, Klaus Haberl hat die geforderte Gehetztheit, als Grenzwächter gerät Bernhard Hall in die Mühle der Gerechtigkeit. Das kurze Stück verfehlt nicht seine Wirkung.
Kurt Kahl, Kurier

Der Profi:

Von politischer Veränderung erzählt die traurige Komödie „Der Profi“. Keine Moral wird gepredigt, kein Schuldiger gesucht, nur menschliche Größe und Schwäche lassen uns diese Begegnung zwischen einem alten Polizeispitzel und einem Regimekritiker unmittelbar erleben. Von Hannes Gastinger und Gerhard Steffen zwischen Lachen und Rührung hin und her gerissen, erlebt man, wie faszinierend Theater vom Leben erzählen kann.
KK, Kronen Zeitung

Hauptfigur und gleichzeitig Kommentator dieser „traurigen Komödie“ ist ein Verlagslektor. Ein ungebetener Besucher entpuppt sich als pensionierter Geheimpolizist, der ihn jahelang zu überwachen hatte. Die sorgsam registrierten regimekritischen Äußerungen ergaben ganze Bände, fix du fertig die gesammelten Werke des Ahnungslosen. Und schon sitzt er an der Schreibmaschine, um noch an ihnen zu feilen. Endlich, endlich kommt er selber als Schriftsteller in Fahrt! Dem skurril-betriebsamen Hannes Gastinger steht ein recht gelassener, nachsichtiger Gerhard Steffen gegenüber.
Gunther Martin, Wiener Zeitung

„Der Profi“ ist ein wichtiges Stück zu einer brisanten Thematik, die, ob der tagespolitischen Ereignisse nicht vergessen werden darf: Geschichte. In Erich Margos flotter Inszenierung spielen Hannes Gastinger und Gerhard Steffen durchaus überzeugend.
Christopher Wurmdobler, AZ/Tagblatt

Die epische Form des Stücks, ein Lektor erzählt dem Publikum, was es sowieso sieht, zieht die Auseinandersetzung in die Länge, auch interessieren die Sprüche des Literaten relativ wenig. Hannes Gastingers überdeutlicher Lektor ist von bescheidenem Humor, Gerhard Steffen ist ein zerknitterter Geheimpolizist.
Kurt Kahl, Kurier

Produktionen F