Kasperl, Kummerl, Jud
Ein Abend von und mit Otto Tausig
Am Klavier: Paul Gulda
23. April 2001
„Los werden wollten mich schon viele. Seit meiner Kindheit geht das schon so. In der Volksschule bin ich zuerst in der letzten Bank gesessen. Dort hab ich meinen Nachbarn solang Witze erzählt, bis der Herr Lehrer gesagt hat: ,Tausig, du setzt dich jetzt in die erste Bank, damit ich dich ständig im Auge habe.’ So begann meine Karriere als Kasperl.“
Nicht nur der Komödiant Otto Tausig, der seine Mitwelt zum Lachen bringt, ist durch diese Einleitung zu Otto Tausigs Erzählabend zu seinem Leben treffend charakterisiert: Auch der aus der Menge selektierte, zum Ausgeschlossenen erklärte Otto Tausig ist hier schon gekennzeichnet. Ob Kasperl, Kummerl, Jud – immer wieder hat man dem eigensinnig denkenden und handelnden Wiener Otto Tausig die Integration verweigert: Zuerst dem Halbwüchsigen durch die antisemitische Hetze der Nazis, die ihn mit dem Kindertransport in die englische Emigration trieb. Dann wieder die antikommunistische Hetze im Nachkriegsösterreich, die den bemerkenswerten Schauspieler zum Widerstand, teilweise auf die Barrikaden und immer wieder zur Agitation gegen Kleingeisterei und provinziellen Stumpfsinn trieb. Und schließlich dem fulminanten Komödianten, dem spät erst und mit einigen gezielt gesetzten Rückschlägen das Heimatrecht auf den großen österreichischen Bühnen eingeräumt wurde.
Dieser stets das Denken unterhaltende Spaßmacher (im ernsten Wortsinn) Otto Tausig steht im Mittelpunkt des von ihm zusammen mit dem Pianisten Paul Gulda gestalteten Abend, der auch Literarisches, von Heine bis Brecht, von Tucholsky bis Majakovski, vor allem aber viele Couplets von Johann Nestroy enthält – gesungen, gespielt und vorgetragen von einem Schauspieler, der den Reinerlös auch dieses Abends seinem humanitären Projekt der Befreiung indischer Halbwüchsiger von der Kinderarbeit zukommen lässt. Der Reinerlös des Abends geht an den Entwicklungshilfe-Club.