1990/91
Bezirke

Fräulein Julie
von August Strindberg

Premiere 2. März 1991

Mit
Franziska Sztavjanik
Peter Strauß
Katharina Manker

Inszenierung: Andreas Vitásek

In unübertroffener Meisterschaft verknüpft Strindberg in diesem Kammerspiel psychologische und soziale Konflikte. Herrin und Diener finden sich in einem Sinnentaumel und stürzen in eine Hölle aus Fremdheit und Hass.

 
Pressestimmen

Andreas Vitáseks Inszenierung lässt sich Zeit, zelebriert die Handgriffe, macht Pausen zwischen den Sätzen. Manchmal gerät die Aufführung zur gefährlichen Pantomime. Franziska Sztavjaniks adeliges Fräulein – hinter der herrschaftlichen Fassade zeigt sich ein armes zerrissenes Menschenkind: beherrschbar, dem fremden Willen ausgeliefert. Den Diener, der für eine Weile seine Macht auskostet, jedoch dienstfertig zusammenklappt. Sobald er die Stimme seines Herrn am Telefon vernimmt, stattet Peter Strauß mit abwartender Gelassenheit aus. Da hat sich eiern herrschaftliche Allüren zugelegt, ohne doch aus seiner Haut, aus seiner Klasse herauszukönnen. Katharina Manker ist, mit einem Anflug von Müdigkeit, die Köchin, die mehr Selbstbewusstsein besitzt als ihre junge Herrin. Eine Aufführung, die sich sehen lassen kann, ein wichtiger Text in trocken-adäquater Darstellung.
Kurt Kahl, Kurier

Nicht der Diener Jean, die Macht über ihn macht die Grafentochter lüstern. Nicht die Liebe, die sexuelle Demütigung der Herrin macht ihn stark. Jeden Strang in diesem Nervensystem psychologischer Verstrickungen legt Vitásek in penibler Regiearbeit frei. Packend Peter Strauß’ Zerrissenheit zischen den Träumen im Kopf und der Männlichkeit in den Beinen. Franzika Sztavjanik gewinnt mit der wachsenden Todessehnsucht ihrer Julie eine Intensität, die am Höhepunkt, wenn sie starr mit verschmiertem Lippenstift ihrem Ende ins Auge blickt, keine Geste mehr braucht. Theater unter Hochspannung.
Konrad Kramar, Kronen Zeitung

Es war ein Versuch. Es war keine Aufführung, die sich aus Gier nach dem Originellen am Stück versündigt. Das soziale, das psychologische, das böse und auch das aufrührerische Trauerspiel haben wir nicht zu sehen bekommen.
Duglore Pizzini

Das überzogene Requisitenspiel, mit dem Vitásek die Psychologie der Personen veräußert, zeigt wenigsten eins: Das Rasiermesser in Händen der todessüchtigen Julie ist aufklappbar, sonst klappt nichts. Das Tranchieren der Gefühle wirft eben nicht immer Tranchen ab.
Ronald Pohl, Der Standard

Produktionen F