Das Konzert
von Hermann Bahr
Premiere 6. Jänner 2004
Mit
Andrea Jonasson (Marie)
Wolfgang Hübsch (Gustav Heink)
Julia Cencig (Delfine)
André Pohl (Dr. Franz Jura)
Erni Mangold (Frau Pollinger)
Heinz Petters (Pollinger)
Chris Pichler (Eva Gerndl)
Gabriele Schuchter (Fräulein Wehner)
Sandra Knoll/Gabriela Bruckner (Fanny Mell)
Jaschka Lämmert/Susanne Holl (Claire Floderer)
Piroska Szekely (Zsuzsa Meier)
Inszenierung: Emmy Werner
Bühne und Kostüme: Andrea Bernd
Lichtdesign: Hans Egger
Zur kleinen, aber feinen Zahl österreichischer Charakterkomödien gehört dieses Lust-Spiel über männliche Doppelmoral und weibliche Gegenstrategien. Der Reiz der Hauptfiguren, des nicht mehr jungen Starpianisten, der seinem Ruf als Casanova gerecht werden muss, und seiner klugen Frau, die ein gewagtes Spiel eingeht, um ihre Ehe, aber auch ihre Würde zu retten, die an Schnitzler heranreichende psychologische Raffinesse des Spiels und das Feuerwerk an Pointen machen „Das Konzert“ zu einem Meisterwerk.
Thema: Die Ehe, wie man sie bricht und wie man sie kittet
Zitat: „Ich roste nicht, nirgends.“
Uraufführung: 1909
Zum Autor: 1863–1934; der Zeitgenosse von Schnitzler und Hofmannsthal, Literat, Kritiker, Dramaturg, Regisseur und Dramatiker, Autor vieler seinerzeit höchst erfolgreicher Komödien wie „Wienerinnen“, „Der Krampus“, „Die Kinder“, hat sich mit dem „Konzert“ bis heute auf den Spielplänen gehalten.
Pressestimmen
(Es) wird viel Kluges, Witziges, zeitlos Gültiges gesagt in diesem Lustspiel. Und Regisseurin Emmy Werner hat dafür gesorgt, dass Bahrs Dialoge klar, präzis, geschliffen über die Rampe kommen.
Wolfgang Hübsch als Heink gibt einen abgewrackten Verführer, kauzig, raunzig, lahm, nur gelegentlich stampft er kindisch mit dem Fuß auf. Marie (Andrea Jonasson) birgt ihre Enttäuschung hier nicht in Ironie, sie erlebt ganz echt eine kurze Erweckung durch den geistreichen Schwadroneur Dr. Jura. Kein Wunder, mit weitausholenden Gesten illustriert André Pohl seine Suada, ein intellektueller Marathonläufer, der mit seiner Eloquenz und Vorstellungskraft manche Barrikade stürmt. Aus dem Dr. Jura hat Emmy Werner eine moderne Figur gemacht, cool, gebildet, entspannt. Auf dem Gesicht der Jonasson spiegelt sich alles, was man sich für diese Rolle an Facetten nur wünschen kann: madonnenhafte Abgeklärtheit, mütterliche Güte, stille Depression, ein Lächeln blüht auf, erlischt wieder, Flirt, Seligkeit …
Julia Cencig peppt die „Wurzenrolle“ der Delfine groß auf zu einem naiven, schwärmerischen, jungen Ding, mit dem die „Erwachsenen“ ein übles Spiel treiben, das von den „Alten“ misshandelt, gegängelt, genarrt (wird). Ein naturgemäß köstliches Duo: Erni Mangold und Heinz Petters als Ehepaar Pollinger. Aus der Verehrerinnen-Runde ragt Chris Pichlers Eva Gerndl heraus.
Bühnenbild und Kostüme von Andrea Bernd: sehr schön, präzis charakterisierend.
Barbara Petsch, Die Presse
Eine verbale Spiegelfechterei folgt der nächsten: der subtile Schlagabtausch zwischen Männern und Frauen führt zu einem wahren Feuerwerk an Pointen.
Als Gustav Heink steht Wolfgang Hübsch im Spätherbst seiner Manneskraft. Ein fast kauziger, greinender, knarzender und kindischer Narziss. Wunderbar und wortdeutlich agiert André Pohl, der als Jura eine gehörige Portion Tiefgang ins muntere Treiben einbringt. Ein ungelenker Naturbursche, der emotional und sexuell zarte Bande zu Marie (Andrea Jonasson) knüpft. Die schönste Szene der Aufführung. Souverän zeichnet Heinz Petters den versoffenen Pollinger. Ein Glücksfall aber ist Erni Mangold, die als Pollingers Angetraute selbst im Alter ihr Recht auf Würde und Sexualität einfordert.
Peter Jarolin, Kurier
Emmy Werner (hat) in ihrer Regie versucht, die untergeordnete Position der Frauen ein wenig aufzupolieren. Im Licht dieser Optik war die Premiere ein Erfolg. Zumal Andrea Jonasson jede Menge Charakter in die Hauptrolle fließen ließ und in Wolfgang Hübsch einen ebenbürtigen „herznahen Gegenspieler“ fand. Genial auch die erfrischende Unbekümmertheit von André Pohl.
Nicht nur hübsch, sondern auch intelligent das Bühnenbild von Andrea Bernd.
Christine Dobretsberger, Wiener Zeitung
Eine Frau von heute: mondän, aber auch sportlich, klug, aber nicht berechnend: Andrea Jonasson. Sie nimmt Bahrs Komödie die sauer gewordene Moral. stellt sich mit Ironie dem Problem – und verlässt den Filou traurig zwar, aber selbstbewusst. Glücksfall bei ihrer raffinierten Taktik im Spiel mit dem Gatten ist André Pohl als Dr. Jura. Er präsentiert sich als virtuoser Wortkünstler.
Kronenzeitung
(Heinks) sehr gefasste Frau (Andrea Jonasson) lässt sich von Dr. Jura (André Pohl) zum erotischen Gegenschachzug überreden und legt in ihren aufziehenden Whiskeyschwipps eine Marschallinnen-Wallung hinein: Sehr schön, sehr ernst gespielt ist diese reife Figur, und doch mit spitzen Virtuosinnenfingern vom Körper weggehalten.
… eine herrliche Charge von Chris Pichler
Ronald Pohl, Der Standard