1993/94
Bezirke

Der Lechner Edi schaut ins Paradies
von Jura Soyfer

Premiere 15. September 1993

Edi Lechner: Günter Franzmeier
Fritzi: Alexandra Haring
Pepi, Elektromotor: Rüdiger Hentzschel
Blinder Bettler: Manfred Jaksch
Toni, verstorbener Freund von Edi: Michael Schuberth
Dr. Galvani: Rainer Frieb
Galileo Galilei: Adolf Lukan
Der Richter: Rainer Frieb
Der Verteidiger: Wolf Dähne
Columbus: Rainer Frieb
2 Matrosen: Michael Schuberth, Wolf Dähne
Johann Gutenberg: Wolf Dähne
Portier des Paradieses: Manfred Jaksch

Inszenierung und Bühne: Erhard Pauer
Kostüme: Isabel Stech

 
Edi Lechner hat seine Arbeit in einer Schuhfabrik verloren. Die Schuld daran gibt er der „Maschin“, die an seine Stelle getreten ist und die er deshalb „zsammhaun“ will. Doch auch der Elektromotor „Pepi“, eine Schuhmaschine, ist mittlerweile „arbeitslos“, da sich niemand mehr Schuhe leisten kann. Den wahren Schuldigen für die Massenarbeitslosigkeit glaubt „Pepi“ in Galvani, dem Erfinder der Elektrizität, gefunden zu haben. Daraufhin reisen Edi, seine Freundin Fritzi und „Pepi“ mit einer Zeitmaschine zurück zu Galvani, um ihn an seiner Erfindung zu hindern. Der verzichtet gern darauf, als er entsetzt ein Radioprogramm von 1936 hört, verweist die drei aber an Galilei, der die theoretischen Grundlagen für den technischen Fortschritt geliefert hat. Auf ihrer Suche nach dem Ursprung des menschlichen Erfindergeistes führt die Reise immer weiter zurück in die Tiefe der Geschichte. Über Galilei kommen sie zu Kolumbus und Gutenberg, durchwandern das Mittelalter und das Altertum, bis sie schließlich vor dem Paradies stehen. Edi will nun die „Erfindung“ des Menschen verhindern.
Fritzi ist für seine Erschaffung. Aus seinem Nein und ihrem Ja entsteht erneut der Mensch in all seiner Widersprüchlichkeit. Am Ende erkennt Edi, daß die Entwicklung der Menschheit von jedem einzelnen abhängt, und er kehrt mit seiner Freundin (allzu) optimistisch gestimmt in die Gegenwart zurück.
Das Stück entstand vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Depression in den dreißiger Jahren. 1936 waren in Österreich etwa 360 000 Menschen arbeitslos. Soyfers revueartiges, im Wiener Dialekt geschriebenes Lehrstück, dessen zehn Bilder an Kabarettnummern erinnern, ist ein zensurbedingt verschlüsselter Aufruf zu politischer Eigeninitiative. Edis anfängliche Maschinenstürmerei endet mit seiner Akzeptanz des technischen Fortschritts, unter der Voraussetzung, daß er verantwortungsvoll zum Wohl des Menschen eingesetzt wird.

 
Pressestimmen

Erhard Pauer, dem Regisseur und Bühnenbildner, gelingt auf weite Strecken die schwierige Balance zwischen Satire und Tragödie. Wichtigste Stützen auf diesem schmalen Weg sind ihm Günter Franzmeier und Alexandra Haring. Wesentlichen Anteil am Erfolg der Premiere haben auch Klaus Erharter und Erich Meixner, die Soyfers „Couplets“ musikalisch teils bearbeitet und zum anderen Teil selbst komponiert haben.
Thomas Götz, Die Presse

Produktionen L