1997/98
1998/99
Haupthaus

In der Löwengrube
von Felix Mitterer

Uraufführung

Premiere 24. Jänner 1998
Wiederaufnahme 1998/99
(Für das Fernsehen aufgezeichnet vom ORF)

Arthur Kirsch alias Benedikt Höllrigl: Erwin Steinhauer
Helene Schwaiger, seine Frau: Cornelia Lippert
Meisel, Theaterdirektor: Toni Böhm
Polacek: Wolf Dähne
Strassky:Hannes Gastinger
Jakschitz: Thomas Pohn
Olga Sternberg: Anna Franziska Srna
Eder, Bühnenmeister: Manfred Jaksch
Minister für Volksaufklärung und Propaganda: Thomas Stolzeti
Benedikt Höllrigl, der echte: Elmar Drexel
Erster Gestapo-Beamter: Günther Wiederschwinger
Lieserl: Katrin Grießer
Martin: Rafael Schuchter
und Anton Ambrosch, René Bein, Klaus Beyer, Heinz Arthur Boltuch, Reinhold Brandstetter, Gabriela Bruckner, Helmut Chladek, Norbert Fassl, Thomas Gandon, Susanna Knechtl, Heinrich Mayr, Andreas Murlasits, David Oberkogler, Karl Raunig, Peter Schachinger, Alfred Snizek, Georg Thaler, Josef Zöhrer

Inszenierung: Rudolf Jusits
Bühne: Karin Kosak-Orlac
Kostüme: Birgit Hutter

Ein Schauspieler gedemütigt, verfolgt und aus seiner Welt vertrieben, rächt sich an den Machthabern mit seinen ureigensten Mitteln, denen des Theaters, führt sie an der Nase herum und beweist ihre Dummheit.

Ein Stück über die Liebe zum Theater.

Wien, kurz vor der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Arthur Kirsch, ein jüdischer Schauspieler, spielt die Rolle des Shylock in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“. Die Premiere muß wegen antisemitischer Krawalle im Publikum abgebrochen werden.
Bald darauf übernehmen zwei Nazi-Kollegen Kirschs die Theaterleitung. Kirsch ist gezwungen, nicht nur das Theater, sondern auch das Land zu verlassen.

Die Vorlage zu Felix Mitterers Satire ist die authentische Geschichte des jüdischen Schauspielers Leo Reuss, der (nach Berufsverbot in Deutschland) als Kaspar Brandhofer in Wien ein triumphales (wenn auch kurzes) Comeback auf der Bühne feierte. Felix Mitterers Stück ist kein Dokumentarstück. Er nahm den historischen Fall zum Anlaß für sein Theater-Stück, das den Traum vom Sieg des kleinen Mannes über die Mächtigen erfüllt. Ein Komödiant führt mit seinen ureigensten theatralen Mitteln die Dummheit des Rassenwahns ad absurdum, gibt ein menschenverachtendes System der Lächerlichkeit preis. Ein Triumph in der Höhle des Löwen nur für kurze Zeit, doch er ermöglicht dem Hauptdarsteller einen ehrenvollen Abgang ins Exil. Und vermittelt jenen Funken Hoffnung, jene Ahnung von der Kraft des Einzelnen, die das Theater immer wieder zu beschwören hat.

(Die wahre Geschichte dokumentiert das Buch: Hilde Haider-Pregler, Überlebenstheater. Der Schauspieler Reuss, Wien: Holzhausen 1998)

 
Pressestimmen

Steinhauer meistert die nicht ungefährliche Verwandlung in ein Tiroler Urgestein bravourös und wirklich komisch. Wie Toni Böhm als Theaterdirektor Meisel sich diesen nervös besessenen, in seiner Haltung verschmierten Mann, der kaum einen Satz zu Ende führt, geradezu anverwandelt, das gehört zu den subtilsten Menschengestaltungen, die derzeit auf Wiens Bühnen zu sehen sind. Zwei prächtige Gegenpole, Thomas Stolzeti als aalglatter Minister und Manfred Jaksch als menschlicher Bühnenmeister, tragen zur bejubelten Aufführung bei.
Karin Kathrein, Kurier

Ein herrliches Stück, eine herrliche Aufführung. Ein Stück, das lachen macht, ein Stück, das betroffen macht. Eine wunderbare Aufführung von Rudolf Jusits perfekt inszeniert, ein grandioser Erwin Steinhauer in der Hauptrolle. Neben ihm ein sehr gutes Ensemble, besonders hervorzuheben ist Thomas Stolzeti als Dr. Joseph Goebbels, keineswegs eine Parodie, beklemmend echt. Toni Böhm in der grandiosen Studie eines Theaterdirektors. Und dann ist hier noch Hannes Gastinger in der beklemmenden Studie eines SA-Mannes. Ein Riesenerfolg hier im Volkstheater. Sie entschuldigen meine Begeisterung, sie ist echt.
Karl Löbl, Nach der Premiere

Es darf bei dieser Uraufführung im Volkstheater gelacht werden, vor allem über Toni Böhm. Einfühlsam noch in jedem pikierten Zucken der Mundwinkel, erspielt Böhm die Wirklichkeit, die dem Autor als Vorlage des pointenreichen Textes diente, für das Theater. Kirsch (Erwin Steinhauer) entlarvt als Bergbauer und Theaternaturtalent Benedikt Höllrigl die Absurdität der Volkstümelei.
Michael Cerha, Der Standard

Bester Stoff, beste Zutaten: David besiegt Goliath. Daniel überlebt die Löwengrube. Der Machtlose gegen die Mächtigen und – auf einer weiteren Ebene der lautere Mann gegen die untreue, nur nach der Karriere schielende Gattin. Dazu zwei hervorragende Schauspieler: Erwin Steinhauer, mit blondem Rauschebart, tirolert munter daher, reißt alle mit und die Bösen ins Verderben. Ihm gegenüber der Theaterdirektor von Toni Böhm: schmächtig, hektisch, mit eckigen Bewegungen, mit der Brille fuchtelnd, im Nadelstreif.
Bettina Steiner, Die Presse

Das Premierenpublikum stimmte einhellig zum Jubel an: Erwin Steinhauer zeigt unaufdringlich die vielen Facetten des jüdischen Mimen in der Tiroler Lederhose. Toni Böhm liefert eine hinreißend komische Studie des fahrigen Direktors Meisel. Imponierend Thomas Stolzeti als Propagandaminister. Cornelia Lipperts Paradestück der karrieresüchtigen Ehefrau und das übrige Volkstheaterensemble bestehen glänzend. Regisseur Rudolf Jusits gelang es, Witz mit Entsetzen zu parieren. Stimmungswechsel perfekt. Jeder Auftritt, jede Pointe, jeder Tränendrüsendruck sitzt.
Thomas Gabler, Kronenzeitung

Dort, wo Mitterer in der Tradition Charly Chaplins oder Billy Wilders das Ausmaß der Tragödie durch sarkastischen Witz erkennbar macht, ist die „Löwengrube“ ein grandioses Volksstück im besten Sinne. Für die Troika Mitterer, Steinhauer und Böhm schwoll der Beifall zum Tosen.
Frido Hütter, Kleine Zeitung, Graz

Viel Jubel im Publikum bei einem Theatertheater, das mit hängenden Köpfen, betretenen Gesichtern und schreienden Nazi-Kehlen beginnt und sich dann zu einem einzigen fortwährenden Siegeszug des Humanismus entwickelt. Das Trio Mitterer/Steinhauer/Böhm, mit sicherer Hand angeleitet von Regisseur Rudolf Jusits, hat das Publikum im Griff.
Salzburger Nachrichten

Das Stück und die Inszenierung bedienen alle denkmöglichen Klischees, die einem aus gegebenem Anlaß nur einfallen können.
Der Falter

Mitterer verrät die Geschichte und deren Protagonisten an billigste Klischees. Auch eine Form der Entsorgung.
FAZ

Produktionen I