Italienische Nacht
von Ödön von Horváth
Premiere 23. Jänner 1992
Mit
Inge Altenburger (Frauenzimmer), Babett Arens (Anna), Günter Baumann (Kamerad), Erwin Ebenbauer (Faschist), Herbert Föttinger (Karl), Elisabeth Gassner ( Eine Tante), Robert Hauer-Riedl (Stadtrat), Hakon Hirzenberger (Martin), Judith Keller (Frauenzimmer), Johanna Mertinz (Adele), Roger Murbach (Engelbert), Werner Prinz (Betz), Renate Olarova (Dvorakische), Michael Rastl (Wirt), Albert Rolant (Major), Andreas Schlager (Czernowitz), Ronald Seboth (Leutnant), Franziska Sztavjanik (Leni), Peter Vilnai (Kranz), Werner Wawruschka (Kamerad), Frank Michael Weber (Kamerad aus Magdeburg), Doris Weiner (Frau Hinterberger), Günther Wiederschwinger (Kamrad)
Inszenierung: Peter Gruber
Bühne und Kostüme: Evelyn Luef
Choreographische Einstudierung: Blanka Modra
Musikalische Einrichtung: Michael Kienzl
Am Klavier: Herbert Halm
Nix glernt aus der Vergangenheit?
Diskussion anlässlich der Aufführung von „Italienische Nacht“
27. Jänner 1992
Diskussionsleitung: DDr. G. Nenning
Horváths „Italienische Nacht“ wurde 1931 in Berlin uraufgeführt, zwei Jahre vor der verhängnisvollen „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten. Der Dichter schildert eine Situation, die uns aus der Geschichte zureichend bekannt ist und in der Gegenwart beängstigend vertraut erscheint: In ganz Europa formiert sich eine aggressive neue Rechte, der die durch gesellschaftliche Veränderungen verunsicherten kleinen Leute massenweise zustreben, deren Demagogie auch Teile der Arbeiterschaft und des Bürgertums erliegen und die von skrupellosen Wirtschaftsbossen und Meinungsmachern unterstützt wird. Die demokratische Öffentlichkeit, vor allem die großen sozialdemokratischen Parteien, sind nicht imstande, dem Spuk etwas anderes entgegenzusetzen als humanistische Lippenbekenntnisse und Verfassungstreue und scheinen sich mehr vor den Radikalen in den eigenen Reihen als vor der ansteigenden braunen Flut zu fürchten.
Horváth konnte wie kein anderer Dichter seiner Zeit die psychologischen und gesellschaftlichen Hintergründe, die den Sieg der Nationalsozialisten in Deutschland und Österreich ermöglichten, auf der Bühne sichtbar machen. Und er hat es selten direkter und satirischer getan als in dem Volksstück „Italienische Nacht“. Die Abgründe und Untiefen in den Seelen von Kleinbürgern haben auch gefesselt als das Stück bar jeder aktuellen Brisanz schien, und das war immer Grund genug, es zu spielen. Doch sechzig Jahre nach der Uraufführung muß es heute wieder als Warnung vor der eigenen Trägheit und politischen Vergeßlichkeit angesehen werden.
Pressestimmen
Die Aufführung bietet vor allem eine großartige Ensembleleistung, sie könnte, zeitverhaftet, wie sie ist, durchaus auch lehrreich sein für das Heute.
Kurier
Peter Grubers Inszenierung führt die Drastik der Vorgänge vor, sie ziseliert an den einzelnen Charakteren, breitet das nächtliche Vergnügen mit Ironie aus. Beeindruckend die Ensembleleistung.
Neue Zeit
Ein Panoptikum der Pappkameraden. Die Roten wie die Braunen sind größtenteils Karikaturen, zweidimensional agieren sie in irgendeiner verschwommenen Zwischensphäre.
Wiener Zeitung