1999/2000
Haupthaus

Iphigenie auf Tauris
von Johann Wolfgang von Goethe

Premiere 26. September 1999

Iphigenie: Gundula Rapsch
Thoas, Konig der Taurier: Michael Rastl
Orest: Günter Franzmeier
Pylades: Thomas Evertz
Arkas: Thomas Stolzeti

Inszenierung: Antje Lenkeit
Ausstattung: Beatrice von Bomhard
Musik: Peter Kaizar

 
Iphigenie, die Schwester Elektras und Orests, ist als Verbannte auf der Insel Tauris vom Wohlwollen des Barbaren-Konigs Thoas abhängig: Als junges Madchen sollte sie im Auftrag ihres Vaters Agamemnon der Gottin Diana geopfert werden, um günstige Bedingungen fur den griechischen Feldzug gegen Troja heraufzubeschworen. Doch Diana erhielt ihr das Leben und ließ sie auf Tauris als ihre Priesterin zurück. Dort enthüllt Iphigenie dem König, der sie für sich gewinnen will, ihre bisher verschwiegene Herkunft aus dem fluchbeladenen Tantalidengeschlecht. Als zwei Fremde an der Küste von Tauris aufgegriffen werden, sollen sie dem Landesbrauch entsprechend geopfert werden. Doch Iphigenie entdeckt, dass die beiden Todgeweihten ihr Bruder Orest und sein Freund Pylades sind. Von Orest erfährt Iphigenie vom Ausgang des Trojanischen Krieges und von der Ermordung ihrer Eltern Agamemnon und Klytaimnestra. Der Muttermörder Orest deutet Iphigenies Auftrag, ihn und Pylades zu opfern, als Bestätigung des auf der Familie lastenden Fluchs einer von Blutrache getriebenen Geschichte.
Doch die mit sich ringende Iphigenie versteht es, diesen Bann einer blutdürstigen Geschichte zu brechen. Nicht List und Täuschung wendet sie an, um sich und die beiden Todgeweihten außer Landes und in Sicherheit zu bringen. Nach schwerem inneren Kampf vertraut sie sich Thoas an, an dessen Gefühl sie nicht vergebens appelliert: Thoas’ Einsicht, Iphigenie und die ihren ziehen zu lassen, ist aus einer Liebe genährt, von der Entsagung verlangt wird. Dass solche durch Vertrauen errungene Friedfertigkeit gelingt, ist die Utopie Goethes und der gesamten Aufklärung: Nicht mehr List und kriegsbereite Wehrkraft sollen den Frieden erhalten, sondern, so Kant in seiner Schrift „Zum ewigen Frieden“, die Überzeugungskraft der Wahrheit und des gegenseitigen Vertrauens.

 
Pressestimmen

Das Volkstheater kann erneut mit einer hinreißenden Besetzung der Titelrolle aufwarten. Gundula Rapsch ist eine eindrucksvolle Iphigenie. Sie spricht die großen Worte Goethes ohne Pathos, aber mit der spürbaren inneren Beteiligung. Sehr überzeugend Thomas Evertz als Orests geschickt argumentierender Freund. Tadellos macht Thomas Stolzeti seine Sache als Arkas. Das spartanische Bühnenbild ist von bezwingender Schlichtheit und zeitlos archaisch. Nicht zu vergessen auch die Musik von Peter Kaizar, die zur Atmosphäre beiträgt und den zentralen Konflikt unterstreicht.
Wiener Zeitung

Die Regisseurin hat den Versuch unternommen, die vielen anderen Handlungsstränge bloßzulegen: den Überlegenheitswahn der Griechen; das elende Schicksal der Frauen als willenloses Eigentum der Männerwelt; die Neigung zwischen der Priesterin und ihrem Bruder, die ans Inzestuöse streift. Die Iphigenie der Gundula Rapsch darf, und das ist gut, nicht nur edel sein. Aber was ihr da an Widerborstigkeit, sexueller Erregbarkeit, dann wieder leicht gestörter Verhuschtheit abgefordert wird, ist kaum spielbar.
Die Presse

Gundula Rapsch muß als friedvolle „Iphigenie“ sehr stark und sehr allein auf der Bühne sein. Umso stärker der Ausdruck wahrer Verzweiflung, tiefer Emotionalität, schlummernder Leidenschaft in ihrem Gesicht.
Kurier

Iphigenie ist die hochklassische Erzieherin, mit deren Tugend es sich nicht spaßen läßt. Sie ist die Priesterin der Artemis; noch viel mehr aber ist sie das anmutig gebogene Sprachrohr der klassischen Weimarer Sittlichkeit. Sie spricht ihre klar geschauten Verse, um ihre Gastgeber wie mit Pfeilen zu spicken.
Der Standard

Gundula Rapsch erspielt vor allem Iphigeniens Menschlichkeit. Aber auch den Zorn einer Fürstin vermag sie angemessen zu vermitteln. Häufig gelingt ihr das größte Kunststück der Deklamation, wenn die Dichtung ihr über die Lippen kommt, als hätte sie den Gedanken eben erst gefaßt und ausformuliert.
Täglich alles

Volkstheater, quo vadis? Goethes humanistische ‚Iphigenie auf Tauris’ in der Regie von Antje Lenkeit ist – spricht man es ebenso schonungslos aus, wie die Inszenierung selbst ihre Blößen ausstellt – eine theatralische Bankrotterklärung.
Der Falter

Altmodischer, verstaubter, unspektakulärer geht es kaum.
Kronenzeitung

Produktionen I