1998/99
Haupthaus

Komödie der Eitelkeit
von Elias Canetti

Premiere 2. Mai 1999

Der Ausrufer Wenzel Wondrak: Alfred Rupprecht
Fräulein Mai: Doris Weiner
Witwe Weihrauch: Hertha Schell
Schwester Luise: Johanna Mertinz
Barloch, Packer: Ronald Seboth
Anna Barloch, seine Frau: Inge Altenburger
Francois Fant, Sohn: Hannes Gastinger
Franzl Nada, ein alter Dienstmann: Heinz Petters
Franzi Nada, seine Schwester: Brigitte Swoboda
Hedi: Elisabeth Gassner
Fritz Schakerl, Lehrer: Toni Böhm
Emilie Fant, Mutter: Elke Claudius
Heinrich Föhn: Thomas Stolzeti
Leda Frisch: Elfriede Schüsseleder
Egon Kaldaun: Roger Murbach
Lya, seine Frau: Brigitte Neumeister
Marie, das Mädchen für alles: Viktoria Schubert
Der Prediger Brosam: Robert Hauer-Riedl
Therese Kreiss, Gemischtwarenhändlerin: Erika Mottl
Milli Kreiss, ihre Tochter: Susanne Holl
Fitz Held, Friseur: Erwin Ebenbauer
Josef Garaus, Direktor: Peter Uray
S. Bleiss: Manfred Jaksch
Fußballspieler/Zeitungsjunge/Kaldauns Kind: Rafael Schuchter

Inszenierung: Rudolf Jusits
Bühne: Rudolf Jusits/Andrea Flachs
Kostüme: Birgit Hutter

Ein autoritäres Regime verbietet jede Abbildung des Menschen.
Auf den Besitz oder die Herstellung von Spiegeln, Fotos, Filmen und gemalten Portraits steht die Todesstrafe.
Elias Canetti entwirft eine Grundsituation und läßt Bühnenfiguren auf das Gedankenexperiment reagieren - von der volksfestartigen Bilderverbrennung bis zum langsam fortschreitenden Identitätsverlust, von der Fanatisierung einzelner Vertreter der neuen Heilslehre bis zu einem rege blühenden Schwarzmarkt.
Der Verlust des Spiegelbildes wird zum Symbol der Verhinderung von Selbstreflexion.
Der Versuch der gänzlichen Auslöschung des Individuums scheitert an der Gier des menschlichen Ich-Bewußtseins nach Bestätigung.
Canetti entnimmt die Kandidaten für sein philosophisches Experiment einer vertrauten Wiener Theatertradition von Nestroy, Kraus und Horváth. Seine Figuren sind der Querschnitt durch die Masse: es sind Bürger und Kleinbürger – Greißler, Friseure, Lehrer, Dienstleute, Hausangestellte.
Seine theatralischen Mittel sind die der Komödie und die der „akustischen Masken“, des Aufzeigens der jedem eigenen Sprache und Sprechweise.

 
Pressestimmen

Jusits stehen exzellente Schauspieler zur Verfügung: Alfred Rupprecht als Ausrufer, Ronald Seboth als Packer, Viktoria Schubert als Mädchen für alles, Peter Uray als Direktor, Robert Hauer-Riedl als Prediger, Heinz Petters und Brigitte Swoboda als betagtes proletarischen Geschwisterpaar oder Doris Weiner, Hertha Schell und Johanna Mertinz als dahinwelkendes Damentrio, um nur einige wenige stellvertretend für das ganze Ensemble zu erwähnen.
Wiener Zeitung

Seinen speziellen hintergründigen Schmäh spielt Heinz Petters als Dienstmann wunderbar gelassen aus, auch Brigitte Swoboda berührt in der Rolle der Schwester. Hier kann man sehen, wie zwei wienerische Figuren in kleinen Szenen zu Weltformat wachsen.Toni Böhm beeindruckt als Lehrer Schakerl mit einer grotesken Überraschungsmaske. Brigitte Neumeister darf wieder einmal, und daher überzeugend, die Möchtegern-Dame spielen.
Die Presse

Rudolf Jusits kürzt und rafft, verzichtet auf Aktualisierungen, leitet die Schauspieler an, knappe Formeln zu entwickeln. Kabinettstücke von Brigitte Swoboda und Heinz Petters. Das Premierenpublikum zeigte sich beeindruckt.
Täglich alles

Jusits hat die Szenen kaleidoskopisch durcheinandergeschüttelt. Heinz Petters ist von leise drohender, schwer verschluckter Brutalität, Brigitte Swoboda wuselt wie ein wollener Käfer über die arg graue Komödienbühne. Canettis Theater markiert etwas Ungeheuerliches.
Der Standard

Eine Parabel über die Untersagung der Selbstanschauung und Satire über die politische Verführbarkeit und Hysterie der Masse. Rudolf Jusits hat sich mit seiner radikal eingestrichenen Fassung entschieden, dieses kollektive Vorspiel zum finalen „Ich“-Rufen untheatralisch ablaufen zu lassen.
Oberösterreischische Nachrichten

Fast das gesamte Volkstheater-Ensemble wird aufgeboten. Erfreuen kann man sich etwa am grantigen Direktor (Roger Murbach) oder an dem selbsternannten Prediger gegen die Eitelkeit (Thomas Stolzeti ). Heinz Petters als Dienstmann und Brigitte Swoboda als seine Schwester sorgen dafür, daß Canetti einen Platz als Dichter des Wiener Volkstheaters neben Horváth einnehmen kann.
Salzburger Nachrichten

Das Ensemble behauptet einfach, Canetti sei Horváth, und wienert, was das Zeug hält. Doch auch Horváth möchte man so blutleer lieber nicht sehen: Theater als stumpfer Spiegel.
Der Falter

Jusits’ Zweistundenversion wirkt verharmlost, ja bedeutungslos.
Kronenzeitung

Produktionen K