2004/05
Haupthaus

Happy End
von Dorothy Lane (Elisabeth Hauptmann/Bertolt Brecht)
Musik Kurt Weill

Premiere 13. Jänner 2005

Bill Cracker: Gregor Bloéb
Sam Worlitzer: Fritz Hammel
Dr. Nakamura: Rolf Schwab
Jimmy Dexter: Günter Franzmeier
Bob Merker: Günther Wiederschwinger
Johnny Flint: Andreas Kammerzelt
Die Dame in Grau: Isabel Weicken
Lilian Holiday: Julia Cencig
Captain der Heinsarmee: Erwin Ebenbauer
Hanibal Jackson: Stephan Paryla-Raky
Mary-Jane: Nina Proll
Kommissar: Wolf Dähne
und Victor Kautsch, Sam Madwar, Daniel Ogris, Thomas Weißengruber

Musikalische Leitung und Klavier: Lior Kretzer
MusikerInnen: Michaela Arnhold, Ingrid Eder, Richard Filz, Bernhard van Ham, Harald Haslinger, Johannes Hofmann, Miki Liebermann, Heribert Metzker, Thomas Palme, Gerald Preisl, Thomas Schön, Sabine Zwick

Inszenierung: Erhard Pauer
Bühne und Kostüme: Walter Schwab
Musikeinstudierung: Lior Kretzer
Choreographie: Marcus Tesch

Was passiert, wenn sich eine Heilsarmistin und ein Gangsterboss ineinander verlieben? Klar, es gibt ein Happy End. Die kaum bekannte Hollywood-Persiflage aus der Brechtschen Dramen-Fabrik hat Elisabeth Hauptmann auf Anregung Brechts geschrieben, er steuerte die Songs bei, einige seiner berühmtesten. Kurt Weill komponierte.

 
Pressestimmen

Das ist ein Halbfinale, wie man es Emmy Werner wünscht: „Happy End“, eine von Elisabeth Hauptmann unter Beiziehung ihres Lebensgefährten Bertolt Brecht und des Komponisten Kurt Weill verfasste Petitesse im Gefolge der „Dreigroschenoper“, gerät dem Volkstheater animierend. Erhard Pauer hat eine Gangsterfilmparodie von gelassenem Schwung und engagierter Ironie gefertigt. Gregor Bloébs Gangsterboss und Julia Cencigs Heilsarmistin sind ein fabelhaftes Paar, Fritz Hammel und Günter Franzmeier erfreuen.
News

Beauty und Beast, Chicago, Bankraub: Brecht schreibt bei sich selbst ab, Hauptmann bei ihm und Kurt Weill bei sich selbst. Das Ganze ist nicht der Rede wert. Wäre da nicht Regisseur Erhard Pauer, der kräftig gestrichen hat und das Ensemble zu temperamentvollem Spiel animiert. Wohl noch nie hat „Surabaya Johnny“, dieses berühmte Lied von der abgrundtiefen Verbitterung nach der großen Leidenschaft, so süß, werbend geklungen wie bei Julia Cencig. Fritz Hammel triumphiert als formidable Puffmutter mit dem Song von Mandelay.
Die Presse

Erhard Pauers Inszenierung trägt nur wenig zur Ehrenrettung dieser recht simpel gestrickten Räuberpistole bei. Nur in den Songs kommt mitunter eine subversive Gesellschaftskritik auf. Vor allem, wenn Julia Cencig als Lilian Holiday ihren „Surabaya-Johnny“ mit Inbrunst – von den auf der Bühne platzierten Musikern gut begleitet (musikalische Leitung: Lior Kretzer) – singt.
Kurier

Geschenke, nichts als Geschenke überreicht Emmy Werner dem Publikum! Auch Schillerndes, Leichtfüßiges und recht nostalgisch Wirkendes wie „Happy End“. Sie hat wirklich prächtige Typen für das Gaunermärchen mit glücklichem Ausgang ausgesucht! Denn Gregor Bloéb als schnurrbärtiger Beau Bill Cracker macht mit „atemfrischem“ Lächeln und Bubi-Charme die Frauenherzen vor und hinter der Rampe weich. Ein listiger Kater, der schnurrt, wenn er an der richtigen Stelle gekrault wird: Julia Cencig versucht das als „Halleluja-Lilian“ mit viel Kraft und Naivität. Fritz Hammel singt den „Song von Mandelay“ mit der Routine eines Revuestars von einst: ein Wiener Tony Curtis!
Kronenzeitung

Es ist kein Leichtes, gerade die frühen, hybriden Stücke der Brechtschen Drama-Werkstatt überzeugend auf die Bühne zu bringen. Soll man es machen wie Gregor Bloéb, der bei seinem Wien-Debüt von der gelackten Schuh- bis zur gespreizten Fingerspitze den Gangsterboss Bill Cracker als tadellose Kunstfigur gibt? Der, bei aller arroganten Eleganz, nie ein dreckiges Grinsen vermissen lässt und sogar an das Credo vom Brechtschen Gestus erinnert – die Gefühle auszustellen, statt etwas hineinzugeheimnissen? Oder soll man es lieber angehen wie Julia Cenig, die sich als Heilsarmeemädchen Lilian Holiday mit Verve und Elan in jede Szene begibt, um zu erforschen, was die Figur nun denkt und fühlt. Oder aber soll man der Komödie geben, was ihr gebührt, den Klamauk auf die Spitze treiben und maßlos gute Laune verbreiten? Ein Weg, für den sich mehr oder weniger das übrige Ensemble entschieden hat – das von Nina Proll über Fritz Hammel bis zu Isabel Weicken hochkarätig besetzt ist.
Wiener Zeitung

Erhard Pauers sauber erarbeitete Inszenierung ist in der g’schmackigen Ausstattung von Walter Schwab um stimmige und schwungvolle Unterhaltung bemüht. Julia Cencig wirft sich als die vom Liebesblitz getroffene Halleluja-Lilian mit größter Leichtigkeit in Bloébs Arme – quicklebendig, spielfreudig, mädchenhaften Charme ausstrahlend. Geschniegelt, sehr süffisant und mit funkelnden Augen: Gregor Bloéb führt das Publikum mit charmanter Verführungskunst zu einem heftig beklatschten glücklichen Ende. Singend marschieren Nina Proll, Erwin Ebenbauer, Stephan Paryla-Raky für die Heilsarmee auf. Als Kommissar nimmt Wolf Dähne sofort Reißaus, wenn es allzu bedrohlich wird. Die Gang rund um Bloéb: Fritz Hammel, Rolf Schwab, Günter Franzmeier, Günther Wiederschwinger; Isabel Weicken muss als terrorisierende Dame in Grau gefährlichen Biss zeigen.
Tiroler Tageszeitung

Regisseur Erhard Pauer steigerte das Geschehen vor allem gegen Ende so furios, dass das titelgebende „Happy End“ nicht ausbleiben konnte. König des Abends ist Gregor Bloéb als selbstironischer Gangsterboss, ein Schauspieler, der mit sardonischem Grinsen Vitriol versprühen kann und dies auch tut. Wenn Nina Proll, von der Rolle her eigentlich nur in der zweiten Reihe stehend, Möglichkeiten bekommt, dann ist sie enorm komisch.
Vorarlberger Nachrichten

Produktionen H