2000/01
Haupthaus

König Ottokars Glück und Ende
von Franz Grillparzer

Premiere 10. Dezember 2000

Mit
Karl Markovics als Ottokar
Ingo Hülsmann als Rudolf von Habsburg
Babett Arens als Margarethe
Chris Pichler als Kunigunde
Günter Franzmeier als Zawisch
und Erwin Ebenbauer, Günther Wiederschwinger, Alexandra Braun, Thomas Stolzeti, Alfred Rupprecht, Wolf Dähne, Christoph Zadra, Alexander Lhotzky, Rolf Schwab, Wolfgang Klivana, Hasija Boric, Sabine Herget
sowie Heinz Petters als Ottokar von Hornek

Inszenierung: Georg Schmiedleitner
Bühnenbild: Florian Parbs
Kostüme: Birgit Hutter

 
Im 13. Jahrhundert ermöglichte es das Fehlen einer starken Zentralgewalt im Deutschen Reich dem Böhmenkönig Ottokar II., sich durch Heirat, Erbverträge und Kriege ein mächtiges Reich zu schaffen, das auch einen großen Teil des heutigen Österreich umfasste. Diese österreichischen Lande nahm ihm der zum deutschen Kaiser gekürte Rudolf von Habsburg in der Schlacht von Dürnkrut, in der Ottokar ums Leben kam, ab und schuf sich damit die Hausmacht, die ihm bis dahin gefehlt hatte.
Grillparzer nährte mit seinem Trauerspiel über den Fall des Böhmenkönigs und den Triumph des Habsburgers den Habsburger-Mythos und schuf mit dem Österreich-Lob des Ottokar von Hornek so etwas wie ein Nationalgedicht. Genau das machte „König Ottokar“ in der Vergangenheit zu einem der beliebtesten Grillparzerdramen, genau das macht es für uns zu einem der sperrigsten. Grillparzers Absicht war es dabei offenbar weniger gewesen, ein österreichisches Nationalepos zu schaffen, als die Phänomene Macht und Hybris zu thematisieren. Napoleon war es, der ihn fasziniert hatte, die Ähnlichkeiten, die er zwischen Napoleon und Ottokar entdeckte, ermöglichten es ihm, der Zeitgeschichte auszuweichen und ins unverfänglichere Mittelalter zurückzugehen. Bei Stückbeginn steht die Hauptfigur bereits am Höhepunkt ihrer Karriere, ein offenbar talentierter, kluger und charismatischer Politiker hat den Aufstieg geschafft und die Macht errungen, sein Reich nach seinen Vorstellungen zu ordnen. Was bringt ihn dazu, blind und blindwütig zu werden? Sind es Irrtümer, Fehler und Charakterschwächen von Einzelnen, die Macht so häufig in Tyrannei umschlagen lassen? Oder kreiert Macht unausweichlich Hybris, Selbstüberschätzung und Realitätsverlust? Ist sie eine Droge, von der der Süchtige immer mehr braucht, die ihn schließlich zerstört, oder kann Macht vernünftig und human ausgeübt werden? Ein unverändert aktuelles Thema.

 
Pressestimmen

Ein Mädchen (Alexandra Braun) sitzt auf der weiten Bühne, in der Hand eine große Schere. Langsam ritzt sie sich mit der Schere die Stirne. Es ist das erste Opfer einer Männerwelt, in der es um Macht, Machterhalt und Machterweiterung geht. Mit diesem schönen Bild setzt Schmiedleitners Inszenierung ein. Er führt sie mit dem zweiten Opfer, der Königin Margarethe (Babett Arens) weiter. Dann bricht ein anderer, gewaltsamer Ton herein. Ottokar (Karl Markovics) tritt auf, selbstbewusst, erfolgsverwöhnt, rücksichtslos, hybrid. Das ist Grillparzer, gestrafft, von allem Rankenwerk befreit, spannend, aus heutiger Sicht. Sogar die hohe, gebundene Sprache klingt wie selbstverständlich. Florian Parbs hat einen suggestiven Raum für dieses Spiel der Mächtigen geschaffen.
Kathrein, Kurier

Die „modernisierte“ Inszenierung macht die Qualitäten der Grillparzerschen Diskussion kenntlich. Die „Übersetzung“ funktioniert dank der bemerkenswerten Sprachbehandlung und der glasklaren Schauspielerführung, die das Politdrama erhellt. Das Ensemble des Volkstheaters hat sich in seiner ganzen Qualität entfalten können. Grillparzer zu uns geholt und als voll gültig befunden.
Wagner, Neues Volksblatt

Karl Markovics weiß leise, fast verlegen aufzutrumpfen und punktet aus Leid, Trotz heraus. Günther Wiederschwinger, Günter Franzmeier, Alexander Lhotzky intrigieren mit dem nötigen Feuer. Babett Arens als rechtmäßige Königin lässt niemanden an sich zweifeln. Christoph Zadra lässt mit seinen Zwischentönen aufhorchen wie Thomas Stolzeti.
Haider, Presse

Schmiedleitner filtert das Dahinter heraus, das Psychospiel um Macht und Machtgier. Karl Markovics als Ottokar – ein kleiner Mann mit großen Machtansprüchen. Sein Gegenpart (Ingo Hülsmann) ist ein smarter Konzernchef im Nadelstreif, beredter Sonntagsredner und kalter Pragmatiker. Ottokars zweite Frau Kunigunde wird von Chris Pichler als emanzipierte und herrschsüchtige Karrieristengattin gezeichnet.
Kitzmantel, OÖ Nachrichten

Die Aufführung ist modisch, ohne dabei besondere Akzente zu setzen; sie ist fast nie wirklich peinlich, ohne dabei jemals je richtig spannend zu wer-den.
Der Falter

Schmiedleitner filterte nicht das Extreme der Situationen heraus, sondern lässt dem Spiel einen unspektakulären Lauf. Die tragische Weite politischen Eigensinns trägt keine Theater-Früchte.
Kronenzeitung

Produktionen K