1992/93
Forum U3 |
Krieg Österreichische Erstaufführung Premiere 9. Dezember 1992 Mit Fassung: Karl Baratta, Michael Wallner In einem kunstvollen Szenenbündel voll Wut und Witz skizziert Goetz den permanenten Kriegszustand um und in uns. Michael Wallner hat völlig aufwandlos inszeniert. Der kalte Raum ist leer. Alles liegt an der ausgezeichneten Textarbeit und an den imponierenden Schauspielern, die mit brillanter Genauigkeit die Spannung zwei Stunden lang ganz oben halten.
Es ist sehr beachtenswert, was die vom jungen Regisseur Michael Wallner gut geführten Schauspieler aus diesem doch sehr sperrig anmutenden Text in ironischer Schärfe herausgekitzelt haben. Michael Rastl, Hannes Gastinger, Thomas Stolzeti, Christine Hohenester, Vera Borek u. a. schaffen höchste Konzentration. In sparsamen und flotten Arrangements werfen die Szenen, Sketches und Pointen Schlaglichter auf eine Zeit, in der kriegerische Gewalt und dumpfe Feindseligkeit irreal verflochten erscheinen. Irreal? Die Volkstheater-Aufführung von Rainald Goetz’ „Krieg“ ist Spitze. In der „naturbelassenen“ orange-weißen Hässlichkeit des Raumes genügt den Schauspielern, darunter einigen der besten, die das Volkstheter hat, ein fahrbarer blauer Balken zur Definierung der Szenen. Linke Traumata und unpolitisches Bier gehen in Michael Wallners dynamischer Regie eine oft komische Symbiose ein, der zynische Blick des Autors wird auf blendende Weise wiedergegeben. Aus der glänzenden Ensembleleistung nur ein paar Einzelbeispiele: Hannes Gastinger als linker Lehrer oder als prophetischer Selbstbekenner mit Büstenhalter und Flügel, Albert Rolant, heuchlerisch, hetzend, an Rudolf Wesselys Glanzleistungen erinnernd, Michael Rastl als hüpfender, angewiderter Heidegger, Stephan Paryla-Raky als brutaler Soldat, Christine Hohenester als rappende Io … |