Gesammelte Erzählungen
von Donald Margulies
(Deutsch von Bernd Smaland)
Deutschsprachige Erstaufführung
Premiere 17. Februar 1999
Mit
Julia Cencig
Brigitte Neumeister
Inszenierung: Hannes Fabrick
Ausstattung: Andrea Hammer
Ruth Steiner, gefeierte Autorin und Literaturprofessorin, lädt die Teilnehmerin eines Seminars zu einer Sprechstunde in ihre Privatwohnung. Aus dem anfänglichen Lehrer-Schüler-Verhältnis wird allmählich eine Freundschaft. Donald Margulies’ Stück handelt vom Schreiben. Vom Geschichten-(Er-)Finden und von der Einsamkeit des Schriftsteller-Daseins, von der Suche nach Gleichgesinnten, nach Gesprächspartnern. Es handelt aber auch von der Beziehung zwischen einer älteren Frau und einer jüngeren, zwischen der Professorin und ihrer Schülerin, der Mentorin und ihrem Schützling, der etablierten Künstlerin und ihrem Fan. Und es handelt von mißbrauchrem Vertrauen.
„Gesammelte Erzählungen“ („Collected Stories“) wurde 1996 vom South Coast Repertory in Cosa Mesa/California mit großem Erfolg uraufgeführt. Es wurde für den Pulitzer-Preis nominiert und mit dem Los Angeles Drama Critics Award for Outstanding New Play und dem Drama Logue Award ausgezeichnet.
Pressestimmen
Donald Margulies spannend geschriebenes Stück – attraktiv für Schauspielerinnen wegen des leichten New Yorker Konversationstones – hat Johannes Fabrick gelungen ins Szene gesetzt. Weltstädtisch und fernab vom Vorstadtdasein zeigt Brigitte Neumeister als Autorin Ruth Steiner Bühnenwirkung und erschüttert. Julia Cencig als ihre Schülerin meistert perfekt die Wandlung vom hässlichen, aber talentierten Entlein zum Biest.
Kronenzeitung
Mit großem Einfühlungsvermögen inszenierte Johannes Fabrick dieses Kammerspiel der Zwischentöne und subtilen Zweikämpfe. Das reduzierte Bühnenbild unterstreicht die intellektuelle Sphäre in der sich die beiden Charaktere bewegen.
Allein, die lebenskluge Frau, die ihren geistigen Erfahrungsschatz erlesen hat und dem literarischen Diskurs zugehört, kauft man Brigitte Neumeister nicht so recht ab. Julia Cencig, irritierend nervös, verdankt ihr kreatives Potential inneren Konflikten, von denen die von ihr verkörperte unsichere junge Frau heimgesucht wird.
Wiener Zeitung
Ein konzentriertes Stück mit zwei exzellenten Darstellerinnen – das Publikum zeigte sich bei der Premiere gefesselt. Plastisch wird geschildert, dass ein Schriftsteller seine Umwelt als „Material“ betrachten muss, wenn er sie zu „Literatur“ macht.
Neues Volksblatt
Der Abend wird zum fein nuancierten Duett: unter der zurückhaltenden Regie von Johannes Fabrick verkörpert Brigitte Neumeister eine berühmte Schriftstellerin, zurückgezogen lebend und einsam mit ihrem Schreiben, und Julia Cencig ihre nach Erfolg gierende Schülerin, die das Vetrauen ihres Vorbildes missbraucht.
Die Furche