Freiheit in Krähwinkel
von Johann Nestroy
Premiere 8. Oktober 1995
Gastspiele in Bozen und Meran
Bürgermeister: Erwin Ebenbauer
Sperling, Edler von Spatz: Roger Murbach
Rummelpuff: Uwe Falkenbach
Reakzerl, Edler von Zopfen: Albert Rolant
Frau von Schnabelbeiss: Hertha Schell
Adele: Judith Keller
Klaus, Ratsdiener: Otto Tausig
Emerenzia: Brigitte Swoboda
Cecilie: Roswitha Meyer
Siegmund Siegl: Nicolaus Hagg
Willibald Wachs: Günther Wiederschwinger
Pfeifspitz: Bernhard Hall
Wirt: Ronald Seboth
Eberhard Ultra: Günter Franzmeier
Frau von Frankenfrey: Cornelia Köndgen
Nachtwachter: Robert Hauer-Riedl
Walpurga: Julia Cencig
Pemperl: Franz Hiller
Frau Pemperl: Erika Mottl
Babette: Irene Sollat
Schabenfellner: Wolfgang Klivana
Frau Schabenfellner: Johanna Mertinz
Kehraus: Robert Seethaler
Frau Klöppl: Inge Altenburger
Musiker:
Johann Leonhardsberger: Flöte, Klarinette, Saxophone
Ioan Minda/Ulli Pesendorfer: Schlagzeug
Andreas Pranzl: Trompete
Martin Ptak: Tasteninstrumente
Inszenierung: Peter Gruber
Bühne: Rudolf Rischer
Kostüme: Andrea Bernd
Musik: Paul Gulda
Filme: Alfred Rubatschek
Mit seiner Posse „Freiheit in Krähwinkel“ reagierte Johann Nestroy einst, mitten in der Revolution in Wien 1848, unmittelbar auf den Machtkampf zwischen revolutionären und reaktionären Kräften in seiner Gesellschaft. Aber seine Menschenkenntnis und Fortschrittsskepsis bewahrten das Stück davor, bloß ein tagespolitischer Reißer geblieben zu sein. Nestroys von Klarsicht und beißendem Sarkasmus erhelltes Blickfeld umfaßte die weitestgespannten Widersprüchlichkeiten des menschlichen Charakters. Deshalb braucht sein Ausflug in den Modellstaat Krähwinkel, hinter dem sich zu seiner Zeit das in die Reaktion zurückfallende Österreich von 1848 verbarg, für den Zuschauer heute keine historische Rückreise in Nestroys Jahrhundert zu sein: Einige auf unsere Gegenwart bezogene Anverwandlungen der nestroyschen Satire genügen, um die krähwinkelschen Verfinsterungen, aber auch die kleinräumige Beschränktheit des freiheitstrunkenen Überschwangs als uns vertrautes Wechselspiel zwischen Ordnungsfanatismus und Revolutionstaumel wiederzuerkennen.
Denn ein Spiel des theatralischen Wechsels von „Reaktion“ und „Revolution“ bleibt auch für uns Nestroys Possengeschichte vom (durchaus nicht uneigennützigen) Journalisten und Freiheitstrompeter Ultra, der dem in dumpfer Reaktion dahinbrütenden Kleinstaat Krähwinkel das flackernde Licht der Revolutionsfackel bringt. Als Spielregel gilt damals wie heute, daß Ultra aus einer freieren Gegenwart in eine reaktionäre Gesellschaft der Vergangenheit zurückfällt. Aus dem Zusammenprall dieser unterschiedlichen Geschichtserfahrungen ergibt sich die satirische Verzerrung, die nach den Erschütterungen unseres Jahrhunderts durch Reaktion und Revolution bedrohlicher denn je erscheint. Denn die Abwehr von Freiheit und Gerechtigkeit geschieht noch immer mit denselben Waffen der Drohung und des finsteren Aufräumterrors, gegen die sich die Satire auch mit heutigen Aneignungen der nestroyschen Gedanken wehren soll.
Pressestimmen
Eine bösartige, ungemein unterhaltsame Revue, in der man Wut ablässt und in der mehr vom Geiste Nestroys weht als in fünf schonenden Inszenierungen.
Die Furche
In beachtlicher Spiellaune und wackerem Tempo erscheint ‚Freiheit in Krähwinkel’ am Wiener Volkstheater als Warnung vor dem durch Europa gehenden Rechtsruck. Kurzweilige zweieinhalb Stunden.
Der Standard
Die Bearbeitung zwingt schlechte Pointen mit dem Holzhammer in den Schädel.
Kronenzeitung
Bunter Kinderfasching, vollgespickt mit aktuellen Verweisen. Vor lauter Pointen sieht man den Witz nicht mehr.
OÖ Nachrichten