2000/01
Haupthaus

Der gute Mensch von Sezuan
von Bertolt Brecht
Musik Paul Dessau

Premiere 6. September 2000

Mit
Andrea Eckert (Shen Te/Shui Ta)
Fritz Hammel (Wang)
Peter Uray (Gott)
Erwin Ebenbauer (Gott)
Wolf Dähne (Gott)
Johanna Mertinz (Witwe Shin)
Wolfgang Klivana (Mann)
Inge Altenburger (Frau)
Georgi Nikoloff (Neffe)
Roswitha Szyszkowitz (Nichte)
Günther Wiederschwinger (Arbeitsloser)
Roger Murbach (Lin To)
Brigitte Swoboda (Mi Tzü)
Gabriela Bruckner (Schwägerin)
Christoph Zadra (Polizist)
Doris Weiner (Die Alte)
Hary Prinz (Yang Sun)
Erika Mottl (Frau Yang)
Alfred Rupprecht (Shu Fu)

Inszenierung: Michael Gruner
Bühne: Peter Schulz
Kostüme: Gabriele Sterz
Musikeinrichtung: Lukas Goldschmidt

 
„Die Welt kann bleiben, wie sie ist, wenn genügend gute Menschen gefunden werden, die ein menschenwürdiges Dasein leben können.“ So der Ratschluss der Götter. Auf Ihrer Inspektionsreise finden sie allerdings gerade einen guten Menschen, das Straßenmädchen Shen Te, und von menschenwürdigem Dasein kann bei ihr keine Rede sein. Auch nachdem ihr die Götter entgegen ihrers Prinzips, sich in das Wirtschaftliche nicht einzumischen, finanziell auf die Beine geholfen haben, lassen sich Güte und Wohlstand nicht vereinbaren. Den Konflikt, den die Götter nicht zu lösen imstande sind, muss schließlich Shen Te in ihrer Person austragen, muss sich spalten in den guten Menschen Shen Te und den hartherzigen Vetter Shui Ta. Die Entstehungsgeschichte des Stücks reicht bis 1926 zurück, als Brecht ein „Theater der Zukunft“ projektierte. Vollendet wurde es zwischen 1938 und 1940 im schwedischen Exil unter Mitarbeit von Ruth Berlau und Margarete Steffin, uraufgeführt 1943 am Schauspielhaus Zürich. Die Musik Paul Dessaus entstand erst 1947/48. So kalkuliert die politische Parabel sein mag, so ausufernd kräftig und lebendig sind die Figuren und Szenen des Stücks. Sie scheinen die Wut und den Witz, die sprachliche und theatralische Macht der Zwanziger und Dreißigerjahre in die kältere Verzweiflung und die gezwungenere Satire hineinzutragen, so verwandelt sich das Parabelspiel unter der Hand in ein böses Märchen.

 
Pressestimmen

Brecht im Volkstheater: schlichtweg schön. Um die strahlende Andrea Eckert entfaltet sich ein von Gabriele Sterz in der originalen chinesischen Farbskala eingekleidetes Ensemble mit Leuchtpunkten wie Erika Mottl, Johanna Mertinz, Brigitte Swoboda, Inge Altenburger, Doris Weiner, Christoph Zadra, Wolfgang Klivana. Peter Schulz hat die Bühne mit ein paar optischen Tricks in den Griff bekommen. Paul Dessaus Musik (Einrichtung: Lukas Goldschmidt) zurückgeschraubt aufs Melodiöse ohne allen Belehrungseifer. Andrea Eckerts Stern leuchtet in beiderlei Gestalt: als Shen Te und in der Hosenrolle des Shui Ta.
Haider, Presse

Ein Stück, dessen Daueraktualität in Michael Gruners Inszenierung transparent wurde. Die Doppelrolle erfüllt Andrea Eckert mit gewohnter Virtuosität. Der in allen Facetten auftretende Pöbel (u.a. Brigitte Swoboda, Günther Wiederschwinger, Roger Murbach) gibt sich berechnend und mit unerbittlicher Kälte. Geglückt gezeichnet ist die Figur des wohlhabenden Barbiers (Alfred Rupprecht), ebenso wie der Wasserverkäufer Wang (Fritz Hammel). Man muss Gruners Regie zugute halten, dass der Kern des Stückes, mit seiner brutalen und realitätsnahen Kraft, dort bleiben durfte, wo er angesiedelt ist: inmitten des Lebens und ohne Pardon.
Dobretsberger, Wiener Zeitung

Regisseur Michael Gruner legte den Hauptakzent auf die psychologische Unterfütterung der Figuren. Restlos aufgegangen ist dieses Konzept bei der Zeichnung der Götter. Erwin Ebenbauer, Peter Uray, Wolf Dähne präsentieren die Erleuchteten als schon verdammt alt gewordene Herrschaften, die mit kleinen Andeutungen die europäische Sehnsucht nach fernöstlicher Esoterik ironisieren.
Reiterer, Oberösterreichische Nachrichten

Andrea Eckert lässt den inneren Kampf mit dem „Gegen-Ich“ mit großen Gefühlen erahnen. Aus der Vielzahl der Brecht-Figuren ragen neben Fritz Hammel, Hary Prinz und Johanna Mertinz heraus.
Gabler, Kronenzeitung

Die Chinoiserien haben den Charme eines Glutamat-Tempels. Die Schauspieler spielen irgendwas, von Regie kaum eine Spur.
Der Falter

Die Weichzeichnung macht die Geschichte stumpf. Sie kocht auf Sparflamme und macht in ihrer Dramatik nicht betroffen. Weder Mitgefühl stellt sich ein, noch wird man mit Härte auf eine Erkenntnis gestoßen.
Salzburger Nachrichten

Produktionen G