1998/99
Haupthaus |
Insektarium Uraufführung Premiere 13. Juni 1999 Mit Inszenierung: Michael Kreihsl Insektarium bedeutet eine Reihe absurder Szenen, Monologe, Dialoge; ein Mikrokosmos von „Textinsekten“ wird uns vorgestellt, voll Poesie, Komik und Beschreibungen von Extremsituationen. Natürlich sind diese Insekten sehr menschenähnlich in ihrer Ver-rücktheit und Absurdität. Das Insektarium ist eine phantastische Gegenwelt, in der sich die Gesellschaft wie in einem Hohlspiegel betrachten kann.
Gert Jonkes hinreißendes „Insektarium“: ein Vergnügen der besonderen Art. Ein urkomisches, abgründiges Wortballett, das Michael Kreihsl mit einem brillanten Ensemble sehr humorvoll und sensibel inszeniert hat. In dem kargen, unprätentiösen Bühnenbild von Siegfried E. Mayer, in das Tanja Hausners Kostüme einige urkomische Akzente setzen, purzeln die Gustostückerln nur so übereinander. Ein Triumph für Jonke.
Endlich spannendes Worttheater aus Österreich! Michael Kreihsl hat diese absurden Szenen mit einer handverlesenen Volkstheater-Crew so umgesetzt, daß Jonkes eigentümlich vertrackte Komik nicht zu kurz kommt und einem das Unheimlich-Unvertraute immer irgendwie auch heimlich und vertraut vorkommt. Es ist ein köstlicher Abend voll verschiedener kleiner Szenen, alle voll von Denkanstößen und komischem Potential zugleich. In der exzellenten Besetzung ist einer besser als der andere. „Textinsekten“ nennt Jonke seine Stücke, die in alle Richtungen flattern, witzig, schillernd und vielschichtig, und gewissermaßen betrachtet er wohl auch die gezeigten Menschen wie Insekten, aufgespießt mit Hilfe seiner brillanten Sprache. Jonke jongliert mit Wörtern wie chinesische Artisten mit Bällen, er baut lange Sentenzen, bis man glaubt, er habe den Faden verloren, und schließt sie dann doch mit einer Pointe ab. Es vor geht vor allem um Jonkes tragisch-humoreske Annäherung an den Menschen als solchen, wenn Babett Arens urmenschlich alles biographische Leiden eines Opfers von Lebensumständen, die unsere sind, verjault verschluckt und verrülpst. Ob solcher Momente verstand man den Schlußapplaus. Michael Kreihsls Inszenierung ist so brav wie vordergründig. Wiedererkennbare Wirklichkeit und skurrile Phantasie kommen einander so nahe, daß die aberwitzige Komik noch einmal verstärkt wird. Ein Abend niveauvollen Amüsements der Extraklasse. |