1997/98
Haupthaus

Irma la Douce
von Alexandre Breffort und Marguerite Monnot
(Deutsche Fassung: Ivo Kohorte, Hans Bernhardt)

Premiere 31. März 1998

Mit
Nicole Ansari (Irma)
Ludwig Hirsch (Nestor le Fripé)
und Wolf Dähne, Uwe Falkenbach, Nicolaus Hagg, Manoel Maurer, Roger Murbach, Maximilian Otter, Werner Prinz, Rafael Schuchter, Ronald Seboth, Karl M. Sibelius, Thomas Stolzeti, Holger Zimmermann

Musiker:
Bernhard van Ham: Keyboard
Richard Filz: Schlagzeug, Percussion, Drum-Computer
Helmut Fischer: Keyboard, Akkordeon
Hannes Oberwalder: Keyboard

Inszenierung und Choreographie: J. Michael Fields
Bühne und Kostüme: Walter Schwab
Musikalische Leitung/Arrangements: Bernhard van Ham
Korrepetition: Frizz Fischer
Tanzassistentin: Gabriele Barth

Die Geschichte von der süßen Irma begann 1956 die Bühnen zu erobern. In diesem Jahr fand die Uraufführung im kleinen Pariser Theatre Gramont mit Collette Renard in der Titelrolle statt. Die Pariser, die Musicals bisher gemieden hatten, stürmten die Show und und Irma la Douce lief sensationelle vier Jahre en suite. 1958 hatte die englische Fassung im Londoner Lyric Theatre mit Elisabeth Seal als Irma Premiere. Regie führte kein geringerer als Peter Brook. Auch in London schlug das französische Musical alle Rekorde was Laufzeit und Besucherzahlen betraf. 1960 kam es im New Yorker Plymouth Theatre heraus, erhielt hymnische Kritiken und einen Tony Award für Elisabeth Seal als beste Musical-Darstellerin. 1963 drehte Billy Wilder seinen Irma la Douce-Film mit Shirley MacLaine und Jack Lemmon. Die erste Wiener Aufführung war 1966? im Theater an der Wien zu sehen, mit… Irma la Douce stammt aus einer Zeit, die für uns bereits nostalgisch geworden ist: Paris war für die meisten ein unerreichbarer Sehnsuchtsort, das kriminelle Milieu schien reizvoll unbürgerlich und die käufliche Liebe prickelnd und exotisch, die Darstellung korrupter Polizisten und Richter geradezu gesellschaftskritisch. Wo immer damals ein Zipfel der bürgerlichen Wohlanständigkeit gelüftet wurde, schien das Leben darunter zu pulsieren, schien aufregend und interessant. Heute wirkt die Geschichte nicht mehr frech und amüsant anrüchig, sondern unschuldig. Doch diese Unschuld, die uns verloren gegangen ist, scheint uns – durch die rosarote Brille der Nostalgie betrachtet – reizvoller als all unsere Auf- und Abgeklärtheiten.
Und das Schauspieler-Musical „Irma la Douce“ ist auch abgesehen von der herrschenden 50er-Jahre-Nostalgie ein reizvolles Stück: Temperamentvoll und komisch, melodiös und eine Spur ironisch, charmant und sehr komödiantisch erzählt es schließlich von einem zeitlosen Thema: den Wonnen der Liebe und den Qualen der Eifersucht.

 
Pressestimmen

Musikalisches Unterhaltungstheater ist beliebt, und so war das Wiener Volkstheater am Dienstag gerammelt voll, als „Irma la Douce“, der von Billy Wilder 1963 verfilmte Musicalhit, seine freundlich angenommene Premiere erlebte. Ludwig Hirsch hat sich den Liebhaber Nestor, der sich auch in den reichen alten Oscar verwandelt, ganz auf seine Persönlichkeit zugeschnitten und trumpft einfach als Publikumsliebling auf, und Thomas Stolzeti ist als Kommentator der Geschichte mit bekanntem Nachdruck unübersehbar und meist sehr gut.
Renate Wagner, Neues Volksblatt

Die Inszenierung mit ihrer durchaus witzigen, gewollt-unvollkommenen Ausstattung hätte in dieser Form herrlich ins Metropol gepaßt. Im großen Raum des Volkstheaters wirkte sie fast schäbig.. Ludwig Hirsch legte den verkrachten Studenten Nestor mehr melancholisch als komisch an. Seine verzweifelte Eifersucht auf sich selbst kam überzeugend lustig an. Nicole Ansaris Professionelle war fast zu professionell. Das Ensemble hielt sich tapfer. Höfliche Aufnahme vom Premierenpublikum für ein sehr liebenswertes Stück, das im enorm engagierten Spielplan des Volkstheaters irgendwie unbegründet wirkt.
Guido Tartarotti, Kurier

Ein schönes Episödchen ist der Episodenerzähler selbst. Thomas Stolzetis „Bob“ erzählt von Irma mit der siebensüßen Gespreiztheit des heimlichen Frauenmörders, ein spätes, leise gurgelndes Echo auf eine andere Schreckensfigur: den Monsieur Verdoux von Charlie Chaplin.
Ronald Pohl, Der Standard

Das Bühnenbild von Walter Schwab ist ein mustergültiges Beispiel für eine atmosphärisch dichte Reduktion und hat zudem den Vorteil, den Spielablauf nicht zu behindern, sondern im Gegenteil dem Fluß der Handlung und für das Ineinandergleiten der Schauplätze äußerst förderlich zu sein.
Manfred A. Schmid, Wiener Zeitung

Ludwig Hirschs Nestor ist eine Nestroy-Raimund-Figur, mehr resignativ als komisch. Der Weinberl aus dem „Jux“, der so gern einmal ein „verfluchter Kerl“ sein möchte, und der Habakuk aus dem „Alpenkönig“, der „zwei’ Jahr in Paris“ war, sind zusammengeflossen im sympathisch kaputten Nestor – dem gescheiterten Juristen und Börsianer wider Willen, dessen Schmäh, befeuert von der Liebe zu seiner Irma (Nicole Ansari), die aberwitzigsten Blüten treibt.
Barbara Petsch, Die Presse

Alles Mühen und Singen und Tanzen, die ganze gute Laune und der breite Klangteppich nutzen wenig. Wozu das harmlose Theater? Dem Regisseur gelang es höchstens ansatzweise, Funken zu schlagen.
Salzburger Nachrichten

Inszenierung und Choreographie lassen an Aufdringlichkeit nichts zu wünschen übrig, die Aufführung ist von aufreizender Aufgekratztheit.
Neue Zeit

Produktionen I