1996/97
Jüdisches Museum, plafond
1997/98
Bezirke

Herzl –
Gestohlen unserem Land und den Zeiten
von Alexander Widner

Uraufführung

Premiere im Jüdischen Museum 26. Jänner 1997
Wiederaufnahme am plafond ab 1. Februar 1997
Premiere in den Bezirken 19. November 1997
(unter dem Titel „Herzl – Wenn ihr wollt, ist es kein Märchen“)

Mit
Rainer Frieb (Theodor Herzl)
Christina Dom/Johanna Mertinz (Julie Herzl)
Roger Murbach (Naschauer)
Friederike Dorff (Jenny Naschauer)
Alfred Rupprecht
Wolf Dähne
Thomas Stolzeti/Klaus Rohrmoser
Günther Wiederschwinger/Manfred Jaksch

Inszenierung: Wolfgang Palka
Ausstattung: Martina Tscherni

Theodor Herzl, am 2. Mai 1860 geboren, wächst in einer jüdisch-liberalen Familie auf, die sich der deutschen Kultur zugehörig fühlt. Während seines Jus-Studiums an der Wiener Universität ist Herzl zwei Jahre lang Mitglied der großdeutschen Burschenschaft ,Albia‘. Und noch 1890 glaubt er, daß die ,Judenfrage‘ nur durch massenhaftes Konvertieren der Juden zum Katholizismus zu lösen ist. 1891 bis 1895 geht er als Auslandskorrespondent der ,Neuen Freien Presse‘ nach Paris. Dort ändert sich seine Haltung. Konfrontiert mit der Dreyfus-Affäre, Ausdruck fanatischer antisemitischer Hetze, von der er nach Wien bewegend berichtet, erkennt er, daß die ,Judenfrage‘ angesichts eines sich radikalisierenden Antisemitismus einer radikalen Antwort bedarf, und er formuliert, nach Wien zurückgekehrt 1896 brillant seine Antwort in dem Buch „Der Judenstaat“. Der Gründung des Judenstaats widmet er fortan alle seine Kräfte. Aber Rückschläge bleiben nicht aus: er findet Gegner nicht nur unter den Antisemiten, sondern auch in den eigenen Reihen …
Eine Herzschwäche, schon 1896 diagnostiziert, zwingt Herzl, der sich niemals geschont hat, 1904 zu einer Kur. Er erholt sich nicht. Theodor Herzl, erschöpft und verbittert, stirbt am 3. Juli 1904 in Edlach bei Reichenau an der Rax.
Der österreichische Dramatiker Alexander Widner (Jahrgang 1940) zeigt in seinem Stück die Entwicklung Theodor Herzls vom liberalen Dandy, der von literarischem Ruhm träumt, zum Führer der zionistischen Bewegung und unermüdlichen Kämpfer für den Judenstaat, schließlich sein Scheitern, das sich die Utopie seiner Sache jedoch bis zuletzt bewahrt.

 
Pressestimmen

Rainer Frieb als Theodor Herzl ist im häuslichen Dilemma gefangen, umgeben von seiner verwöhnten, kopfschmerzgeplagten und Kopfschmerz verursachenden Ehefrau Julie (Christina Dom), die sich erst auflehnt, als sie im Fall der Emigration alle Annehmlichkeiten aufgeben soll. Friederike Dorff gibt der herrisch-freßsüchtigen Schwiegermutter mit Sarkasmus Farbe. (…) Der Jude, der auch unter Juden nicht nur Freunde hatte, ihnen aber eine geographische Dimension eröffnete, will kein Prophet sein, nur ein Verwirklicher. (…) Wolfgang Palka hat behutsam inszeniert, was wohl ebensogut als Hörspiel funktioniert.
Werner Rosenberger, Kurier

Theodor Herzl, den Rainer Frieb als gallbitteren und migräneblassen Erfinder des Judenstaates spielt, ist der Salonlöwe im bürgerlichen Ehekäfig. Er gibt kreidig den Gefangenen der viel zu engen Jahrhundertwende-Welt, in der die nervöse Dame des Hauses (Christina Dom) Etüden klimpert und die cholerische Schwiegermutter – Friederike Dorff als der Schrecken aller Fleischtöpfe! – von Imbiß zu Imbiß trippelt. Wunderbare Hysterie-Etüden, von Regisseur Wolfgang Palka wie beiläufig musiziert. – Nun müssen die Bühnenfiguren aber auch noch Papier reden: Der Staat Israel will schließlich gegründet sein. Und schon wandert der Zuschauerblick an die Decke des Museums, von welcher der Hausrat baumelt. Widner erspart uns nichts. Andauernd müssen sich seine Berühmtheiten erklären und ihre Gewissensbißwunden entblößen. Das macht die Mattigkeit einer im Detail schönen Arbeit aus – daß sie uns Fernsehgeschichtsspiel sein will, kleiner Ploetz und großer Portisch zugleich.
Ronald Pohl, Der Standard

Produktionen H