1996/97
Bezirke

La Donna die Garbo
von Carlo Goldoni
(Deutsch von Justus Heinrich Saal)

Premiere 8. Jänner 1997

Mit
Franziska Sztavjanik als Rosaura
und
Manfred Dungl
Bernie Feit
Nicolaus Hagg
Robert Hauer-Riedl
Wolfgang Muhr
Matthias Rehrl
Irene Sollat
Anna Franziska Srna
Ursula Strauss
Peter Vilnai

Inszenierung: Michaela Scheday
Bühne: Ludwig Reiter
Kostüme: Brigitte Berchtold

 
„Garbo“ — das heißt so viel wie „Anmut, Liebenswürdigkeit, Geschick oder Anstand“. Und mit welchen Eigenschaften könnte man die hübsche Magd, die seit kurzem im Hause des reichen Dottore arbeitet, besser beschreiben als mit diesen. Denn Rosaura ist anmutig, liebenswürdig, geschickt, verfügt über gutes Benehmen und ist auf jedem Gebiet begabt. Sie hat Kenntnisse in der Juristerei, der Dichtkunst, dem Glücksspiel und der geheimen Zahlenmystik der Kabbala. Sie versteht etwas vom Kochen und ist up to date in Modefragen. Vor allem aber besitzt sie hervorragende Menschenkenntnis und vermag jeden bei seinen eigenen Eitelkeiten zu packen. Es gibt wohl keinen, der sie nicht mögen würde. So mancher der anwesenden Männer hätte sie gerne an seiner Seite gesehen, allen voran der Patron des Hauses. Aber Rosaura hat nur einen im Kopf, nämlich Florindo, den Sohn des Dottore, der ihr einst, als er noch Student in Pavia war, die Ehe versprach. Kurz darauf war er allerdings über alle Berge verschwunden. Und Rosaura, statt im stillen Kämmerlein ihr Liebesleid zu beklagen, fuhr schnurstracks nach Bologna, um Florindo hier im Hause seines Vaters zu erwarten und seine Liebe auf die Probe zu stellen.
Die Komödie entstand 1743.

 
Pressestimmen

Frauentag im Volkstheater in den Außenbezirken. Hier hat Rosaura die Hosen an, das Mädchen, welches eine versprochene Ehe einfordert und alle Männer an der Nase herumführt. Glücklich wird sie allerdings nicht dabei. Franziska Sztavjanik fegte als Rosaura wie ein Wirbelwind über die Bühne. Regisseuse Michaela Scheday hat die Volkstheater-Mimen so aufgeputscht, daß sie wie ausgewechselt wirken. Tut allen gut. Auch wenn Goldonis Stück kein großer Wurf ist. Viel Geplapper in einer zu langen Exposition, dafür ein tolles Finale. Michaela Scheday hat das Spiel schwungvoll und mit Phanthasie aufbereitet, Pointe reiht sich an Pointe, das Tempo geht nie verloren. Köstlich als Typen: Anna Franziska Srna, Nicolaus Hagg, Peter Vilnai, Bernie Feit. Für alle, die alte italienische Komödie mögen … ein kleines Feuerwerk.
Meinhard Rüdenauer, Täglich alles

Man bekommt mit dieser Rosaura ein Stückchen Emanzipation des 18. Jahrhunderts geliefert. Denn Goldoni setzt kühn voraus, daß dieses Mädchen aus armen Verhältnissen nicht nur klüger und gebildeter ist als alle Männer der Mittelklasse, sondern auch beser mit ihrer Umwelt umgehen kann. Allerdings erteilt sie der Schläue, mit der sie allen schmeichelt und sie solcherart gewinnt, am Ende eine sympathische Absage. Doch wohin wäre sie mit Ehrlichkeit gekommen? Ein bitterer Nachgeschmack für eine Komödie, den Michaela Scheday in ihrer Inszenierung keineswegs ausspart. Im übrigen geht es heiter zu. Einen nicht unbetächtlichen Beitrag dazu leisten die Kostüme von Brigitte Berchtold: Es ist ein rechter Fetzenkarneval, der hier entfesselt wird, und genauso fetzig, frech und fröhlich wird auch gespielt.
Heiner Wesemann, Volksblatt

Regisseurin Michaela Scheday jagt die Darsteller (in gar nicht schönen Kostümen Brigitte Berchtolds) durch Ludwig Reiters Bühnenbild, bringt aber sonst nur wenig Bewegung ins Spiel. Alles Derbe, Deftige hat sie aus dem Abend verbannt. Was bleibt, ist eine langwierig-harmlose Posse. Franziska Szavjanik macht manches wieder gut: Ihre Rosaura entzückt durch überschäumende Gefühle und wilde Herzschmerzen.
O. L., Kronen Zeitung

Mit den Waffen des Geistes erobert Rosaura zuletzt ihr Lieb zurück. Ein Sieg der Utopie. Michaela Scheday rettete in ihrer flotten, fingerzeigvollen, doch nicht didaktisch-grellen Inszenierung diesen Hauch schleißigen Glücks. Auch wenn weibliche Utopie sich erfüllt, stellt sich nicht eitel Wonne ein. Franziska Szatavjanik lebt in der Rolle der Früh-Emanzipierten streng-komisch auf. Alle, alle passen im Tonfall in dieses feingestimmte, bisweilen zu behutsame, aber von aller Spielfreuden-Schmierage freie Commedai dell’arte-Ensemble. Robert Hauer-Riedl, Wolfgang Muhr, Irene Sollat, Nicolaus Hagg, Anna Franziska Srna, Peter Vilnai, Manfred Dungl, Matthias Rehrl, Bernie Feit, Ursula Strauss.
Hans Haider, Die Presse

Produktionen L