1995/96
plafond 1997/98 Haupthaus |
Das kunstseidene Mädchen Österreichische Erstaufführung 12. Jänner 1996 Mit Inszenierung: Ingrid Rencher Am Klavier: Frizz Fischer (Haupthaus) Im Jahr 1931 wurde der Roman einer unbekannten jungen Autorin namens Irmgard Keun zum Bestseller. Talent und Humor attestierte ihr z.B. Kurt Tucholsky. Und schon ein Jahr später landete die 22 Jährige den nächsten Erfolg – Das kunstseidene Mädchen. Brillantes Theatersolo von Magdalena Felix … Im Keunschen Kunstjargon jagt uns Doris durch die männerbesetzte Flitterwelt ihrer nie erreichten Träume. Liebschaften werden wie zerschlissene Sessel aneinandergereiht und ausgeleuchtet. Behende beherrscht Magdalena Felixa die unterschiedlichsten Tonlagen geschwätziger Verehrer, enthüllt bürgerliches Potenzgehabe, zwinkert und flötet von Glück. Schlager aus den 30ern unterstreichen die naive Billigkeit, die Felixa ihrer Rolle verleiht. Eine Doris wie aus der Wochenschau tanzt und singt uns einen flotten Rumba aus Kalumba. Dazwischen notiert sie Erfahrungen aus dem traurigen Leben. Ein kunstseidenes Mädchen mit der Leichtfüßigkeit einer träumerischen Vorstadtgöre. Der Standard Magdalena Felixa als selbstbewußte, emanzipierte Doris trifft Keuns frech ironischen Tonfall gut. Sie weiß schwungvoll Lebensfreude zu verbreiten und zu unterhalten, macht die Facetten der Gefühle spürbar. Magdalena Felixa spielt und singt und tanzt sich durch viele Tiefen und wenige Höhen eines emanzipierten Mädchens, das auch als Hure den Respekt vor sich selbst nicht verliert. Sie ist einfühlsam, schlagfertig, wandelbar und manchmal wunderbar als mimin, interpretiert Schlager witzig und mitnötiger Distanz, hält die Spannung beinahe eineinhalb Stunden durch. Ein Ereignis. Magdalena Felixa als Doris agiert und spricht in jedem Augenblick überzeugend, sie schafft, allein durch die Kraft des Wortes, Geschöpfe aus Fleisch und Blut, versteht es, die enthemmte Sturzflut von Gedanken und Gefühlen ebenso amüsant wie mit wachem Kunstverstand zusammenzufassen. |