1993/94
1994/95
Haupthaus

Das Kasperlspiel vom Meister Siebentot
von Albert Drach

Premiere 16. Juni 1994
Wiederaufnahme Spielzeit 1994/95
(Szenische Lesung des Stücks in memoriam Albert Drach
am 10. April 1995, plafond)

Kasperl: Michael Rastl
Amanda: Eva Hosemann
Teufel: Rainer Frieb
Lehrer: Roger Murbach
Schuster: Wolfgang Klivana
Mitzi: Christine Hohenester
Franz: Matthias Rehrl
Herr: Uwe Falkenbach
Köpfler: Albert Misak

Inszenierung und Bühne: Stephan Bruckmeier
Kostüme: Ingrid Leibezeder

Bereits 1935, zwei Jahre nach dem Beginn des Naziterrors in Deutschland, schrieb der österreichische Dichter Albert Drach dieses Parabelspiel über den Aufstieg eines „großen Diktators“. Ein mörderischer Kasperl hetzt seine Umwelt in Krieg und Rassenverfolgung. Doch Drachs Parabel ist nicht nur auf den damals so schrecklich konkreten Fall anwendbar; sie entwirft ein Modell der Funktionsweise von Demagogie. So spielt sie, wie es einer gelungenen Parabel ansteht, zugleich „immer und überall“. Drachs Führer einer neuen Bewegung ist eine blut-, herz- und sprachlose Puppe, die ihrer Mitwelt ihre Phrasen ablauscht und sie mit genau diesen Phrasen manipuliert. Daß eine Kasperlpuppe letztlich selbst ein Objekt der Manipulation ist, versteht sich.
Drach knüpft an Märchenmotive an und an die schönen, bösen Traditionen des österreichischen Volksstücks und entgeht so der Parabeln gerne anhaftenden Trockenheit. Als das „Spiel vom Meister Siebentot“ in den frühen Sechzigerjahren endlich uraufgeführt wurde, schien die Warnung vor der Gewalt der Demagogie und der Macht hetzerischer, verhetzter Sprache politisch vielleicht nicht gerade aktuell. Heute ist das Stück leider wieder von hoher Aktualität.

Albert Drach war bei der Premiere anwesend.

 
Pressestimmen

Kasperl beherrscht seine Zuschauer durch ihre eigenen Phrasen, die er ihnen – zweckentfremdet – vorexerziert. 1935 geschrieben, schaffte "Das Kasperlspiel" erst Anfang der sechziger Jahre den Sprung auf die Bühne. Die Volkstheater-Inszenierung besticht durch Michael Rastls vielschichtige Kasperl-Darstellung.
profil

Daß an diesem Abend weder politische Deutlichkeit noch Kunstfertigkeit vermißt werden müssen, ist das Verdienst des Regisseurs Stephan Bruckmeier. Er erschafft ein funktionierendes Reich der Schemen.
HS, Kronen Zeitung

Die Aufführung des Volkstheaters lebt von der Fähigkeit des jungen Regisseurs, ganz konzentriert und konzessionslos zu arbeiten. Michael Rastl wandelt sich als Kasperl von der Marionette eindrucksvoll zur Fratze, der Rest des Ensembles bietet den Totentanz.
RW, Neues Volksblatt

Bruckmeiers Inszenierung gerät vor dunklem Hintergrund manchmal ins Stocken, die Worte und Gesten gehen ins Leere, dem Spiel fehlt das Leben.
Kurt Kahl, Kurier

Die Geschichte vom Kasperl, der einen Pakt mit dem Teufel eingeht, diesen mit dem Blut der Zuschauer bestätigt und dadurch die Fähigkeit erhält, jedem nach dem Mund zu reden, ist heute so aktuell wie je. In der behutsamen Inszenierung von Stephan Bruckmeier brillieren Michael Rastl, Eva Hosemann und Rainer Frieb.
Bernarda Hölzl, Die Furche

Produktionen K