1992/93
Haupthaus

Für Gott, Ehre und Vaterland
A Few Good Men
von Aaron Sorkin
(Deutsch von Gunther Baumann)

Deutschsprachige Erstaufführung

Premiere 17. Jänner 1993

Dawson: Rüdiger Hentzschel
Downey: Matthias Rehrl
Daniel Kaffee: Alfons Haider
Sam Weinberg: Markus Hering
Joanne Galloway: Babett Arens
Jack Ross: Thomas Evertz
Captain Randolph: Georg Trenkwitz
Santiago: Max Schmiedl
Colonal Jessep: Rainer Frieb
Captain Markinson: Robert Hauer-Riedl
Lieutenant Kendrick: Ronald Seboth
Commander Stone: Wolf Dähne
Corporal Howard: Günter Franzmeier
Captain Whitaker: Manfred Jaksch
und Anthony Connor, Horst Heiß, Markus Wasner, Karl Wozek

Inszenierung: Erhard Pauer
Bühne: Erhard Pauer und Alfons Janser
Kostüme: Mimi Zuzanek

Dawson und Downey, zwei Marines, auf dem US-Marine-Stützpunkt Guantanamo Bay in Kuba stationiert, sind des Mordes an einem Kameraden, William T. Santiago, angeklagt. In einem ersten Verhör bekennen sie sich schuldig. Joanne Galloway, Anwältin der Internen Revision der Militärgerichtsbarkeit, bemüht sich um den Fall: die Geständnisse werden abgewiesen, die Häftlinge nach Washington gebracht, und sie bekommen ein Rechtsbeistand.
Das Divisionskommando fordert jedoch mit Daniel Kaffee ausgerechnet jenen Navy-Anwalt an, der für seine inoffiziellen Absprachen mit der Staatsanwaltschaft bekannt ist: der Fall soll vertuscht werden. Aber Joanne Galloway läßt nicht locker, mischt sich ein. Sie bringt Daniel Kaffee dazu, seinen Standpunkt, keinen Standpunkt zu haben und die drei Navy-Pflichtjahre möglichst angenehm hinter sich zu bringen, aufzugeben: Der Fall kommt vor Gericht. Es stellt sich heraus, daß Santiago im Zuge einer Strafaktion (zur Erziehung unbotmäßiger Soldaten), die vom Kommandaten des Stützpunkts, Colonel Nathan Jessep, befohlen worden war, an Herzversagen starb: Santiago hatte um Versetzung gebeten, weil er den Strapazen der Ausbildung nicht gewachsen war.
Aber die Beweise fehlen. Der Ehrenkodex der Marines, der sich im Schlachtruf „Für Gott, Ehre und Vaterland“ ausdrückt, läßt den Kampf der Anwälte um die Wahrheit aussichtlos erscheinen. Da wird Kaffee klar, daß es nicht um Beweise geht, sondern darum, Colonel Jessep, der von der Notwendigkeit seines Befehls zur Wiederherstellung von Zucht und Ordnung überzeugt ist, dazu zu bringen, diese Überzeugung öffentlich zum Ausdruck zu bringen. Denn es „stinkt“ Jessep, daß er sich verstecken muß, er „weiß“, daß er im Recht ist, daß Santiagos Tod zwar „tragisch“ war, aber das notwendige „Opfer“, um viele andere Menschenleben zu retten …

 
Pressestimmen

Erhard Pauer hat ohne intellektuellen Ballast inszeniert und zeigt engagiertes, realistisches Theater voll Spannung und mit scharfem Witz. Das Ensemble zeigt die Form einer erstklassig trainierten Baseball-Mannschaft.
Kronenzeitung

Die Inszenierung hellt die Stereotypen der Justiz und des Militärs menschlich auf, sie bezieht Rückblenden ein und steigert die Spannung. Das Stück wird, von Wien aus, seinen Weg machen.“
Kurier

Applaus im Volkstheater wie sonst nur in der Staatsoper. Das Publikum bejubelte ein glänzendes Stück, eine außerordentliche Aufführung, ein großartiges Ensemble. Es gab keinen schwachen Punkt und drei Stunden atemlose Spannung. Aus der von Alfons Haider angeführten Männerriege ragte Rainer Frieb hervor, der einen verbohrten, menschenverachtenden Stabsoffizier überzeugend spielte, weit heraus. Nach ihm zu nennen: Günter Franzmeier, Rüdiger Hentzschel und Matthias Rehrl und Babett Arens.
Täglich Alles

Daß der Film („Ene Frage der Ehre“) gleichzeitig mit der Bühnenfassung zu sehen ist, mag für das Volkstheater Glück und Pech zugleich sein. Daß schon Autor Sorkin auch für die Bühne eine nahezu filmische Version geschrieben hat, und dies von Regisseur Erhard Pauer virtuos ausgenützt wird, mag den einen als störendes Plagiat, den andren als zwingende Notwendigkeit erscheinen. Daß jedoch Film und Bühne unterschiedliche Gesetze haben, wird das Publikum im Vergleich feststellen können. Daß die Volkstheateraufführung trotz zweieinhalb Stunden Dauer keinen Moment der Langeweile birgt, daß die Darsteller samt Babett Arens als Joanne Galloway zu einem Ensemble zusammengeschmolzen sind und daß Pauer eine Aufführung zustande gebracht hat, die bei allem Ernst auch das Vergnügen (vor allem durch die Lächerlichkeit der soldatischen Gesellschaft an sich hervorgerufen) nicht außer Acht läßt, dies festzustellen, bedarf es keiner Vergleiche.
Ditta Rudle, Wochenpresse

Die europäische Ertaufführung lotet nicht tiefer als die Hollywood-Verfilmung, ist nur kitschiger. Neben Babett Arens, die noch schreckschraubenhafter als Demi Moore agiert, schafft es einzig Markus Hering als liebenswerter Duckmäuser, sich von der Zelluloidvorlage zu emanzipieren. Vor einem Monat noch wär's ein wirklich netter Abend gewesen.
Thomas Trenkler, Kleine Zeitung

Produktionen F